Kasan. Polen ist bei der WM 2018 bereits in der Vorrunde gescheitert. Die Mannschaft um Kapitän Robert Lewandowski unterlag Kolumbien mit 0:3.

Reisefreude und Begeisterungsfähigkeit des kolumbianischen Anhangs sind fürwahr beachtlich. Hinter den US-Amerikanern und Brasilianern haben sich die Unterstützer der „Cafeteros“ das drittgrößte ausländische Kartenkontingent bei dieser WM gesichert, mehr als 65.000 Tickets sind nach Kolumbien gegangen. In der Tatarenstadt Kasan haben die Kolumbianer nun ihr erstes Freudenfest gefeiert: Mit einem frenetisch bejubelten und letztlich hochverdienten 3:0 (1:0)-Sieg gegen Polen machte der WM-Viertelfinalist von 2014 einen wichtigen Schritt zum Weiterkommen, muss aber sein abschließendes Gruppenspiel gegen Senegal am Donnerstag in Samara gewinnen.

James gewann das FC-Bayern-Duell gegen Lewandowski

Zum wegweisenden Faktor wurde dabei Bayern-Star James Rodriguez. Der WM-Torschützenkönig aus Brasilien bereitete das 1:0 von Yerry Mina mustergültig vor (40.). Für das 2:0 sorgte Kapitän Radamel Falcao nach einem glänzenden Pass von Juan Quintero (70.). Auch zum 3:0 von Juan Cuadrado leistete James in Weltklassemanier die Vorarbeit (75.). Offenbar soll auch die WM in Russland seine Bühne werden. In München werden die Verantwortlichen glücklich sein, dass der Ausnahmekönner noch eine weitere Saison von Real Madrid ausgeliehen ist.

Für Klubkollege Robert Lewandowski endete hingegen das Turnier mit einer herben Enttäuschung. Der bald 30-Jährige beklagt mit seiner Mannschaft nach zwei auch persönlich ernüchternden Auftritten bereits das vorzeitige Ausscheiden. Immerhin hatte noch die einzigen polnischen Chancen, die Kolumbiens Keeper David Ospina jeweils prächtig parierte (58. und 88.). Für Polen ist die letzte Begegnung der Gruppe H in Wolgograd gegen Japan nunmehr bedeutungslos.

Auch interessant

Schon im Vorprogramm brandete bei den fast 20.000 Fans in den kanariengelben Jerseys Beifall in Orkanstärke aus: Als der wie ein Nationalheiliger verehrte James zum Aufwärmen auf den Rasen lief und kurz darauf die immer noch langmähnige Torwart-Legende René Higuita am Stadionmikrofon zu seinen Landsleuten sprach. Wie würde das Match bei drückender Sommerschwüle an der Kasanka-Mündung verlaufen, das aufs Privatduell ihrer Torgaranten reduziert worden war? Hier James, der in 64 Länderspielen für Kolumbien 21 Tore erzielte. Dort Lewandowski, der es bei 96 Einsätzen auf 55 Treffer für Polen brachte.

Zunächst einmal zeigte sich schnell, dass es in der anfangs nicklig geführten Auseinandersetzung für Offensivspieler verdammt schwer sein würde. Die Kontrahenten schenkten sich nichts, und Lewandowski spürte in diesem Abnutzungskampf nicht nur einmal erheblichen körperlichen Widerstand. Die angekündigte Manndeckung von Coach José Pekerman verfehlte ihre Wirkung nicht: Insgesamt blieb Polens Nummer neun auffällig blass. Auch wenn den Mittelstürmer zu wenig gescheite Zuspiele erreichten: Für einen vermeintlichen Anführer war das – auch in Sachen Körpersprache – auf der ganz großen Bühne mal wieder zu wenig. Eine Debatte, ihn bei seinem Arbeitgeber begleitet. Beinahe seine auffälligste Szene hatte der wenig durchschlagkräftige Lewandowski, wie er anfangs unabsichtlich dem späteren Torschützen Mina auf die Hand trat (7.).

Besser machte es auf der Gegenseite James, der nominell zwar am linken Flügel aufgeboten war, doch überall auf dem Platz zu finden und sich immer wieder der Bewachung entzog, zumal sich die polnische Abwehr ja auch noch auf Torjäger Radamel Falcao zu konzentrieren hatte. Lange spielten die Kolumbianer indes den letzten Pass zu schlampig. Mit der ersten Chance des agilen Juan Cuadrado (36.) tat sich dann jedoch mehr. Infernalisch schwoll der Lärmpegel dann an, als James die Kugel kunstvoll in die Mitte hob und Mina per Kopf verwandelte. Allerdings löste sich der polnische Schlussmann Wojciech Szczesny zu spät von der Linie. Seine Vorderleute hatten sich nach der Pause vorgenommen, das vorzeitige Ausscheiden noch abzuwenden, doch die Polen blieben bis auf die zwei Lewandowski-Versuche ideenlos. Vermutlich hatte das auch ihr Anhang geahnt, der sich trotz der geografischen Nähe zu Russland auf den Rängen in fast schon erschreckender Unterzahl befand.