Eppan. Bundestrainer Joachim Löw hatte die Qual der Wahl. Das sind sie nun: die 23 Mann für das große Ziel: die Titelverteidigung bei der WM.

Manuel Neuer: Niemand auf der Welt – das darf als amtlich gelten – hält den Münchner nicht für den besten Torwart der Welt. Daran ändern auch drei Mittelfußbrüche in Serie nichts. Er fährt mit – als Nummer 1.

Marc-Andre ter Stegen: Wie Messi – nur mit Händen. So belobigte ihn die spanische Presse während seiner starken Saison beim FC Barcelona. Stünde vermutlich bei jedem anderen WM-Team im Tor, aber Deutschland hat nun mal Neuer.

Kevin Trapp: Spielt bei Paris Saint-Germain in der Stadt der Liebe. Aber besonders innig ist die Beziehung nicht. Trapp sitzt zumeist auf der Bank.

Jerome Boateng: Man nennt ihn den Boss. Manchmal sieht er mit seinen Ketten und Ringen und Sonnenbrillen aus wie ein Rapper. Spricht aber manchmal so leise wie ein schüchterner Junge. Auf dem Platz aber ist der Münchner ine unverzichtbare Größe.

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Matthias Ginter: Der Gladbacher verpasst ungern was, deshalb spielte er in Gladbach jede Bundesligaminute. Und das sehr gut. Vielseitig einsetzbar, zuverlässig, nicht zu vorlaut – so hat es der Bundestrainer durchaus gern.

Jonas Hector: Bleibt eine der ungewöhnlichsten Figuren im DFB-Team. Stieg mit Köln ab, hatte Angebote aus der Champions League – bleibt aber beim FC. Ob Löw das auf Dauer reicht?

Mats Hummels: Wortführer, Jung-Papa, Außenristfetischist. Bildet zusammen mit Boateng die Weltmeister-Innenverteidigung. Vielleicht auch dieses Mal.

Joshua Kimmich: Als Kind trug er das BVB-Trikot mit dem Namenszug Rosicky. Mittlerweile spielt er fast ähnlich elegant. Als Rechtsverteidiger ein Top-Vorbereiter in der WM-Qualifikation.

Marvin Plattenhardt: Exotisch unprominent zwischen all den Stars. Der Mangel an guten Linksverteidigerin gewährt dem Berliner Zutritt zur WM, was ihm trefflich egal sein kann. Fulminante Freistöße, scharfe Flanken, aber vermutlich nur Reservist.

Antonio Rüdiger: Früher war er Fan des Weltklasseangreifers George Weah – und stürmte auf dem Platz auch selbst. Schulte aber später auf Innenverteidiger um. Gute Entscheidung.

Niklas Süle: Wegen seines Nachnamens wurde er von türkischen Scouts für deren Nachwuchs-Nationalmannschaft angesprochen. Das fand er lustig. Ansonsten ist er als Kind in das Fass mit dem Zaubertrank gefallen und ist seitdem die bestmögliche Mischung aus Asterix und Obelix: monströs groß und kräftig, trotzdem beweglich und schnell.

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Julian Brandt: Einen Urlaub hat der hochbegabte Leverkusener für den Sommer nicht gebucht. Ganz schön selbstbewusst, oder? War er sicher, in Russland dabei zu sein? „Das hätte ich sonst auch nicht. Ich bin da nicht so gut organisiert in meinem Leben.“

Julian Draxler: Kapitän der Confed-Cup-Sieger-Mannschaft und trotzdem kein sicherer Stammspieler bei der WM. Schuld daran auch: sein Reservisten-Dasein in Paris. Aber da wird jetzt alles besser: Thomas Tuchel wird Trainer.

Ilkay Gündogan: Belegte in der Schule Russisch als Wahl-Fach. Allein deshalb schon ist der Mittelfeldstratege von Manchester City sicherer WM-Fahrer. Endlich. Zuvor immer von langwierigen Verletzungen gestoppt.

Leon Goretzka: Tricolore-Wochen! Wechselt binnen Wochen vom blauen ins weiße ins rote Trikot. Der zukünftige Ex-Schalker und baldige Bayer führte Deutschland zum Confed-Cup-Sieg.

Sami Khedira: Ungewohntes Gefühl für den Profi von Juventus Turin: Ein Turnier steht an und nichts tut weh. Der Vertrauensmann von Löw verpasste das Finale 2014 verletzt. Ein Erlebnis, das er gern nachholen würde.

Toni Kroos: Seit seinem vierten Champions-League-Sieg erfolgreichster deutscher Fußballer. Historisch. Das rang ihm fast ein Tränchen ab. Ansonsten aber ist er die Ruhe selbst und Taktgeber des deutschen Spiels.

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Thomas Müller: WM ist Müller-Zeit. Trifft er vorher vom Strand aus das Meer nicht, gelingt ab dann zuverlässig alles. Deswegen womöglich auf dem Weg zum Rekordschützen. Er steht bei zehn Treffern. Die Bestmarke hält Miroslav Klose mit 16.

Mesut Özil: Eine der besten Servicekräfte weltweit: kaum einer gibt mehr Vorlagen. Zuletzt beim FC Arsenal mal wieder in der Kritik. Löw vertraut Özils Zauberfuß unerschütterlich.

Sebastian Rudy: Sehr vielseitig, wahrscheinlich auch als Masseur und Busfahrer einsetzbar. Das ist sein großer Vorteil. Bei Bayern München – sofern gebraucht – zuverlässig. Allerdings selten in großen Spielen gebraucht.

Marco Reus: Im fortgeschrittenen Fußballer-Alter werden dem leidgeprüften und oft verletzten Dortmunder die Karriere-Höhepunkte zuteil. Mit dem DFB-Pokalsieg 2017 bewies er, dass er Titel holen kann. WM-Premiere nun voraus. Titel? Erwünscht.

Timo Werner: War früher Gomez-Fan. Heute ist Gomez Fan von ihm. Schnell und torgefährlich.

Mario Gomez: Drei Typen in einem: Mit 32 Jahren der Opa im Team, gerade erst Papa geworden, bei der Nationalmannschaft mit kindlicher Freude dabei. Als Stürmertyp Spaltkeil könnte er dann und wann gefragt sein.