Essen. Spanien hat sich mit der Lopetegui-Affäre womöglich selbst aus dem Rennen um den Weltmeister-Titel genommen. Ein Kommentar.

Der FC Bayern verkündet während der Vorbereitung der Nationalmannschaft auf die WM Joachim Löw als künftigen Trainer. DFB-Präsident Reinhard Grindel fühlt sich übergangen und kündigt dem Bundestrainer zwei Tage vor dem ersten Spiel, der langjährige Teammanager Oliver Bierhoff übernimmt – was in Deutschland los wäre bei einem vergleichbaren Vorgang, der gerade den spanischen Fußball in eine seiner größten Krisen stürzt, ist leicht zu erahnen. Da erscheint die Causa Özil/Gündogan – rein sportlich, wohlgemerkt – geradezu wie eine Lappalie.

Der Weltmeister von 2010 geht schwer angeschlagen in das Turnier – womöglich hat sich Spanien mit der Lopetegui-Affäre selbst aus dem WM-Rennen genommen.

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Der Champions-League-Sieger Real Madrid hat mit der Bekanntgabe der Personalie eindrucksvoll belegt, wie gleichgültig ihm Wohl und Wehe der Nationalmannschaft sind, in der zwischen seinen Stars und denen des FC Barcelona traditionell tiefe Gräben liegen. Noch verantwortungsloser ist das Verhalten von Verbandschef Luis Rubiales, dessen Entscheidung auch nach einer Mini-Meuterei der Real-Spieler um Sergio Ramos Bestand hat. Wenn es stets heißt, kein Spieler sei größer als die Mannschaft, darf auch der beleidigte Präsident nicht größer sein als der Verband. Oder noch mehr: als ein ganzes Land.