Moskau. Noch vor zwei Jahren gab es in Frankreich Zweifel an den Fähigkeiten von Trainer Didier Deschamps. Nun führte er das Team zum WM-Titel.
Die Frage nach dem Rücktritt war noch schneller geklärt als bei seinem deutschen Kollegen Joachim Löw. „Es ist vorgesehen, dass ich bleibe, also bleibe ich“, sagte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps, als die Frage noch in der Nacht des WM-Endspiels kam. Auch nach dem 4:2 (2:1) über Kroatien will er mit seiner jungen Mannschaft weiterarbeiten. Sein Vertrag läuft bis 2020.
Deschamps war beim WM-Titel 1998 Frankreichs Kapitän
Sein früherer Trainer Aime Jaquet, der Weltmeister-Macher von 1998, hatte vor 20 Jahren noch im Moment des Triumphs aufgehört. „Ich mache nicht alles wie er“, sagte der 49-jährige Deschamps, damals sein WM-Kapitän und jetzt seit sechs Jahren selbst im Amt. „Ich stehe für Kontinuität.“
Noch vor zwei Jahren hatte es in Frankreich Zweifel gegeben, ob Deschamps die Ansammlung einzigartiger Talente zu einer Mannschaft formen kann.
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Bei der Heim-EM überstand er nur mit Ach und Krach Deutschland im Halbfinale. Danach ging in Paris das Finale gegen Portugal verloren. „Es war so, so schmerzvoll, nicht den EM-Titel zu holen“, sagt er heute. „Aber vielleicht wären wir jetzt nicht Weltmeister, hätten wir es damals geschafft.“
Deschamps wagte einen Umbruch und baute Kylian Mbappé ein. Bayern-Stars mussten entweder auf die Ersatzbank (wie Corentin Tolisso) oder fehlten bei der WM ganz (wie Kingsley Coman).
Für den Ex-Dortmunder Dembélé blieb kein Platz
Für Spielertypen wie den Ex-Dortmunder Ousmane Dembele, dessen Leben eher unbeständig sein soll, bleibt da kein Platz. Deschamps verschrieb dem Team eine Kühle in der taktischen Ausrichtung, dass viele Sympathien objektiver Beobachter bei Finalgegner Kroatien lagen. „Riesig war das Match nicht“, räumte Deschamps hinterher ein.
Aber er wusste: Anders als mit Disziplin bekommt er die manchmal übersprudelnde Kreativität seiner Spieler nicht in den Griff. In Paul Pogba fand er einen Mittelfeldstrategen, der mit seiner Intelligenz und Weltgewandheit auf dem Spielfeld wie im WM-Quartier für Ordnung sorgt.
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So pragmatisch arbeitete Deschamps schon als Klubtrainer. Als er 2002 seinen Wunschspieler Oliver Bierhoff bei AS Monaco bekam, klappte die Zusammenarbeit nicht reibungslos. Er sortierte ihn am Saisonende aus und schraubte solange an seiner Elf, bis er schließlich das Finale in der Champions League erreichte und nur an Porto mit Jose Mourinho auf der Trainerbank scheiterte.
Nun der Triumph im Luschniki-Stadion: Nach Mario Zagallo und Franz Beckenbauer ist Didier Deschamps der Dritte in der WM-Geschichte, der als Trainer und Spieler Weltmeister wurde. So einer darf dann selbst entscheiden, wann er aufhören mag.