Pau. Arnaud Demare hat die 18. Tour-Etappe gewonnen. In der Gesamtwertung gab es keine Änderung: Geraint Thomas trägt das Gelbe Trikot.

In der Sekunde seines Sieges wird Arnaud Démare wohl am stärksten an André Greipel gedacht haben. An den Rostocker Sprinter, der ihm am Vortag noch eine Schummelei unterstellt hatte. Dieser erste Etappensieg bei der 105. Tour de France war bittersüß für den Franzosen.

„Ich muss ihm danken, denn ich musste heute sehr oft an ihn denken“, sagte der 26-jährige Radprofi von Groupama-FDJ über Greipel. „Das ist nicht meine Philosophie von Radsport.“

Peter Sagan wirkte im Sprint angeschlagen

André Greipel nicht. Der 36-Jährige war auf der zwölften Etappe nach Alpe d’Huez zum ersten Mal in den Besenwagen eingestiegen. Démare hatte Mühe, das Zeitlimit einzuhalten. Auch auf der extrem kurzen und schweren Etappe am Mittwoch schaffte der Franzose das Zeitlimit, aber Greipel meldete via Twitter Zweifel an und unterstellte seinem Team, dem Sprinter auf dem Schlussstück zum Col du Portet geholfen zu haben. Démare reagierte angesäuert („Ich dachte, du wärst schlauer“) und bot Greipel an, Daten zu schicken. Später löschte der Rostocker seinen Tweet und entschuldigte sich. Jetzt ist wohl auch noch eine Gratulation fällig.

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Démares Sieg wurde auch dadurch begünstigt, dass Peter Sagan im Sprint angeschlagen wirkte. Nach seinem Sturz in der Abfahrt am Mittwoch trug der 28-jährige Slowake eine Art Strumpfhose am verletzten Bein. Sein Team Bora-hansgrohe hatte das Finale mal wieder perfekt vorbereitet, doch auf den letzten Metern fehlte dem dreimaligen Etappensieger der Punch. „Er hat heute Morgen im Teambus gesagt, der Löwe regeneriert schneller als das Zebra“, sagte Teamkollege Marcus Burghardt in der ARD. „Dass er nochmal reingehalten hat: Chapeau!“ Sagan wurde Achter hinter John Degenkolb, der seinen zweiten Etappensieg bei dieser Tour verpasste. „Ich war zu weit hinten, da hatte ich keine Chance mehr, vorne einzugreifen", sagte der 29-jährige Geraer. Den deutschen Sprintern droht die erste Tour ohne Sieg im Massensprint seit acht Jahren. Das könnte Degenkolb noch abwenden. Beim Finale in Paris am Sonntag bietet sich ihm noch eine Chance: „Ich bin zuversichtlich, dass ich diese nutzen kann.“

Geraint Thomas kam unbeschadet ins Ziel

Die 171 Kilometer lange Etappe von Trie-sur-Baise nach Pau war für die Klassementfahrer ein willkommener Ruhetag vor den entscheidenden Etappen am Freitag und Samstag. Der Gesamtführende Geraint Thomas kam unbeschadet ins Ziel und seinem ersten Tour-Erfolg wieder ein Stück näher.

„Wenn er gesund bleibt und keine verrückten Sachen macht, wird er das Gelbe Trikot nicht mehr verlieren“, sagte der Zweitplatzierte Tom Dumoulin im niederländischen Fernsehen. „Er ist im Moment stärker als ich, damit muss ich leben. Meine Chancen sind sehr gering.“ Er werde die zwei Minuten Rückstand kaum im Einzelzeitfahren am Samstag aufholen können. Dann schon eher an diesem Freitag: Auf den 200,5 Kilometern zwischen Lourdes und Laruns müssen die Fahrer sechs Anstiege bewältigen, darunter den durchschnittlich 7,3 Prozent steilen Col du Tourmalet (2115 Meter).

Geraint Thomas ist wahrlich nicht der Mann für verrückte Dinge, aber er kennt das Unberechenbare: Im vergangenen Jahr musste er beim Giro nach einem Sturz im Massensprint aufgeben. Im gleichen Jahr, aus demselben Grund, war auch die Tour de France für ihn frühzeitig beendet. Vielleicht predigt er deshalb seit der Übernahme des Gelben Trikots auf der elften Etappe nach La Rosière die immer gleiche demütige Floskel: „Ich denke von Tag zu Tag.“ Wahrscheinlicher ist aber, dass er die Teamhierarchie nicht stören wollte. Doch seit Mittwoch, seit Chris Froome auf dem Anstieg zum Col du Portet nicht mehr mithalten konnte, weiß auch Thomas, das seine Zeit gekommen ist.