Berlin. Ein falsche Polizistin (22) hat in Berlin nach eigenen Angaben an echten Einsätzen teilgenommen. Die Behörde war offenbar machtlos.

Eine Frau, die sich in Berlin als falsche Polizistin ausgegeben hat, tut das offenbar schon seit Jahren. Sie trug bei ihrer Festnahme eine echte Uniform – und war den wahren Polizisten vor allem aufgefallen, weil sie bei den sommerlichen Temperaturen die komplette Dienstkleidung korrekt trug – inklusive Jacke. „Das war mein Fehler“, räumt K. im Gespräch mit der „Berliner Morgenpost“ ein.

Wegen Amtsanmaßung saß die 22-Jährige, die als Mann zur Welt kam und jetzt als Frau lebt, auch schon 14 Monate im Gefängnis. „Ich will trotzdem weitermachen“, sagt sie. Und momentan sieht es nicht so aus, als könnte die Berliner Polizei sie aufhalten.

Falsche Polizistin nahm in Berlin Personalien auf

Für die Polizei ist das wiederum peinlich. Denn K. bezieht ihre echte Kleidung nach eigenen Aussagen zum Teil von echten Polizisten. Hinzu kommt: K. steht unter Beobachtung des Landeskriminalamtes (LKA) Spree – einem Zentrum für täterorientierte Prävention bei rückfallgefährdeten Sexualstraftätern. Sie saß dreieinhalb Jahre wegen sexueller Nötigung im Gefängnis. „Das ist auch der Grund, warum ich nicht als Polizistin arbeiten kann. Ich habe nichts schlechtes im Sinn. Ich will Menschen doch nur helfen“, sagt sie.

Ein Einsatz, bei dem K. nach eigenen Aussagen geholfen hat, war eine

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im April dieses Jahres. Hunderte Jugendliche gerieten damals aneinander, weil die Szenegrößen „Bahar al Amood“ und „ThatsBekir“ Streit miteinander hatten. Nur ein massives Polizeiaufgebot konnte die Situation damals beruhigen. Mittendrin war auch K.

Sie habe gemeinsam mit ihren echten „Kollegen“ Personalien aufgenommen und Leute festgesetzt. „Wir haben die Situation geklärt“, erklärt K. Gegenüber der Berliner Morgenpost sagt sie auch, dass sie auch schon Polizeiwagen gefahren sei. Nachprüfen lässt sich das indes nicht. War sie tatsächlich bei Einsätzen dabei und hat möglicherweise Personalien aufgenommen, dann kommt auf die Berliner Polizei wahrscheinlich viel Ärger zu.

Falsche Polizistin trug Schlagstock und Pfefferspray bei sich

Zum Großeinsatz auf dem Alexanderplatz sei sie zufällig gekommen. Sie informiere sich online, was in der Stadt passiere. Manchmal greife sie aber auch ein, wenn sie in der Stadt unterwegs sei und etwas beobachte. Manches erfahre sie aber auch von Polizisten.

Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ zieht die

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nun weitreichende Ermittlungen nach sich. Denn bei ihrer Festnahme trug K. nicht nur echte Uniformteile, sondern auch einen Schlagstock, Handschellen, Pfefferspray, eine Waffenattrappe, Hoheitsabzeichen und ein Patch der Direktion 5 (Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg). Alles original und eigentlich nicht frei verkäuflich. K. hat nach eigenen Aussagen 3000 bis 4000 Euro für ihre Polizeiausrüstung bezahlt.

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Falsche Polizistin: Woher bekam sie echte Uniform?

Die Behörde muss intern nun also der Frage nachgehen, woher K. die Sachen bekam und warum sie seit zwei Jahren, trotz Beobachtung durch das LKA und Verurteilung, in Berlin „ermitteln“ kann. Neben der Festnahme vor mehr als einer Woche seien auch in der Polizeidirektion 5 vier Sachverhalte „mit den Delikten Missbrauch von Titeln und Amtsanmaßung“ in der Zeit von 2017 bis 2019 bekannt, heißt es aus der Behörde auf Nachfrage der „Berliner Morgenpost“.

K. selbst sagt, dass sie schon mehrfach erwischt, zum Teil aber auch einfach wieder laufengelassen wurde. Die Polizisten würden sie schon kennen. Gegen die 22-jährige wird nun wieder wegen Amtsanmaßung und zusätzlich wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz ermittelt.

• Hintergrund:

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Justizverwaltung ist für falsche Polizistin zuständig

Bei der jüngsten Festnahme ließen die Polizisten die falsche Polizistin nicht gehen, sondern beschlagnahmten die falsche Uniform. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fanden die Beamten weitere Uniformteile. Außerdem trug K. noch zwei Gramm Amphetamine bei sich.

Unangenehm wird die ganze Geschichte aber nicht nur für die Polizeibehörde, die nun auch in den eigenen Reihen ermitteln muss, sondern auch für die Justizverwaltung. Denn K. steht nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ unter der justiziellen Maßregel der Führungsaufsichtsstelle (FASt) und den Sozialen Diensten der Justiz Berlin – sprich der Bewährungshilfe. K. wiederum weiß, dass ihr Handeln strafbar ist und sie sich dafür verantworten muss, sagt sie.

• Dieser Artikel ist in etwas anderer Form zuerst auf Morgenpost.de erschienen.