Berlin. Die Panda-Zwillinge Pit und Paule haben sich zum ersten Mal vor Journalisten durch ihr Gehege gerollt. Sehen Sie das passende Video.

Es ist kein triumphaler Einzug ins neue Zuhause: Auf dem Arm von zwei Tierpflegern werden die fünf Monate alten Panda-Zwillinge in das Gehege getragen, das bislang Panda-Mama Meng Meng allein gehörte.

Ab sofort muss sie es mit ihrem Nachwuchs, den Bärenbrüdern Meng Xiang und Meng Yuan – genannt Pit und Paule – teilen. Denn endlich ist es so weit: Der Nachwuchs kann die Kinderstube hinter den Kulissen verlassen und auf Ausflugstour gehen. Von nun an sind die Bärenkinder in dem gläsernen Showroom im Berliner Zoo zu sehen. Der Niedlichkeitsfaktor ist garantiert.

„Wir wollen die kleinen Pandas nicht länger dem Publikum vorenthalten“, sagte Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem am Mittwoch bei einer ersten Vorab-Präsentation der Tiere. Alles sei vorbereitet, mit Besucherschlangen werde am Donnerstag gerechnet. „Aber das hat der Zoo schon bei Knut ganz gut gepackt“, sagte Knieriem. Er appellierte nur an die Besucher, sich nicht zu laut zu verhalten und nicht an die Glasscheiben zu klopfen.

Panda-Zwillinge tollen herum und lassen sich von Mutter einsammeln

Wie tiefenentspannt Pandas sind, bewiesen die Jungtiere einmal mehr, nachdem sie von den Pflegern auf der Holzbank abgesetzt wurden. In Zeitlupentempo drehten sie ihre Köpfe und blickten sich um. Angst, dass Pit und Paule aus dem Bild laufen könnten, mussten die Fotografen nicht haben. Schließlich tapst der eine langsam los, lässt sich von der Bank gleiten, verschwindet darunter und kriecht wieder hervor. Der andere macht sich Richtung Kletterfelsen auf.

Das ist der Moment, an dem das Schauspiel der beiden Bärenkinder beginnt: kraxeln, plumpsen, aufrappeln, kopfüber stecken bleiben, am Ast baumeln, abrutschen, sich balgen. Alles noch sehr unbeholfen, aber gerade deshalb besonders amüsant. Mutter Meng Meng hielt sich anfangs im Hintergrund und ließ die beiden den Panda-Spielplatz erkunden. Doch nach einer knappen Stunde „sammelte“ sie ihren Nachwuchs ein und zog sich mit den beiden in einer Kuhle zurück, damit sie eine Pause machen konnten. Der eine schlief sofort ein. Mittagsruhe.

Panda-Mutter Meng Meng kümmert sich um ihren Nachwuchs.
Panda-Mutter Meng Meng kümmert sich um ihren Nachwuchs. © Getty Images | Maja Hitij

Pit und Paule sind die ersten Großen Pandas überhaupt, die in Deutschland geboren wurden. Am 31. August 2019 kamen sie auf die Welt, nicht einmal 200 Gramm schwer. Weil Pandas immer nur ein Jungtier in der Natur großziehen – die Energie aus der Bambusnahrung reicht nicht für zwei – wurden die Babys abwechselnd der Mutter zum Stillen gegeben.

Das andere war in der Zeit im Brutkasten, den die Charité zur Verfügungs gestellt hatte. Die große Frage war, wie Meng Meng sich verhalten, wenn sie merkte, dass sie eigentlich zwei Kinder hat. Aber auch das lief wie bei Pandas – entspannt. Es habe keinen Moment der Verwirrung gegeben, sagt Knieriem. Sie hätte beide problemlos akzeptiert.

Panda-Zwillinge zeigen unterschiedliche Charaktere

Jetzt wiegen die Panda-Brüder mehr als zehn Kilogramm. Noch trinken sie täglich Milch. „Sie haben auch gelernt aus der Flasche zu trinken und sie selbst zu halten“, sagt der Zoo-Direktor. Im Sommer beginnen sie, Bambus zu essen. Etwa die Hälfte des Tages verschlafen sie noch, aber die Spielzeit nimmt immer mehr zu.

Dabei zeigen sie auch schon ihre unterschiedlichen Charaktere: Pit (Meng Xiang) ist gemütlich, verträumt und bei seinen Erkundungstouren noch zurückhaltend. Paule (Meng Yuan) ist wesentlich aktiver. Ihm ist kein Felsen zu hoch, jedes Astloch interessiert ihn. Paule ist einfach ein Entdecker. Um sie zu unterscheiden, gibt es nur ein einziges Merkmal: Pit hat eine etwas längere Schnauze als Paule.

Diie kleinen Pandas im Berliner Zoo haben ihr Gehege erkundet.
Diie kleinen Pandas im Berliner Zoo haben ihr Gehege erkundet. © Getty Images | Maja Hitij

Für den ersten Ausflug der Panda-Jungtiere wurde die große Kletterlandschaft aus Holz auf drei kleine Kletterstationen zurückgebaut. Auch das Wasserbecken ist leer und geschlossen, damit keiner hineinfällt. In den nächsten vier bis acht Wochen wird das die kleine Welt der Panda-Zwillinge sein. In dieser Zeit wird die Außenanlage vorbereitet. Im Frühjahr, wenn beide sicher klettern können, dürfen die kleinen Bärenjungs auch ins Freie.

Die Panda-Familie ist ab sofort täglich während der Öffnungszeiten zu sehen. Nur zum Wiegen, Messen und Trinken sind die kleinen Pandas gelegentlich hinter den Kulissen. Aber dann ist ja auch noch Panda-Vater Jiao Qing zu sehen, der mit der Aufzucht nichts zu tun und seinen eigenen Bereich hat. Für ihn hat sich am Mittwoch kaum einer interessiert, aber das wird sich wieder ändern. Voraussichtlich in zwei bis vier Jahren werden die Panda-Zwillinge – wie auch in der Natur – eigene Wege gehen und den Zoo Berlin verlassen.

Dieser Text erschien zuerst auf www.morgenpost.de.