Müllrose. Raub, Diebstahl, Fahren ohne Führerschein: Der mutmaßliche Brandenburger Todesfahrer war schon vor Gericht – und wurde freigesprochen.

  • Zwei Polizisten sind in Brandenburg überfahren und getötet worden
  • Die Anteilnahme nach dem Vorfall ist groß
  • Im Land wurden zahlreiche Flaggen auf halbmast gesetzt

Der 24-Jährige, der zwei Polizisten und seine Großmutter in Brandenburg getötet haben soll, war den Behörden schon seit einiger Zeit als psychisch auffällig bekannt. Wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder am Mittwoch mitteilte, musste er sich Mitte November 2016 vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) unter anderem wegen Raubs, Diebstahls und Fahrens ohne Führerschein verantworten.

Die Anklage habe in dem Prozess auf eine Unterbringung des Mannes in der geschlossenen Psychiatrie gedrängt, sagte eine Sprecherin der Behörde (AZ: 26 Kls 13/16). Das Gericht sei diesem Antrag zwar gefolgt, habe aber die Maßnahme zur Bewährung ausgesetzt. Denn ein Gutachter hatte dem 24-Jährigen Behandlungsfähigkeit bescheinigt. Wegen einer attestierten psychischen Erkrankung wurde er als schuldunfähig von allen Vorwürfen freigesprochen.

Polizisten hinterlassen Frauen und Kinder

Der Mann soll am Dienstag offenbar im Drogenrausch zunächst seine Großmutter und dann auf der Flucht zwei Polizisten getötet haben. Die Beamten hatten auf einer Bundesstraße im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree versucht, den Flüchtigen mit einem Nagelbrett zu stoppen – aber der junge Mann hielt mit seinem Wagen genau auf die Beamten zu und überführ sie.

Nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter waren die Beamten 49 und 52 Jahre alt. „Es waren sehr erfahrene Kollegen, die seit 1991 beziehungsweise seit 1995 im Dienst der brandenburgischen Polizei waren“, sagte der SPD-Minister. Beide hinterließen jeweils eine Ehefrau und drei Kinder.

Trauer um getötete Polizisten ist groß

Von rechts nach links: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Finanzminister Christian Görke (Die Linke) und Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) gedachten am Mittwoch im Potsdamer Landtag der getöteten Polizisten.
Von rechts nach links: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Finanzminister Christian Görke (Die Linke) und Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) gedachten am Mittwoch im Potsdamer Landtag der getöteten Polizisten. © dpa | Ralf Hirschberger

Die Tat sorgt für Entsetzen und Trauer. Im Land wurden zahlreiche Flaggen auf halbmast gesetzt. Die Polizei Nordrhein-Westfalens trauert um die beiden getöteten Kollegen in Brandenburg. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) ordnete Trauerflor an, der bis zum Tag der Beisetzung der beiden Polizisten an den Funkstreifenwagen sichtbar sein werde. „Wir sind in Nordrhein-Westfalen mit unseren Gedanken bei unseren brandenburgischen Freunden. Unsere Anteilnahme gilt den Angehörigen und Kollegen der Opfer dieser schrecklichen Gewalttat“, wurde Jäger in einer Mitteilung vom Dienstagabend zitiert.

Polizei legt Schweigeminute ein

Auf Twitter bekundeten zahlreiche Polizeibehörden nach dem Vorfall ihr Mitgefühl. Die Polizei Brandenburg kündigte außerdem eine Schweigeminute für die verstorbenen Kollegen an.

Auch der Landeschef der oppositionellen CDU, Ingo Senftleben, zeigte sich schockiert: „Wir trauern um die beiden Polizisten, die im Dienst für Brandenburg ums Leben gekommen sind“, sagte Senftleben.

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Brandenburgs Innenminister fordert schärfere Gesetze

Laut Schröter handelt es sich um den schwersten derartigen Vorfall in der Geschichte der deutschen Polizei seit 1990. Der Innenminister forderte deshalb nun in Potsdam eine Verschärfung der Gesetze. „Die Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte nimmt stetig zu“, sagte er. „Wir müssen unsere Ordnungskräfte besser vor Gewalttätern schützen.“ (jei/dpa)