Moskau. Noch vor zwei Jahren gab es in Frankreich Zweifel an den Fähigkeiten von Trainer Didier Deschamps. Nun führte er das Team zum WM-Titel.

Die Frage nach dem Rücktritt war noch schneller geklärt als bei seinem deutschen Kollegen Joachim Löw. „Es ist vorgesehen, dass ich bleibe, also bleibe ich“, sagte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps, als die Frage noch in der Nacht des WM-Endspiels kam. Auch nach dem 4:2 (2:1) über Kroatien will er mit seiner jungen Mannschaft weiterarbeiten. Sein Vertrag läuft bis 2020.

Deschamps war beim WM-Titel 1998 Frankreichs Kapitän

Sein früherer Trainer Aime Jaquet, der Weltmeister-Macher von 1998, hatte vor 20 Jahren noch im Moment des Triumphs aufgehört. „Ich mache nicht alles wie er“, sagte der 49-jährige Deschamps, damals sein WM-Kapitän und jetzt seit sechs Jahren selbst im Amt. „Ich stehe für Kontinuität.“

Noch vor zwei Jahren hatte es in Frankreich Zweifel gegeben, ob Deschamps die Ansammlung einzigartiger Talente zu einer Mannschaft formen kann.

So feiern die Franzosen ihre Weltmeister

Frankreich ist vereint im Titelrausch: Am Montag kamen die neuen Fußball-Weltmeister zurück nach Paris. Zuerst ging’s zum Fototermin bei Präsident Emmanuel Macron.
Frankreich ist vereint im Titelrausch: Am Montag kamen die neuen Fußball-Weltmeister zurück nach Paris. Zuerst ging’s zum Fototermin bei Präsident Emmanuel Macron. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Première Dame Brigitte Macron hätte Paul Pogba den Polkal wohl am liebsten abgenommen.
Première Dame Brigitte Macron hätte Paul Pogba den Polkal wohl am liebsten abgenommen. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Hunderttausende wollten auf den Champs-Élysées ihre Helden feiern.
Hunderttausende wollten auf den Champs-Élysées ihre Helden feiern. © REUTERS | POOL
Als der offene Doppeldeckerbus der „Équipe nationale“ mit zweistündiger Verspätung endlich auf der Prachtstraße eintraf, wollte der Jubel kein Ende nehmen.
Als der offene Doppeldeckerbus der „Équipe nationale“ mit zweistündiger Verspätung endlich auf der Prachtstraße eintraf, wollte der Jubel kein Ende nehmen. © REUTERS | POOL
Über dem kilometerlangen Boulevard lag der Dunst von Rauchfackeln. Militärjets stiegen auf, Menschen schwenkten blau-weiß-rote Nationalflaggen, in der ganzen Stadt hupten Autos.
Über dem kilometerlangen Boulevard lag der Dunst von Rauchfackeln. Militärjets stiegen auf, Menschen schwenkten blau-weiß-rote Nationalflaggen, in der ganzen Stadt hupten Autos. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Verteidiger Raphael Varane hält die Trophäe in die Höhe, die Spieler feiern auf dem Wagen.
Verteidiger Raphael Varane hält die Trophäe in die Höhe, die Spieler feiern auf dem Wagen. © REUTERS | POOL
Sie kommen aus den Sieger-Posen gar nicht mehr raus: Am Nachmittag waren die Spieler – darunter Antoine Griezmann (vorne rechts) und Paul Pogba (Mitte) – auf dem Flughafen Charles de Gaulle gelandet.
Sie kommen aus den Sieger-Posen gar nicht mehr raus: Am Nachmittag waren die Spieler – darunter Antoine Griezmann (vorne rechts) und Paul Pogba (Mitte) – auf dem Flughafen Charles de Gaulle gelandet. © dpa | Bob Edme
Auch Florian Thauvin badet in Bewunderung.
Auch Florian Thauvin badet in Bewunderung. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Benjamin Mendy winkte den Fans am Flughafen.
Benjamin Mendy winkte den Fans am Flughafen. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Gut festhalten! Torwart Hugo Lloris trug den Pokal übers Rollfeld.
Gut festhalten! Torwart Hugo Lloris trug den Pokal übers Rollfeld. © dpa | Bob Edme
Da hatten sich die Fans schon ihre Plätze auf den Champs-Élysées gesichert.
Da hatten sich die Fans schon ihre Plätze auf den Champs-Élysées gesichert. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Daumen hoch für die Fotografen: Präsident Macron mit Nationaltrainer Didier Deschamps, der die Mannschaft weiter trainieren will.
Daumen hoch für die Fotografen: Präsident Macron mit Nationaltrainer Didier Deschamps, der die Mannschaft weiter trainieren will. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
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Bei der Heim-EM überstand er nur mit Ach und Krach Deutschland im Halbfinale. Danach ging in Paris das Finale gegen Portugal verloren. „Es war so, so schmerzvoll, nicht den EM-Titel zu holen“, sagt er heute. „Aber vielleicht wären wir jetzt nicht Weltmeister, hätten wir es damals geschafft.“

Deschamps wagte einen Umbruch und baute Kylian Mbappé ein. Bayern-Stars mussten entweder auf die Ersatzbank (wie Corentin Tolisso) oder fehlten bei der WM ganz (wie Kingsley Coman).

Für den Ex-Dortmunder Dembélé blieb kein Platz

Für Spielertypen wie den Ex-Dortmunder Ousmane Dembele, dessen Leben eher unbeständig sein soll, bleibt da kein Platz. Deschamps verschrieb dem Team eine Kühle in der taktischen Ausrichtung, dass viele Sympathien objektiver Beobachter bei Finalgegner Kroatien lagen. „Riesig war das Match nicht“, räumte Deschamps hinterher ein.

Aber er wusste: Anders als mit Disziplin bekommt er die manchmal übersprudelnde Kreativität seiner Spieler nicht in den Griff. In Paul Pogba fand er einen Mittelfeldstrategen, der mit seiner Intelligenz und Weltgewandheit auf dem Spielfeld wie im WM-Quartier für Ordnung sorgt.

Frankreich triumphiert im WM-Finale gegen Kroatien

Mario Mandzukic gewinnt das Kopfballduell gegen Raphael Varane.
Mario Mandzukic gewinnt das Kopfballduell gegen Raphael Varane. © dpa | PETTER ARVIDSON
Eigentor! Mario Mandzukic verlängert den Ball ins eigene Netz - 1:0 für Frankreich.
Eigentor! Mario Mandzukic verlängert den Ball ins eigene Netz - 1:0 für Frankreich. © dpa | Martin Meissner
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1.
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1. © dpa | Thanassis Stavrakis
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1.
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1. © dpa | Francisco Seco
Torjubel nach dem 1:1 durch Ivan Perisic.
Torjubel nach dem 1:1 durch Ivan Perisic. © dpa | Owen Humphreys
Traf ins eigene und ins gegnerische Tor: Kroatiens Stürmer Mario Mandzukic.
Traf ins eigene und ins gegnerische Tor: Kroatiens Stürmer Mario Mandzukic. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic.
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic. © Getty | Dan Mullan
Torschütze zum 2:1 für Frankreich: Antoine Griezmann.
Torschütze zum 2:1 für Frankreich: Antoine Griezmann. © Reuters | DARREN STAPLES
N'Golo Kante
N'Golo Kante © Reuters | DAMIR SAGOLJ
Torschütze im Finale für Kroatien: Ivan Perisic (r.), früher bei Borussia Dortmund.
Torschütze im Finale für Kroatien: Ivan Perisic (r.), früher bei Borussia Dortmund. © Getty | Shaun Botterill
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic.
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic. © dpa | -
Schiedsrichter im WM-Finale: Néstor Pitana.
Schiedsrichter im WM-Finale: Néstor Pitana. © Getty | Dan Mullan
Stark am Ball: Kroatiens Kapitän Luka Modric.
Stark am Ball: Kroatiens Kapitän Luka Modric. © Reuters | Christian Hartmann
Luka Modric setzt sich gegen N'Golo Kanté durch.
Luka Modric setzt sich gegen N'Golo Kanté durch. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Starker Dirigent der kroatischen Elf: Luka Modric.
Starker Dirigent der kroatischen Elf: Luka Modric. © Reuters | Carl Recine
Torschütze zum 4:1 für Frankreich: Kylian Mbappé.
Torschütze zum 4:1 für Frankreich: Kylian Mbappé. © dpa | Martin Meissner
Kylian Mbappé freut sich: Frankreich ist Weltmeister.
Kylian Mbappé freut sich: Frankreich ist Weltmeister. © dpa | Cezaro De Luca
Weltmeisterlicher Jubel!
Weltmeisterlicher Jubel! © Getty | Clive Rose
Weltmeister: Antoine Griezmann, der später den Bronzenen Ball als drittbester Spieler erhielt.
Weltmeister: Antoine Griezmann, der später den Bronzenen Ball als drittbester Spieler erhielt. © dpa | Cao Can
Mit dem WM-Pokal: Fifa-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin.
Mit dem WM-Pokal: Fifa-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin. © Getty | Shaun Botterill
Enttäuscht, aber doch stolz: Kroatiens Mannschaft lieferte Frankreich einen großen Kampf.
Enttäuscht, aber doch stolz: Kroatiens Mannschaft lieferte Frankreich einen großen Kampf. © dpa | Cezaro De Luca
Bester junger Spieler des WM-Turniers: Frankreichs Stürmer Kylian Mbappé.
Bester junger Spieler des WM-Turniers: Frankreichs Stürmer Kylian Mbappé. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Mbappé erhielt den Preis von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron.
Mbappé erhielt den Preis von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Bester Spieler des WM-Turniers: Kroatiens Kapitän Luka Modric mit dem
Bester Spieler des WM-Turniers: Kroatiens Kapitän Luka Modric mit dem "Goldenen Ball". © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Frankreichs Torwart und Kapitän Hugo Lloris präsentiert den WM-Pokal.
Frankreichs Torwart und Kapitän Hugo Lloris präsentiert den WM-Pokal. © Getty | Shaun Botterill
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So pragmatisch arbeitete Deschamps schon als Klubtrainer. Als er 2002 seinen Wunschspieler Oliver Bierhoff bei AS Monaco bekam, klappte die Zusammenarbeit nicht reibungslos. Er sortierte ihn am Saisonende aus und schraubte solange an seiner Elf, bis er schließlich das Finale in der Champions League erreichte und nur an Porto mit Jose Mourinho auf der Trainerbank scheiterte.

Nun der Triumph im Luschniki-Stadion: Nach Mario Zagallo und Franz Beckenbauer ist Didier Deschamps der Dritte in der WM-Geschichte, der als Trainer und Spieler Weltmeister wurde. So einer darf dann selbst entscheiden, wann er aufhören mag.