Berlin. Im Mai verkündeten Deutschlands bekannteste Zwillinge das Aus für Die Lochis. Nach Album und Tour soll im September Schluss sein.

Im Mai dieses Jahres konnte man in deutschen Kinderzimmern Mädchenherzen brechen hören. Heiko und Roman Lochmann alias Die Lochis verkündeten das Ende ihrer YouTuber-Karriere. Nach dem Album „Kapitel X“, das am 13. September erscheint, und einer Tour, die sie am 19. September ins Huxley’s führt, ist endgültig Schluss.

2,6 Millionen Followern bleiben dann nur noch Videos aus der Konserve, die die Zwillinge seit ihrem elften Lebensjahr ins Netz stellten, und die Hoffnung, dass die beiden auf anderem Wege zu ihren Fans zurückkehren. Beim Treffen sprechen die heute 20-Jährigen über den Abschied von der Jugend, Reizüberflutung in der Hauptstadt und einsame Hotelnächte.

Sie haben im Mai mit einem emotionalen Video das Ende der Lochis verkündet. Wie ist es Ihnen beim Dreh ergangen?

Roman Lochmann Die vergangenen Wochen waren sehr emotional für uns. Aber auch das Album und die Tour werden noch mal eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle. Als wir das Video gedreht haben, hatten wir die Entscheidung schon eine Weile getroffen, vom Kopf her waren wir deshalb schon darauf vorbereitet. Der Dreh war deshalb auch schön. Wir sind an ganz viele Orte gereist, die uns in den letzten Jahren begleitet haben. Der erste große Auftritt, das Studio, in dem wir unser erstes Album aufgenommen haben. Wir haben uns ein wenig in Nostalgie treiben lassen.

Auch Berlin spielt Ihrem Video eine große Rolle. Vielleicht ein Hinweis auf die Zukunft?

Roman Lochmann Wir waren in den letzten Jahren jede Woche in Berlin. Es ist ja die Hauptstadt der Musik und der Kreativszene. Wir wohnen nicht hier, aber es fühlt sich trotzdem an wie Zuhause.

Heiko Lochmann Wir sind sehr gern hier, aber wenn wir zu Hause in Darmstadt sind, haben wir doch mehr unsere Ruhe und unsere Freunde und Familie vor Ort. Das brauchen wir als Ausgleich. Wenn ich hierher ziehen würde, hätte ich Angst, mich in der Stadt zu verlieren. Berlin ist eine extreme Reizüberflutung.

Wenn man so lange zusammen gearbeitet hat und sich dann entschließt, das zu beenden. Wie fällt so eine Entscheidung? Haben Sie beide schon länger darüber nachgedacht und dann hat sich einer getraut, etwas zu sagen?

Roman Lochmann Wir haben ja nicht beschlossen, uns zu trennen, nur vom Namen Die Lochis und dem YouTuber-Sein. Darüber denkt man dann natürlich lange nach. Aber ja, genauso war das. Ich glaube, ich war derjenige, der es im vergangenen Jahr zum ersten Mal ausgesprochen hat. Aber wir hatten es beide schon eine Weile auf dem Herzen und haben dann irgendwann darüber geredet. Uns beiden war klar, dass das Thema Die Lochis endlich ist. Dass wir einen Drang zur Veränderung spüren, weil wir erwachsener werden. Der Name und alles, was wir darunter gemacht haben, steht für unsere Kindheit und Jugend. Das gilt genauso für unsere Fans.

Heiko Lochmann Irgendwann wächst man da eben raus. Wir haben beschlossen, diese Veränderung zu akzeptieren, bevor wir in ein paar Jahren nur noch eine Rolle spielen. Loslassen, um weitergehen zu können. Wir haben am Ende auf unser Herz gehört.

• Im Video erklären die Lochis ihr Karriereende

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Hatten Sie Angst vor den Reaktionen Ihrer Fans?

Roman Lochmann Natürlich hatten wir Angst. Deshalb haben wir uns vorher auch 100.000 Mal hinterfragt, ob es wirklich der richtige Schritt ist. Es fiel uns überhaupt nicht leicht, das alles hinter uns zu lassen. Aber es ist die richtige Entscheidung. Negative Reaktionen gehören leider dazu.

Heiko Lochmann Mit jeder anderen Entscheidung hätten wir uns nicht wohl gefühlt. Uns war schon sehr lange klar, dass wir mit Mitte 20 nicht mehr als Die Lochis auf der Bühne stehen wollen. Das sind wir einfach nicht mehr. Als wir den Namen erfunden haben, waren wir elf.

Die Lochis beim Halberg Open Air in Saarbrücken. Eine Foto aus dem Jahr 2016.
Die Lochis beim Halberg Open Air in Saarbrücken. Eine Foto aus dem Jahr 2016. © imago/Becker&Bredel | imago stock&people

Wie fühlt es sich an, sich heute die Videos aus dieser Anfangszeit anzusehen?

Heiko Lochmann Unsere komplette Entwicklung der vergangenen Jahre ist auf Kamera festgehalten. Das ist mega schön. Wir schämen uns nicht dafür, das ist ein Teil von uns, der uns geprägt hat.

Roman Lochmann Wir sind in der Öffentlichkeit erwachsen geworden. Und acht Jahre sind in dieser schnelllebigen Zeit eine Ewigkeit. Da ist es schön, zurückschauen zu können.

Fühlen Sie sich denn erwachsen? Ist der Prozess abgeschlossen?

Roman Lochmann Erwachsener vielleicht. Ganz erwachsen ist man doch nie. Das innere Kind lebt in uns beiden weiter. Wir haben in den letzten Jahren so viel erlebt, da wäre es natürlich fatal, wenn wir nicht auch ein bisschen an Reife gewonnen hätten.

Heiko Lochmann Trotzdem sind wir nicht auf dem gleichen Level wie jemand, der 40 ist, Frau und Kinder hat. Das Thema Lochis ist noch sehr jugendlich und genau jetzt ist der Zeitpunkt, an dem sich das eben nicht mehr so richtig anfühlt.

Wissen Sie denn schon konkret, was nach den Lochis kommt oder wissen Sie nur, was Sie nicht mehr wollen?

Roman Lochmann Wir wissen, dass wir nach unserem letzten Konzert erst mal in den Urlaub fahren.

Heiko Lochmann Wir werden einen Familienurlaub machen. Wir waren in den vergangenen Jahren zu wenig zu Hause, das haben sich unsere Eltern wirklich verdient.

Roman Lochmann Genau. Und zwar länger als eine Woche und ein bisschen in die Ferne. Das kam wirklich zu kurz. Und dann nutzen wir die Zeit, um wirklich kreativ zu sein, um mit ganz freiem Kopf an uns selbst und an unserer Kunst zu arbeiten.

Wie weit gehen Ihre Vorstellungen von der Zukunft auseinander, jetzt wo Sie nicht mehr gezwungen sind, alles gemeinsam zu planen?

Roman Lochmann Die sind tatsächlich ziemlich ähnlich. Unser beider Herz schlägt für die Musik und wir werden jetzt auch nicht nur noch als Solo-Künstler unterwegs sein. Zwillinge kann man einfach nicht so leicht trennen!

Heiko Lochmann Wir sind beide Rampensäue. Das kriegt man so schnell nicht raus. Was die richtig großen Unterschiede sind, kann ich wirklich nicht sagen. Aber genau um das herauszufinden, haben wir ja dann Zeit. Kreativ werden, Inspirationen finden und dann schauen, wie es weitergeht.

Die Lochis als Teilnehmer bei der Let’s Dance-Show von 2018.
Die Lochis als Teilnehmer bei der Let’s Dance-Show von 2018.

In Ihrem Abschiedsvideo erzählen Sie, dass Sie Angst hatten, sich als Brüder zu verlieren, wenn Sie so weitermachen wie bisher. Was meinen Sie damit?

Roman Lochmann Es gab eine Zeit, 2017 etwa, da waren wir wahnsinnig viel unterwegs. Wir haben uns nirgendwo mehr zu Hause gefühlt und wusste nicht mehr, wofür wir das alles machen. Das darf nicht passieren, wir haben nicht mehr für unsere Sache gebrannt. Da waren wir kurz davor, uns zu verlieren.

Heiko Lochmann Der größte Antrieb war für uns immer, das eigene Spiegelbild neben sich zu haben. Man bekommt immer direkte Kritik für alles. Und wir hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen. Je weiter wir uns voneinander entfernt hatten, desto weniger Antrieb war da. Wir haben uns damals nicht gestritten. Aber eine Zeit lang war es einfach so viel, dass jeder nur noch in seinem Tunnel funktioniert hat und nicht auf sein Umfeld geachtet hat. Wir haben damals die Bremse gezogen und uns wieder auf das Wesentliche besonnen: auf uns.

Roman Lochmann Wir freuen uns jetzt auch, wieder Sachen gemeinsam zu erleben, die mit den Lochis überhaupt nichts zu tun haben.

Sie sprechen im Video auch von Einsamkeit …

Roman Lochmann Wenn man tagsüber vor 5000 Menschen auf der Bühne steht und dann abends allein im Hotelzimmer sitzt, ist das ein harter Kontrast. Da kommt es schon mal vor, dass man sich einsam fühlt. Wir wollen aber nicht rumheulen. Am Ende ist unser Job ein riesen Privileg.

Was war das Beste daran, Die Lochis zu sein?

Heiko Lochmann Das Beste war, dass wir unseren Traum wahr werden lassen konnten. Und dass wir ganz tolle Menschen kennenlernen durften. Unsere Fans, die uns teilweise schon seit Jahren begleiten.

Roman Lochmann Es war am Ende einfach eine geile Zeit. Wir haben auf den größten Bühnen des Landes gespielt. Unseren Auftritt am Brandenburger Tor werde ich nie vergessen. Größer geht nicht. Die Erinnerungen sind sehr wertvoll. Die Demut davor nicht zu verlieren, ist vielleicht die wichtigste Lehre der letzten Jahre.

Bekanntgabe im Mai:

Auch interessant