Essen. Wissenschaftliches Team aus Münster rechnet Titelverteidiger gute Chancen zu. TU Dortmund sieht Spanien vorne. Ein Überblick.

Mit dem Gefühl ist das so eine Sache, sagt Andreas Heuer. Latte, Abseits, Eigentor, diese Dinge machen Fußballspiele unberechenbar. Oder wie es der Universitätsprofessor aus Münster ausdrückt: „Aufgrund des großen Zufallsanteils kann man zumindest immer hoffen, dass auch der Außenseiter gewinnt.“

Für Wettspieler und Zahlen-Freunde ist diese Ungewissheit kaum zu ertragen. Sie wollen nicht hoffen, sie wollen wissen: Wer wird bei der Weltmeisterschaft in Russland Weltmeister?

Ganz genau kann das auch Zahlen-Experte Heuer nicht sagen, aber zumindest so viel: Deutschland wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 17 Prozent Weltmeister. Nur Brasilien kommt auf einen höheren Wert (31 Prozent).

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    Der 55-Jährige ist das „Mastermind“ der Internetplattform Kickform.de, die unter anderem Tipps für Europas Top-Ligen errechnet. Die Methode beruht auf zwei wesentlichen Elementen: Die Elo-Zahl, die Schachspieler kennen und Auskunft über die aktuelle Leistungsstärke eines Teams gibt, und salopp gesagt einem Würfelbecher. „Wenn Deutschland gegen Mexiko spielt, kann durchaus auch Mexiko gewinnen. Das muss man statistisch erfassen“, erklärt Heuer. „Dafür haben wir ein statistisches Modell entwickelt, bei dem man mit einer Art Würfel die Wahrscheinlichkeiten bestimmen kann.“ Danach rechnet ein Computer das Turnier 100.000-mal durch. „Letztendlich zählen wir, wie oft Deutschland oder Brasilien Weltmeister wurde.“

    So kurz vor der WM sind die Münsteraner nicht die einzigen, die Spaß am Rechnen haben. Die Statistiker der Technischen Universität Dortmund etwa sehen knapp Spanien vor Deutschland. Die Universität Innsbruck rechnet derweil Brasilien noch vor Deutschland die größten Chancen zu.

    Wettspieler könnten in dieser beunruhigenden Situation auch den Banken vertrauen. Die Ökonomen der Dekabank kommen zu dem Schluss, dass Brasilien vor Deutschland die besten Karten hat. Allerdings errechneten die Analysten der UBS-Vermögensverwaltung genau das gegenteilige Ergebnis. Puh.

    Was man auch machen kann: Sich einen Tag frei nehmen und eine ganze Nacht das komplette WM-Turnier auf der Spielekonsole durchspielen. Hat Spieleentwickler EA Sports gemacht und kommt zu dem erschreckenden Ergebnis, dass Frankreich Deutschland im Finale schlägt – im Elfmeterschießen.

    Vielleicht sollte man bei der WM doch besser auf die tierischen Instinkte vertrauen. 2010 hat Krake Paul in Oberhausen alle deutschen Spiele und das Finale richtig vorausgesagt. Seine Prognosen verschafften ihm vor seinem Tod Weltruhm und legten die Messlatte für sämtliche Tierorakel ziemlich hoch.

    Die Russen vertrauen 2018 einer tauben Katze. Achilles lässt zumindest in puncto Niedlichkeit dem Kraken keine Chance und hat schon beim Confed Cup 2017 einen guten Instinkt bewiesen. Derzeit lernt er mithilfe katzenfreundlicher Illustrationen die 32 Teams auswendig. Bei der WM bestimmt Achilles aus zwei Futternäpfen den Sieger einer jeden Partie. Der Appetit wird dabei wohl eine Rolle spielen – wahrscheinlich.