Berlin. Ausbruchsversuch in MacGyver-Manier: Beamte vereitelten in der JVA Berlin-Tegel eine Flucht. Der Insasse ist als „Maskenmann“ bekannt.

In der Justizvollzugsanstalt Tegel (JVA Tegel) haben Beamte am frühen Montagmorgen einen Ausbruchsversuch vereitelt. Bei dem Ausbruchsversuch kam, anders als zunächst angenommen, doch kein Schweißgerät zum Einsatz.

Nach Angaben eines Sprechers der Justizverwaltung hatte der Gefangene vielmehr eine chemische Flüssigkeit hergestellt. Zusätzlich hatte er die Gitterstäbe unter Strom gesetzt. Im Zusammenspiel ließ sich das Metall dadurch so stark erhitzen, dass es schmolz. Um sich durch das offene Fenster aus dem dritten Stock abzuseilen, hatte der Gefangene bereits Bettlaken zusammen gebunden.

Ein Mitarbeiter der JVA entdeckte ihn jedoch. Der Gefangene habe keinen Widerstand geleistet, sondern wurde mit Hilfe einer Leiter nach unten geführt.

JVA in Berlin: „Maskenmann“ überfiel zwei Familien und entführte Manager

Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ handelt es sich bei dem gescheiterten Ausbrecher um den sogenannten „Maskenmann“, Mario K. Der heute 52 Jahre alte gelernte Dachdecker hatte zwei Familien brutal überfallen und einen Manager entführt. Im Jahr 2016 endete das lange Gerichtsverfahren, als der Bundesgerichtshof eine Revision ablehnte. Das Urteil gegen K. wegen versuchten Mordes und räuberischer Erpressung wurde rechtskräftig. Seitdem sitzt K. in Haft.

Sicherheitsleuchten und Überwachungskameras vor einem Gebäude der JVA Berlin-Tegel.
Sicherheitsleuchten und Überwachungskameras vor einem Gebäude der JVA Berlin-Tegel. © dpa | Paul Zinken

Nach seinem gescheiterten Ausbruchsversuch wird er dort noch etliche Jahre bleiben. Eine weitere Verurteilung wegen des Fluchtversuchs droht ihm nicht, weil dies nach geltendem Recht nicht als strafbar gilt. Weil er die Gitter zerstörte, wird sich K. allenfalls wegen Sachbeschädigung verantworten müssen.

Mann wurde gegen 4.30 Uhr an der Fassade der JVA Berlin-Tegel entdeckt

Zunächst hatten die Behörden vermutet, dass der Gefangene die Gitter seiner Zelle in der Teilanstalt V aufgeschweißt hatte. Bedienstete hatten den Mann um etwa 4.30 Uhr von der Fassade heruntergeholt. Der Sprecher der Justizverwaltung, Sebastian Brux, sagte der Berliner Morgenpost, dass zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer vollendeten Flucht bestand.

„Nach dem Abseilen wäre der Gefangene immer noch auf dem Gefängnisgelände gewesen und hätte die Außensicherungsanlage, also einen Mauer und einen Zaun, überwinden müssen“, sagte Brux.

Der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt kommentierte: „Ich danke den aufmerksamen Beamten, dass sie den Fluchtversuch vereitelt haben.“

Zu Ausbruchsversuchen in Gefängnissen kommt es immer wieder. Im August hatte es in nur wenigen Tagen vier Ausbrüche in Deutschland gegeben.

  • Dieser Text erschien zuerst auf www.morgenpost.de.