Berlin. Das Eisbärenbaby im Berliner Tierpark wurde nur wenige Wochen alt. Pfleger entdeckten am Dienstag das leblose Tier. Es war dehydriert.

Das Eisbärenbaby im Berliner Tierpark ist gestorben. Das teilte der Tierpark am Dienstag mit. Das Jungtier starb nach 26 Tagen am Morgen des 2. Januar, hieß es in einer Mitteilung.

Die Obduktion im Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung ergab inzwischen, dass das Weibchen vor seinem Tod nicht genug Muttermilch getrunken hat. „Es hat 12 bis 15 Stunden lang zu wenig Milch bekommen“, sagte Tierpark-Direktor Andreas Knieriem am späten Nachmittag. Das Tier sei ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr dehydriert.

Kein Fehler der Eisbärenmutter zu erkennen

Warum das fast einen Monat alte Tier nicht mehr trank, ist noch unklar. Bei weiteren Untersuchungen soll es um mögliche Infektionen gehen.

„Es gab weder Blutungen oder Quetschungen noch Organveränderungen“, sagte Knieriem. Es sei kein Fehler der Eisbärenmutter zu erkennen. „Man kann mit allen Jungtieren Glück und Pech haben“. Der plötzliche Tod der kleinen Eisbärin habe aber ihn auch sehr traurig gemacht. „Nach fast einem Monat hatten wir Hoffnung.“

Eisbärenmutter Tonja verliert schon das zweite Baby

„Wir wussten, dass die Jungtiersterblichkeit in den ersten Wochen sehr hoch ist, dennoch sind wir deprimiert und es macht uns traurig,“ teilte Eisbären-Kurator Florian Sicks mit.

Eisbärenmutter Tonja verliert bereits zum zweiten Mal hintereinander ihren Nachwuchs. Im vergangenen Jahr war der kleine Eisbär Fritz als erster Wurf im Alter von vier Monaten plötzlich gestorben.

Pfleger entdeckten leblosen Körper

Das neue Baby von Mutter Tonja sollte vom Frühjahr an dem Publikum gezeigt werden. Die Begeisterung nach der Geburt war groß, fast zehn Jahre nach der Euphorie um den berühmten Eisbären Knut aus dem Zoo in West-Berlin.

Noch am Neujahrstag waren Tierpfleger erfreut, das Eisbären-Junge wohlbehalten nach der Silvesternacht zu entdecken und bei Eisbärenmutter Tonja trinken zu sehen. Jede Störung und auch Lärm gelten als potenzielle Gefahren für die Eisbären-Aufzucht, und anders als bei Knut sollte das Junge auch nicht mit der Flasche aufgezogen werden.

Zuletzt ging alles gut. Doch beim Blick auf die Überwachungskamera am Morgen des 2. Januar sahen die Pfleger nur noch einen leblosen Körper in der Box.

Tonja zeigte sich als liebevolle Mutter

Schon bei Fritz galt der Tod des Jungen nicht als Schuld von Tonja. Die achtjährige Eisbärin zeigte sich in den vergangenen Wochen erneut als sehr liebevolle Mutter, die ihr quiekendes Junges vorbildlich säugte, pflegte und zwischen ihren mächtigen weißen Vordertatzen wärmte.

Erst am Wochenende hatte das Jungtier seine schwarzen Knopfaugen geöffnet. Videos aus der Überwachungskamera zeigten einen kleinen Eisbären, der zuletzt mit vier winzigen Pfötchen munter strampelte und dem langsam ein weißes Fell wuchs. Geschätztes Gewicht: gerade Mal ein Kilo.

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Tod von Eisbärenbaby Fritz war Rückschlag

Bereits der Tod von Fritz war ein herber Schlag für den Tierpark gewesen. Denn die achtjährige Mutter und ihr sechsjähriger Partner Wolodja sind im besten Eltern-Alter, auch wenn sich der Eisbären-Vater wie in freier Natur nicht um den Nachwuchs kümmert. Tonjas Wurfbox war für diesen Winter renoviert worden, um Hygienemängel auszuschließen.

Wie im vergangenen Jahr hatte der Tierpark den Eisbären-Geburtstag am 7. Dezember öffentlich gemacht. Auch, weil sich im tierverliebten Berlin ohnehin kaum etwas geheim halten lässt. Wie 2016 galt die Devise, dass die Eisbärin absolute Ruhe braucht. Seit Anfang Dezember hat kein Pfleger mehr ihre Wurfbox betreten, von Besuchern oder Medienrummel ganz zu schweigen.

Tonja brauchte auch kein Futter, weil sie sich genug Winterreserven angefressen hatte. Die Beobachtung erfolgte allein über nagelneue Kameras. Per Livestream und Chat gab Kurator Sicks Auskunft über die Lebensweise von Eisbären – das Interesse war riesig. Der im Vergleich zum Zoo weniger bekannte Tierpark im Osten der Stadt bekam mehr als 10.000 neue Follower in sozialen Netzwerken.

Erste zehn Tage gelten als kritisch

Eisbären kommen sehr unreif auf die Welt, auch das macht das Sterblichkeits-Risiko so hoch. Sie sind nicht größer als Meerschweinchen, können nicht laufen und haben kein Fell. Tonja brachte in beiden Jahren Zwillinge zur Welt, jeweils nur ein Tier überlebte. Auch das ist in freier Natur nicht ungewöhnlich.

Die ersten zehn Tage gelten für den überlebenden Nachwuchs als besonders kritisch. Aus der unsicheren Phase der ersten Wochen war auch der neue Wurf noch nicht heraus.

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kam dagegen im vergangenen Jahr sehr viel unerwarteter. (dpa/sdo)