Potsdam. Eins Sechsjährige war am Samstag aus einem Möbelhaus entführt und vermutlich sexuell missbraucht worden. Der Verdächtige war vorbestraft.

22 Stunden war die Sechsjährige vermisst: Das Mädchen war mit seinen Eltern in einem Möbelhauses in Potsdam gewesen und dann verschwunden. Am vergangenen Sonntag fand die Polizei das Mädchen weinend auf einem Gehweg. Es soll sexuell missbraucht worden. Gegen einen 58-Jährigen ist nun Haftbefehl erlassen worden - wegen Freiheitsberaubung und sexuellem Missbrauch.

Jetzt stellte sich heraus: Der mutmaßliche Entführer ist der Polizei bereits bekannt gewesen. Er ist einschlägig vorbestraft, teilte die Staatsanwaltschaft Potsdam auf Anfrage der Deutschen Presseagentur mit.

Was sich laut der Ermittler am Wochenende in Potsdam abgespielt haben soll, klingt wie der Alptraum vieler Eltern: Die Familie ist am Samstagnachmittag mit den Kindern im Möbelhaus, die sechs Jahre alte Tochter nimmt den Fahrstuhl, allein. Der Vater sieht die Kleine, wie sie im Erdgeschoss aussteigt und zum Ausgang geht. Dann ist sie weg.

Missbrauch nach Entführung eines Mädchens? 58-Jähriger festgenommen

Am frühen Abend alarmiert der Vater die Polizei. Die sucht das Mädchen mit 70 Leuten, Hubschrauber und Drohne. Am Sonntag wird das Kind weinend auf einem Gehweg gefunden. Wie sich später herausstellt, ist es verletzt, mutmaßlich sexuell missbraucht. Noch am Sonntag wird ein 58 Jahre alter Deutscher festgenommen.

Polizei und Feuerwehr suchten nach dem Mädchen.
Polizei und Feuerwehr suchten nach dem Mädchen. © dpa | Julian Stähle

„Wir ermitteln wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs an dem Kind“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Markus Nolte. Der Mann konnte „aus persönlichen Gründen“ noch nicht vernommen werden. Was damit gemeint ist, lässt Nolte offen. Es geht neben dem Missbrauchsvorwurf weiter um das Delikt Freiheitsberaubung, also um den Entführungsverdacht.

Für die Suche nach dem Mädchen waren Bereitschaftspolizisten aus ihrem freien Wochenende gerufen worden. Sie gingen in Hauseingänge und Keller, befragten Anwohner. Dabei fiel den Polizisten schließlich das vietnamesisch-stämmige Mädchen auf dem Gehweg auf, sie erkannten es wieder.

Für solche Krisenfälle gibt es besonders geschulte Ermittler. Kriminalistinnen hätten das Kind altersgerecht befragt, heißt es in einer Mitteilung der Polizei.

Nachbarn sehen, wie Mann abgeführt wird

Das Amtsgericht Potsdam erließ am Montagnachmittag Haftbefehl, wie von der Staatsanwaltschaft beantragt. Zu dem Verdächtigen sagten die Ermittler nicht mehr. Wie die „Märkische Allgemeine“ berichtet, wurde der Mann nur wenige Straßen entfernt von dem Ort, wo das Kind verschwunden war, festgenommen. Ein Bewohner eines Mehrfamilienhauses sei abgeführt worden, das hätten Nachbarn in Drewitz, einem Ortsteil von Potsdam, bestätigt.

Einer der schlimmsten Fälle der deutschen Geschichte:

Auch interessant

Dass Kinder und Jugendliche verschwinden und als vermisst gemeldet werden, ist nicht selten: laut einer privaten Hilfsorganisation 60 000 Mal im Jahr. Glücklicherweise tauchten sie in mehr als 99 Prozent aller Fälle wohlbehalten wieder auf, heißt es auf der Homepage der „Initiative vermisste Kinder“. (jb/dpa)