Essen. Durch eine Fußball-Weltmeisterschaft soll auch gesellschaftlicher Wandel vorangetrieben werden. Doch das klappt nicht. Ein Kommentar.

Ein Journalist reist nicht zur Weltmeisterschaft – na und? Muss man über diesen Vorgang berichten? Ja, muss man. Weil der Fall Hajo Seppelt weit mehr ist als ein Einzelfall. Ein Journalist müsste in Russland um seine Gesundheit und seine Freiheit fürchten, einfach nur, weil er seine Arbeit gut gemacht und ein staatlich orchestriertes Dopingsystem in Russland aufgedeckt hat.

In einem freien demokratischen Land sind solche Enthüllungen selbstverständlich und notwendig. In Russland offensichtlich nicht. Und damit sind all die Beteuerungen der Fußballverbände über die segensreiche Wirkung ihrer Turniere endgültig als das entlarvt, was sie sind: scheinheiliges Geschwätz.

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    Immer, wenn ein Großereignis an ein autokratisches Land vergeben wird, heißt es: So wird der Wandel vorangetrieben und die Zivilgesellschaft gestärkt. Das allerdings hat 2008 in China nicht geklappt, 2014 in Russland ebenso wenig. Von Sotschi blieb vor allem das von Seppelt aufgedeckte Dopingsystem in Erinnerung, das übrigens auch die russische Fußballnationalmannschaft betraf. Die Fifa ignoriert das, die Behörden in Russland machen nicht den Tätern, sondern den Enthüllern das Leben schwer. Deswegen bleibt Seppelts Arbeit wichtig. Und deswegen müssen wir darüber berichten.