Bagnères-de-Lucho. Polizisten setzten Pfefferspray ein, Fahrern wehte der Reizstoff in die Augen. Alaphilippe gewann die äußerst kuriose Pyrenäen-Etappe.

Der Franzose Julian Alaphilippe feierte seinen zweiten Etappensieg wie ein ganz normaler Radprofi. Nach 218 bergigen Kilometern von Carcassonne nach Bagnères-de-Luchon nahm der 26-Jährige endlich das Tempo raus, riss die Arme hoch und klatschte in die Hände. Geschafft. Und Ende. Aber diese erste Pyrenäen-Etappe der Tour de France war nicht normal.

Auf Kilometer 30 hatten Bauern mit Heuballen eine Landstraße versperrt. Die Landwirte wollten gegen die Kürzung finanzieller Mittel durch den Staat protestieren. Polizisten setzten Pfefferspray ein, um die Demonstration aufzulösen. Vielen Fahrern, darunter Geraint Thomas, Chris Froome und Sprint-Ass Peter Sagan, wehte der Reizstoff in die Augen. Tour-Chef Christian Prudhomme neutralisierte das Rennen für rund zehn Minuten.

Geschke: Haut, Augen und Lunge brannten

„Auf einmal hat alles angefangen zu brennen, die Haut, die Augen, die Lunge“, beschrieb der Berliner Simon Geschke vom Team Sunweb im Ziel den Vorfall. „Es war auf jeden Fall gut, dass die Polizei hart dagegen vorgegangen ist. Das war eine schäbige Aktion.“ Er sei froh, dass das Rennen unterbrochen wurde. Auch der deutsche Bora-Fahrer Marcus Burghardt kritisierte den Zwischenfall: „Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist, wenn Fahrer mit Tränengas angegriffen werden.“

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Er habe sich im hinteren Teil des Feldes aufgehalten und deshalb nicht viel abbekommen, sagte der 35-Jährige. „Super, dass der Tour-Veranstalter direkt darauf reagiert hat und angehalten wurde. So konnten sich die Fahrer erholen.“

Gilbert verbremst sich

Die Tour konnte fortgesetzt werden, ohne Zwischenfall blieb sie nicht. 59 Kilometer vor dem Ziel verbremste sich Philippe Gilbert auf der Abfahrt des Col de Portet d’Aspet. Offenbar wurde der belgische Quick-Step-Kollege von Julian Alaphilippe durch ein Papier auf dem Boden irritiert. Der 36-Jährige verlor die Kontrolle, fuhr gegen eine radhohe Begrenzungsmauer und flog kopfüber in die dunkle Tiefe. Nach wenigen Minuten kletterte Gilbert unterstützt von Helfern aber wieder hoch, setzte sich auf sein Rad, ruckelte ein paar Mal am Lenker des Gefährts und fuhr mit Schrammen an Armen und Beinen weiter.

Im Kampf um das Gelbe Trikot blieb es beim alten Stand: Geraint Thomas führt im Gesamtklassement vor seinem Sky-Teamkollegen Chris Froome und Tom Dumoulin.

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Der Niederländer Dumoulin scheint derzeit der einzige zu sein, der das britische Team (neben protestierenden Bauern) aufhalten kann. „Er ist ein anderer Gegner als meine bisherigen Rivalen Contador, Quintana oder auch Nibali“, sagte der viermalige Tour-Sieger Froome. „Er fährt nicht so sehr nach Gefühl, mag es am Berg gleichmäßig zu fahren und hat auch mehr die Zahlen im Blick.“

Der Denker Dumoulin ist ein Rätsel. In jedem Interview, in jeder Pressekonferenz wirkt der 27-Jährige völlig ruhig, nicht unbeteiligt, aber eben auch nicht so, als würde in ihm ein Feuer brennen. In den Niederlanden trägt der Sunweb-Kapitän den Beinamen „Vlinder van Maastricht“, der Schmetterling von Maastricht, weil er unbekümmert wie ein Falter fährt.

Am Mittwoch kurze und schwere Etappe

Der Schmetterling lässt sich nicht in die Karten schauen. In den letzten Wochen habe er sich stärker gefühlt als beim Giro, wo er Zweiter wurde. „Aber ich weiß nicht, wie es in der dritten Woche sein wird. Das ist eine Antwort, die ich dir in einer Woche geben kann.“

Oder schon am Mittwochabend nach der extrem kurzen und schweren 65 Kilometer langen Etappe von Bagnères-de-Luchon nach Saint-Lary-Soulan.

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Die besten 20 Fahrer werden am Start wie bei der Formel 1 gestaffelt sein. „Ich freue mich sehr darauf“, sagt Dumoulin, der holländische Schmetterling.