Suzuka. Weltmeister Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Japan in Suzuka gewonnen. Ferrari-Pilot Sebastian Vettel fuhr nur auf Platz sechs.

Die Sonne über dem Fahrerlager ist nur noch ein roter Punkt, so wie in der Fahne Japans, als Sebastian Vettel noch einmal Auskunft geben soll über jenes Formel-1-Rennen, das zumindest für diese Saison wohl seinen Traum vom ersten Weltmeistertitel mit Ferrari beendet.

Vierter Sieg in Folge für Lewis Hamilton

Sein Gegenspieler Lewis Hamilton hatte auf der asphaltierten Acht mit 13 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Valtteri Bottas den vierten Sieg in Folge eingefahren, den neunten in diesem Jahr, seinen 50. Für das Mercedes-Werksteam. Vettels Hoffnungen sind, nachdem ein neuerliches Wochenende voller Fehler mit einem desillusionierenden sechsten Platz endete, nur noch ein rotes Pünktchen am fernen Horizont.

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene hat ein schmales, sehr bitteres Lächeln auf den Lippen. Mattia Binotto, der Technikboss, stochert lustlos in einem Teller Bohnen. Sie bleiben hinter dem Glas des Pavillons im Fahrerlager, nachdem Arrivabenes erste Reaktion vor den Mikrofonen die war: „Wieso müsst Ihr immer nach Fehlern fragen.“ Draußen steht nur ein Mitarbeiter, der den italienischen Medien zu erklären versucht, dass die Hoffnung nie stirbt.

Der Rest der Welt sieht das vermutlich realistischer: Holt der Titelverteidiger in zwei Wochen in Austin mindestens acht Punkte mehr als Vettel, ist die WM gelaufen. Sollte Hamilton auch in Texas gewinnen, müsste der Hesse mindestens Zweiter werden.

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Das Ende aller rational begründbaren WM-Hoffnungen hatte in Suzuka mit einer falschen Reifenwahl in der Qualifikation ihren Anfang genommen: Ferrari fuhr am Samstag mit regentauglichen Reifen raus, als es trocken war – und mit Trocken-Pneus als der Regen einsetzte. Startplatz acht, bei dem Abstand von mehr als einer halben Sekunde des Ferrari-Motors auf den Mercedes-Turbo konnte nur noch Renn-Glück helfen.

Vettel war entsprechend motiviert, schnell Vierter, dann griff er in der achten Runde Max Verstappen an. Der Heppenheimer sah die Lücke, aber der Niederländer machte sie zu. Die Kollision war unvermeidlich, der Ferrari knallte in die Seite des Red-Bull-Rennwagen, Vettel drehte sich raus und musste das Feld passieren lassen.

Dabei wäre Verstappen wegen einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe wohl ohnehin beim Boxenstopp hinter den Ferrari gefallen. Wieder einmal zu schnell gewollt, wie in Baku oder Monza? Vettel spricht lange über die Szene, über Verstappens Defizite, dass er, wenn er nicht angreife, auch Experte bei RTL werden könne. Aber irgendwann kommt er doch auf den Punkt, wann sich das Titelrennen entscheide: „Wir haben heute keine Punkte gut gemacht, da muss man kein Rechengenie sein. Wenn wir so weitermachen, fällt es den anderen in den Schoß.“

Leistungsabfall bei Ferrari

Schlimmer als das verunglückte Duell mit Verstappen ist der Abfall der Leistungskurve der Scuderia. Ende August noch der Top-Favorit nach dem Sieg in Spa, folgte ein Rückschlag nach der anderen, Mercedes wurde schneller, konsequenter, überlegter – und Hamilton steigerte sich einmal mehr in die Form seines Lebens.

Wie im letzten Jahr auf der Asientournee häuften sich bei Ferrari und Vettel die Fehler. „Inakzeptabel“, gesteht auch Arrivabene, sei die Leistung seiner Truppe im Qualifying gewesen, „ich bin sehr wütend. Solche Fehler passieren uns nicht zum ersten Mal.“ Er schloss personelle Konsequenzen am Jahresende nicht aus: „Zuerst aber versuchen wir das Unmögliche möglich zu machen.“

Hamilton wurde hingegen nicht müde, über die Fähigkeiten der Leute bei Mercedes zu referieren, die unter Druck immer noch besser würden: „Das macht uns zum besten Rennstall der Welt. Und mich so glücklich wie nach meinem allerersten Formel-1-Sieg.“