Essen/Paris. Der WM-Titel hat Frankreich in eine kollektive Leichtigkeit versetzt. Doch die Bedeutung darf nicht überschätzt werden. Ein Kommentar.

Für einen Präsidenten kann es nichts Besseres geben, als wenn die Mannschaft seines Landes den begehrtesten Titel holt, den es im weltweiten Sport zu gewinnen gibt. Und so präsentierte sich Emmanuel Macron als Super-Fan der Équipe Tricolore. Frankreichs Präsident sprang auf der Tribüne fast so hoch wie die Spieler von Trainer Didier Deschamps bei Kopfballduellen, er gratulierte im Gegensatz zu Russlands Präsident Wladimir Putin ohne Schirm im strömenden Regen seinen Weltmeistern. Es sollen keine Zweifel an der Glaubwürdigkeit seiner Euphorie in den Raum gestellt werden, aber genutzt hat Macron der Titel auf jeden Fall.

So feiern die Franzosen ihre Weltmeister

Frankreich ist vereint im Titelrausch: Am Montag kamen die neuen Fußball-Weltmeister zurück nach Paris. Zuerst ging’s zum Fototermin bei Präsident Emmanuel Macron.
Frankreich ist vereint im Titelrausch: Am Montag kamen die neuen Fußball-Weltmeister zurück nach Paris. Zuerst ging’s zum Fototermin bei Präsident Emmanuel Macron. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Première Dame Brigitte Macron hätte Paul Pogba den Polkal wohl am liebsten abgenommen.
Première Dame Brigitte Macron hätte Paul Pogba den Polkal wohl am liebsten abgenommen. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Hunderttausende wollten auf den Champs-Élysées ihre Helden feiern.
Hunderttausende wollten auf den Champs-Élysées ihre Helden feiern. © REUTERS | POOL
Als der offene Doppeldeckerbus der „Équipe nationale“ mit zweistündiger Verspätung endlich auf der Prachtstraße eintraf, wollte der Jubel kein Ende nehmen.
Als der offene Doppeldeckerbus der „Équipe nationale“ mit zweistündiger Verspätung endlich auf der Prachtstraße eintraf, wollte der Jubel kein Ende nehmen. © REUTERS | POOL
Über dem kilometerlangen Boulevard lag der Dunst von Rauchfackeln. Militärjets stiegen auf, Menschen schwenkten blau-weiß-rote Nationalflaggen, in der ganzen Stadt hupten Autos.
Über dem kilometerlangen Boulevard lag der Dunst von Rauchfackeln. Militärjets stiegen auf, Menschen schwenkten blau-weiß-rote Nationalflaggen, in der ganzen Stadt hupten Autos. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Verteidiger Raphael Varane hält die Trophäe in die Höhe, die Spieler feiern auf dem Wagen.
Verteidiger Raphael Varane hält die Trophäe in die Höhe, die Spieler feiern auf dem Wagen. © REUTERS | POOL
Sie kommen aus den Sieger-Posen gar nicht mehr raus: Am Nachmittag waren die Spieler – darunter Antoine Griezmann (vorne rechts) und Paul Pogba (Mitte) – auf dem Flughafen Charles de Gaulle gelandet.
Sie kommen aus den Sieger-Posen gar nicht mehr raus: Am Nachmittag waren die Spieler – darunter Antoine Griezmann (vorne rechts) und Paul Pogba (Mitte) – auf dem Flughafen Charles de Gaulle gelandet. © dpa | Bob Edme
Auch Florian Thauvin badet in Bewunderung.
Auch Florian Thauvin badet in Bewunderung. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Benjamin Mendy winkte den Fans am Flughafen.
Benjamin Mendy winkte den Fans am Flughafen. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Gut festhalten! Torwart Hugo Lloris trug den Pokal übers Rollfeld.
Gut festhalten! Torwart Hugo Lloris trug den Pokal übers Rollfeld. © dpa | Bob Edme
Da hatten sich die Fans schon ihre Plätze auf den Champs-Élysées gesichert.
Da hatten sich die Fans schon ihre Plätze auf den Champs-Élysées gesichert. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Daumen hoch für die Fotografen: Präsident Macron mit Nationaltrainer Didier Deschamps, der die Mannschaft weiter trainieren will.
Daumen hoch für die Fotografen: Präsident Macron mit Nationaltrainer Didier Deschamps, der die Mannschaft weiter trainieren will. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
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Fußball ist das verbindende Element in Frankreich

Der junge dynamische Präsident erfährt gerade politisch seine Grenzen. In Europa geht es ihm nicht schnell genug, und seine Reformen im Land muss er gegen Kritiker durchsetzen. Der Gewinn des WM-Titels hat Frankreich in eine kollektive Leichtigkeit versetzt. Die Nation kommt nach vielen schrecklichen islamistischen Terroranschlägen im Land aus ihrem Blues heraus. Fußball ist das verbindende Element der Gesellschaft. Ob rechts oder links, schwarz oder weiß: Die Begeisterung über den Titel ist riesig.

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Die Bedeutung des Fußballs darf aber auch nicht überschätzt werden. Vor 20 Jahren wurde das französische Weltmeister-Team unter dem Slogan „black-blanc-beur“ (schwarz-weiß-arabisch) zum Inbegriff eines Multi-Kulti-Frankreichs erklärt. Aber es gibt in Frankreich weiterhin Unruhen in den Vorstädten. Um diese sozialen Probleme zu lösen, reicht kein WM-Titel aus. Das französische Team mit zahlreichen Spielern mit Migrationshintergrund hat jedoch bewiesen, dass aus Einzelkönnern eine starke Einheit geformt werden kann. In einer Zeit, in der der Individualismus vorherrscht, ist dies ein sehr gutes Zeichen.