Sofia/Berlin. Laut bulgarischer Polizei hält sich der „U-Bahn-Treter“ von Berlin nicht in Bulgarien auf. Gegen ihn wurde nun Haftbefehl erlassen.

  • Der mutmaßliche U-Bahn-Treter hält sich wohl nicht in Bulgarien auf
  • Gegen den jungen Mann wurde Haftbefehl erlassen
  • Auch gegen andere Beschuldigte wird ermittelt

Der Mann, der eine Frau auf einer Treppe in einem U-Bahnhof in Berlin-Neukölln mit einem Tritt in den Rücken schwer verletzte, hält sich nach Angaben der bulgarischen Polizei nicht in Bulgarien auf. Es gebe keine Information, dass sich die Bulgaren aus der Videoaufzeichnung in Bulgarien befänden, sagte der Chef der bulgarischen Polizei, Hristo Tersijski, am Donnerstag dem Staatsradio in Sofia.

Die bulgarische Polizei arbeite in dem Fall bereits mit Deutschland zusammen, sagte Tersijski. Bulgarien habe aber noch keinen europäischen Haftbefehl erhalten – deswegen werde dort auch nicht gefahndet. Nach Angaben des Bundesjustizministeriums ist ein europäischer Haftbefehl notwendig, damit bulgarische Behörden in ihrem Land nach Verdächtigen fahnden können. Das gelte für Taten, die in beiden Ländern strafbar sind. Die deutsche Staatsanwaltschaft könne im Fall einer Festnahme die Auslieferung beantragen. Bulgarien könne den Fall aber auch selbst verhandeln.

Svetoslav S., 27 Jahre, bulgarischer Staatsbürger

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat unterdessen Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Haupttäter der Tret-Attacke erlassen und seinen Namen veröffentlicht. Sie sucht weiter nach dem 27-jährigen bulgarische Staatsbürger Svetoslav S..

Auch nach Informationen aus dem Familienkreis des mutmaßlichen Täters soll er sich nicht in Bulgarien aufhalten. „Er sagte (am Telefon), er wäre in Deutschland“, sagte die Mutter seiner Lebensgefährtin dem Sender Nowa Telewisija. Die Schwiegereltern kümmerten sich in seinem Haus in der Stadt Warna am Schwarzen Meer um die drei Kinder des Paars. Es arbeite in einem Restaurant in Deutschland.

Gegen vier Beschuldigte wird ermittelt

Die Tret-Attacke hatte sich bereits am 27. Oktober ereignet. Die Frau stürzte die Treppe hinunter und brach sich den Arm. Bekannt wurde der Fall erst mit der Veröffentlichung eines Videos aus dem U-Bahnhof. Auf den Bildern war der Haupttäter mit mehreren Begleitern zu sehen. Die Ermittlungen gegen alle vier Beschuldigten dauern an, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit.

Der unvermittelte Angriff hat in Deutschland eine Debatte über Gewalt im öffentlichen Raum ausgelöst. Das Video der Attacke wurde tausendfach angeklickt und in sozialen Medien geteilt. Es löste auch in bulgarischen Internetforen große Empörung aus. (ba/dpa)