Berlin. In Berlin sind vier Gefangene aus einem Gefängnis entkommen. Für ihre Flucht nutzten sie ihren Dienst in einer Werkstatt der Anstalt.

In Berlin sind vier Gefangene aus einer Justizvollzugsanstalt (JVA) ausgebrochen. Wie die Senatsverwaltung mitteilt, sei den Männern die Flucht über eine Kfz-Werkstatt auf dem Gelände der JVA Plötzensee gelungen.

Die vier Männer hatten vor ihrer Flucht die Gefängnismauer zerstört und sind durch ein Loch entkommen. Das teilte die Berliner Senatsverwaltung für Justiz am Donnerstag mit.

Sie hätten am Morgen zunächst ihren Dienst in einer auf dem Gelände der Haftanstalt gelegenen Werkstatt angetreten. Von dort aus seien sie an die Mauer gelangt und hätten mit einem schweren Hammer den Betonpfeiler zwischen zwei Lüftungsspalten zerstört, wie Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) und Anstaltsleiter Uwe Meyer-Odewald am Donnerstag mitteilten. Dann zersägten sie die Stahlträger unter dem Beton mit einer Flex.

Flucht dauerte nur drei Minuten

Durch das schmale Loch seien die Gefangenen dann auf das Außengelände gelangt und krochen unter dem Stacheldrahtzaun ins Freie. Die Ausbrecher sind zwischen 27 und 38 Jahre alt und saßen wegen Straftaten wie Diebstahl, räuberischer Erpressung oder schwerer Körperverletzung seit diesem Jahr ein.

Die Trümmer des aufgebrochenen Lüftungsschlitzes, durch den die Häftlinge entkamen.
Die Trümmer des aufgebrochenen Lüftungsschlitzes, durch den die Häftlinge entkamen. © dpa | Paul Zinken

Es handelt sich laut Justiz um zwei Deutsche sowie zwei Männer ungeklärter Nationalität. Drei von ihnen sollten 2018 entlassen werden, der erste bereits im März. Der vierte Mann hatte eine Haftstrafe bis Oktober 2020 zu verbüßen. Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach den Männern.

Ausbrecher arbeiteten in Werkstatt

Der Ausbruch dauerte gerade mal drei Minuten, wie es hieß. Eine Kamera, die die Eingangspforte der Autowerkstatt überwacht, filmte nach Justizangaben die Aktion um 8.49 Uhr zufällig, weil das Bild im Hintergrund auch die Lüftungsöffnung erfasst. Gleichwohl wurde nach Angaben von Anstaltsleiter Meyer-Odewald erst gegen 9.30 Uhr Alarm ausgelöst.

Am Morgen vor dem Ausbruch arbeiteten die Männer gemeinsam mit einem Dutzend weiteren Gefangenen in einer Autowerkstatt, die auf dem Gefängnisgelände liegt und an den Heizungsraum grenzt. Dort gelangten sie auch an die Werkzeuge. Wie sie sich allerdings Zutritt in den laut Anstaltsleitung üblicherweise verschlossenen Heizungsraum verschaffen konnten, ist noch unklar. An der Tür ist ein Sicherheitsschloss, das offenbar mit einem Schlüssel geöffnet wurde.

Verbogene Stahlträger am Tatort

In der Werkstatt dürfen laut Anstaltsleitung nur Gefangene arbeiten, die vorher im Rahmen eines Sicherheitschecks überprüft wurden. Zur Zeit des Ausbruchs wurden sie von drei Bediensteten überwacht, die nach den Worten von Anstaltsleiter Meyer-Odewald in den „verwinkelten Räumen“ jedoch nicht alle Häftlinge gleichzeitig im Blick haben können.

Auch auf Bildern dieser Überwachungskamera ist der Ausbruch zu sehen.
Auch auf Bildern dieser Überwachungskamera ist der Ausbruch zu sehen. © dpa | -

Aus dem aufgestemmten Loch ragten nach Außen gebogene Stahlträger. Davor lag herausgebrochenes Baumaterial und ein Kleidungsstück. Der Stacheldrahtzaun schien am Donnerstagvormittag intakt.

JVA Plötzensee mit 362 Insassen

Unklar ist, wegen welcher Vergehen die Männer in Haft waren und wie gefährlich sie sind. Wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, habe sich der Ausbruch am Mittwoch ereignet.

In der JVA Plötzensee im Berliner Stadtteil Charlottenburg sind nach Behördenangaben derzeit 362 Personen inhaftiert. Es ist nicht das erste Mal, dass die Haftanstalt in die Schlagzeilen gerät. Erst im September hatte ein Gefangener dort eine Matratze in Brand gesteckt und damit einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst.

Der Gefängnisstandort hat eine düstere Historie: Die NS-Justiz richtete im Strafgefängnis Plötzensee am Rande des Geländes der heutigen JVA rund 3000 Menschen hin, darunter Beteiligte des gescheiterten Mordanschlags auf Adolf Hitler im Juli 1944. Heute erinnert eine Gedenkstelle an die Ermordungen durch die Nationalsozialisten. (dpa)