Berlin. Nach dem Einbruch in ein Berliner Museum vermutet die Polizei, dass die Täter Insiderwissen hatten: „Sie waren sehr gut informiert.“

  • Der Einbruch ins Berliner Bode-Museum gibt den Ermittlern weiter Rätsel auf
  • Sie vermuten, dass die Münz-Diebe über Insiderwissen verfügten
  • Große Hoffnung, dass die Münze wieder auftaucht, hat die Polizei aber nicht

Nach dem

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sucht die Polizei weiter nach den Tätern. Ermittelt wird dabei auch, ob die Diebe Helfer vor Ort hatten.

Hoffnungen, dass die „Big Maple Leaf“ wieder auftauchen könnte, hat die Polizei indes wenig. Die Aufklärungsquote bei Kunstdiebstahl liegt bei zehn Prozent. Eingeschmolzen und in Kleinstmengen verkauft, ist es zudem nahezu unmöglich, den Ursprung des Edelmetalls zu ermitteln. Professionelle Goldschmiede schaffen es, vier Kilogramm in zehn Minuten einzuschmelzen. Nötig ist dafür ein Ofen mit 1063 Grad. Doch es geht auch einfacher.

Goldmünze könnte bereits zerlegt sein

„Mann kann das Gold auch Abschmelzen“, erklärt Goldschmiedemeister Karsten Münchow der „Berliner Morgenpost“. Dafür reiche schon ein handelsüblicher Schweißbrenner. „Das muss man sich ein bisschen wie beim Bleigießen vorstellen“, erklärt Mülchow. Das könne man auch im Keller machen.

Heißt: Wenn die Polizei Pech hat, ist die Münze schon längst zerlegt und wird bereits auf dem Markt angeboten. Da das Gold einen sehr hohen Reinheitsgrad hat, könnte das Feingold sogar zum Börsenwert verkauft werden.

Komplizen-Theorie immer wahrscheinlicher

Möglich wäre auch, dass die Diebe das Gold über Jahre in kleinen Mengen verkaufen. Immer wahrscheinlicher ist auch, dass die Einbrecher Komplizen gehabt haben. Sie wussten sehr genau darüber Bescheid, wie sie zu der Münze gelangen und wie das Bode-Museum bewacht wird. „Die Täter waren sehr gut informiert“, sagte Polizeisprecher Winfrid Wenzel der „Berliner Morgenpost“.

Bei einem so spektakulären Fall prüfe man selbstverständlich, ob die Täter Insiderwissen hatten, sagte Polizeisprecher Winfrid Wenzel am Dienstag. Es sei kaum vorstellbar, dass sie keine genaue Kenntnisse der Lage vor Ort gehabt hätten.

Diebe beschädigten Fensterscheibe beim Abtransport

Der Einbruch ereignete sich demzufolge gegen 3.30 Uhr. Gegen 4 Uhr hatte ein Sicherheitsmitarbeiter des Museums die Polizei alarmiert, nachdem er den Einbruch entdeckt hatte. Die Täter stiegen durch ein Fenster an der Rückseite des rund 100 Jahre alten Gemäuers in das für seine Münzsammlung bekannte Museum ein. Dort grenzt das Haus an die Gleise der Stadtbahn.

Um an die Goldmünze zu gelangen, mussten sie das Schutzglas einer Vitrine zerschlagen. Danach sind die Diebe mit dem 100 Kilogramm schweren Stück wohl über den gleichen Weg geflüchtet, auf dem sie gekommen waren. Denn dabei sei die Scheibe beschädigt worden. Das hätten Spuren am Tatort ergeben, sagte Wenzel.

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Bundeskanzlerin wohnt gegenüber der Museumsinsel

Bislang fehlt jede Spur von ihnen. Ob die Diebe während des Einbruchs beobachtet wurden oder die Alarmanlage anschlug, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Die Umgebung wird von Polizisten überwacht, da Bundeskanzlerin Angela Merkel gegenüber der Museumsinsel wohnt. Der Blick von Merkels Wohnhaus zum Tatort wird allerdings von der Bahnbrücke versperrt.

Die Ermittler der Polizei vermuten, dass die Täter mit einer Schubkarre unterwegs waren, um so das schwere Goldstück zu transportieren. Zudem könnten sie eine ausziehbare Leiter zum Einstieg in das Fenster benutzt haben. Im Nahbereich des Einbruchsortes wurde auf den Gleisen nahe des S-Bahnhofs Hackescher Markt eine Leiter gefunden. Es wird vermutet, dass die Einbrecher ein Fluchtauto am Monbijoupark parkten und von dort flüchteten.

Goldmünze ist aktuell 3,74 Millionen Euro wert

Die „Big Maple Leaf“ ist aus purem Gold und hat einen Durchmesser von etwa 53 Zentimeter. Der Wert wird mit etwa einer Million kanadischen Dollar beziffert (700.000 Euro). Nach dem aktuellen Goldpreis wäre eine Münze mit diesem Gewicht aus reinem Gold sogar etwa 3,74 Millionen Euro wert. Sie gilt als zweitgrößte Münze der Welt nach der australischen „Gold Kangaroo“, die eine Tonne wiegt. (mit dpa)

Dieser Text ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.