Essen. Toni Kroos sprach am Samstag von einem Gefühl, „relativ viele Leute in Deutschland“ hätten sich über ein WM-Aus gefreut. Ein Kommentar.

Mario Basler, Lothar Matthäus und sogar Uli Borowka mit nur sechs Länderspielen hatten unter der Woche Maß genommen und die Nationalspieler in den, wie man so sagt, Senkel gestellt. Sie waren beileibe nicht die einzigen, die nicht mit dem Auftritt beim WM-Auftakt gegen Mexiko zufrieden waren und eine Besserung gegen Schweden gefordert hatten. Aber wenn Kritik von den Altinternationalen kommt, reagieren Spieler sehr empfindlich. Journalisten bedienen sich gerne dieser Experten-Meinung. Meistens haben die Ex-Profis nämlich recht.

Kroos entlarvte sich nach dem Schlusspfiff

Daraus entsteht eine explosive Mischung aus Insider-Information und Wunschdenken, Halbwissen und den einfachen Wahrheiten. Den Nationalspielern gefällt das nicht: Ihr Wohlbefinden gerät in Gefahr.

Wenn also Toni Kroos von einem Gefühl spricht, „relativ viele Leute in Deutschland“ hätten sich über ein Ausscheiden gefreut, dann sei ihm versichert: Nein, das stimmt nicht. Die Deutschen hatten nur den einen und durchaus legitimen Wunsch: Dass die Nationalspieler, sollte brillantes Spiel nicht möglich sein, zumindest für ihr Land kämpfen und nicht doof auf dem Feld rumstehen.

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Kroos entlarvte sich, als er sein atemberaubendes Freistoßtor mit Widerstand gegen diese Kritiker zu erklären versuchte: Man wolle es denen „nicht so einfach machen“.

Ohne Zweifel, der Spielmacher strickt an einer Dolchstoßlegende. Ein bisschen nach dem Motto: Alle gegen uns und wir gegen alle. Man kennt das noch von Per Mertesacker nach dem Algerien-Spiel von 2014. Ein Feindbild, damals die Medien, setzt neue Kräfte frei.

Wenn die Verärgerung über eine als ungerecht empfundene Kritik zu einem Kraftakt und einem Resultat wie beim 2:1 gegen Schweden führt, soll uns das recht sein. Nichts anderes erwarten die Zuschauer ja.

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