Berlin. Mehr Sicherheit an Silvester: Nach sexuellen Übergriffen vor zwei Jahren gibt es in Berlin erstmals eine Sicherheitszone für Frauen.

Bei der Silvester-Feier am Brandenburger Tor in Berlin werden die Veranstalter erstmals eine Schutzzone und Anlaufstelle für Frauen einrichten. In der sogenannten „Women’s Safety Area“ sollen für Krisen geschulte Helfer des Deutschen Roten Kreuzes bereitstehen. An sie können sich Frauen wenden, die sexuell belästigt wurden oder sich unwohl fühlen.

„Wir bieten es an, falls jemand den Bedarf haben sollte, sich zu unterhalten“, sagte Veranstaltungssprecherin Anja Marx am Freitag. Die Zone sei auch eine Reaktion auf die Ereignisse in der Kölner Silvesternacht 2015, wo es zu zahlreichen sexuellen Übergriffen auf Frauen kam.

Frauen sollten überall ein Recht auf Sicherheit haben

Die Deutsche Polizeigewerkschaft sieht laut einem Zeitungsbericht die geplante Sicherheitszone für Frauen kritisch. „Wer auf so eine Idee kommt, hat die politische Dimension nicht verstanden“, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Sonnabend). „Damit sagt man, dass es Zonen der Sicherheit und Zonen der Unsicherheit gibt.“

Die Belästigung von Frauen in Menschenmassen ist Thema, seit es vor zwei Jahren

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. „Nein heißt Nein, und wenn der Täter sich dann nicht weghält, schreiten wir ein“, sagte Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Beim vergangenen Silvester habe es 14 Anzeigen wegen sexueller Straftaten gegeben, davon zwei wegen Vergewaltigung oder schwerer Nötigung.

Sechsstellige Summe für Sicherheitsvorkehrungen ausgegeben

Insgesamt geben die Veranstalter laut eigenen Angaben eine gute sechsstellige Summe allein für die Sicherheitsvorkehrungen aus, sagte Veranstaltungssprecherin Marx.

Das neue Sicherheitskonzept am Brandenburger Tor weckte internationales Interesse. „Deutsche läuten das neue Jahr mit Extra-Sicherheitsmaßnahmen ein – besonders für Frauen“, schrieb die US-amerikanische Tageszeitung „New York Times“ am Freitag (Ortszeit). Auch der renommierte „Guardian“ aus Großbritannien berichtete über die geplanten Maßnahmen.

Solche Schutzzonen existieren schon seit 2003 beim Oktoberfest in München. Mädchen und Frauen können dort bei der Aktion „Sichere Wiesn“ Hilfe suchen, das Konzept wurde mehrfach ausgezeichnet. Während der Wiesn in diesem Jahr suchten mehr als 250 Frauen Schutz bei der Aktion.

Auch mehr Sicherheits-Maßnahmen in Köln

Nach den Vorfällen vor zwei Jahren wird in Köln die Sicherheitszone um den Dom für die Neujahrsfeiern 2018 erweitert. In dem abgesperrten Bereich ist Feuerwerk verboten. Vor allem auf dem Bahnhofsvorplatz will die Polizei außerdem verhindern, dass sich größere Gruppen bilden. Mehr Videokameras und bessere Beleuchtung sollen die Sicherheit erhöhen.

„Die Polizei wird rund 1400 Beamtinnen und Beamte einsetzen“, sagte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob. Für den Jahreswechsel rechnen die Behörden mit ähnlich vielen Besuchern wie in den Vorjahren.

Kölner Polizei ist gut auf die Silvesternacht vorbereitet

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    In der

    hatten am Kölner Hauptbahnhof Gruppen junger Männer vor allem aus dem nordafrikanischen Raum zahlreiche Menschen bestohlen und sexuell bedrängt. Bei der Staatsanwaltschaft Köln waren mehr als 1.200 Strafanzeigen eingegangen, mehr als 500 davon bezogen sich auf Sexualdelikte.

    Taschenkontrollen und Feuerwerksverbote in vielen Städten

    Die meisten großen Städte planen zahlreiche Sicherheits-Maßnahmen zu Silvester 2018. Dabei geht es einerseits um den Schutz vor möglichen terroristischen Anschlägen. Andererseits wird vielerorts auch die Verwendung von Feuerwerk eingeschränkt, um Missbrauch zu vermeiden. Rucksäcke, große Taschen und Feuerwerkskörper sind verboten.

    Immer mehr Böller-Angriffe auf Feuerwehr an Silvester

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      So wurde beispielsweise eine feuerwerksfreie Sicherheitszone mit Einlasskontrollen am Main in Frankfurt eingerichtet. In Wiesbaden dürften Feuerwerkskörper nicht in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen angezündet werden, hatte Bürgermeister Oliver Franz (CDU) bereits in einer Mitteilung vom Mittwoch gesagt. Auch neben Reet- und Fachwerkhäusern sei das Abbrennen von Feuerwerkskörpern verboten. In Hamburg sollen dunkle Orte besser ausgeleuchtet werden und Absperrgitter bereitstehen.

      In München, wo es in der Silvesternacht 2015/16 einen Terroralarm gab, will die Polizei auch in diesem Jahr wieder stärker im Einsatz sein. In Erfurt sollen zu Silvester etwa 50 Poller den zentralen Domplatz schützen. (sth/dpa/epd)