Berlin. Der Terror-Verdächtige Anis Amri wollte offenbar als „Märtyrer“ sterben: Für eine Festnahme reichte es laut „Spiegel“ aber nicht.
Der nach dem Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt am Montag gesuchte Tunesier Anis Amri war offenbar auch bereit, als Selbstmordattentäter zu sterben. Wie der „Spiegel“ am Freitag berichtet, war Amri den Sicherheitsbehörden schon vor Monaten durch entsprechende Äußerungen aufgefallen.
Dem Nachrichtenmagazin zufolge hatten die Behörden die Kommunikationen mehrerer Hassprediger überwacht und dabei auch Amri abgehört. Seine Äußerung seien allerdings so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme reichten. Desweiteren habe sich Amri bei einer Quelle der Behörden erkundigt, wie er sich Waffen beschaffen könne.
Amri gab sich bei Asylantrag als Ägypter aus
Als Amri im April 2016 beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) einen Asylantrag stellte, habe er sich als Ägypter ausgegeben und behauptet, verfolgt zu werden, so der „Spiegel“ weiter. Auf Nachfrage habe er jedoch so gut wie nichts über das Land sagen können.
Aus dem „Kerndatensystem“ des Bamf sei zudem hervorgegangen, dass Amri in Deutschland unter mehreren Identitäten und Geburtstagen registriert worden ist. Sein Asylantrag sei als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt worden.
Ermittler fanden Dokumente erst am Dienstagnachmittag
Wie der „Spiegel“ weiter berichtet, wurde das Ausweisdokument, das die Ermittler auf Amris Spur brachte, erst am Dienstagnachmittag nach einer weiteren Untersuchung des Lkw gefunden. Die Kriminaltechniker hätten abwarten müssen bis Suchhunde, sogenannte Mantrailer, durch die Zugmaschine geführt worden waren. Der Anschlag, bei dem ein Sattelschlepper in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gerast war, hatte sich am Montagabend um kurz nach 20 Uhr ereignet.
Auch die Berliner Polizei bestätigt, dass das Dokument mit Amris Namen erst Dienstag gefunden wurde. Die Fahrerkabine des Lastwagens sei erst nach der Bergung am Dienstag untersucht worden, sagte Polizeisprecher Winfrid Wenzel am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Wir können mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es am Montag keinen Anhaltspunkt für den tunesischen Verdächtigen gab“, sagte Wenzel.
Bachmann gibt Verbreitung von Fake News zu
Damit sind Spekulationen widerlegt, wonach die Behörden schon am Montagabend wussten, dass ihr Hauptverdächtige der Tunesier Amri war. Ausgelöst hatte die Spekulationen Pegida-Gründer Lutz Bachmann. Er hatte kurz nach dem Anschlag auf Twitter geschrieben: „Interne Info aus Berliner Polizeiführung: Täter tunesischer Moslem.“
Inzwischen hat Bachmann auf Twitter eingestanden, dass er sich die Nachricht nur ausgedacht hat: „Liebe Presse, ich gebe es zu, ich hatte natürlich nur meine Glaskugel als Informanten!“ (küp/mit dpa)