München. Lustlose Testspielchen soll es in Zukunft nicht mehr geben. Auch deswegen ist die Nations League ins Leben gerufen worden.

Deutschland und Frankreich eröffnen den neuen Wettbewerb des europäischen Fußball-Verbandes Uefa am Donnerstag. Aber: Wie funktioniert die Nations League eigentlich?

Wie ist der Modus?

Die Uefa hat alle 55 Mitgliedsverbände gemäß ihrer Stärke (Stand Oktober 2017) in vier Divisionen (A bis D) mit jeweils vier Gruppen mit unterschiedlicher Größe eingeordnet. Deutschland tritt daher in einer der vier Top-Gruppen in Hin- und Rückspiel gegen Frankreich und die Niederlande an. Die vier Gruppensieger von Division A spielen im Juni 2019 in zwei Halbfinals und einem Finale den Nations-League-Sieger aus. Titelchance für Bundestrainer Joachim Löw. Aber auch: Abstiegsgefahr. Denn die Gruppenletzten der Vorrundengruppen rutschen in die nächsttiefere Division ab. Von dort steigen wiederum die Ersten auf.

Gibt‘s Kritik?

Klar, reichlich. Ein lange gehegter Vorwurf erweist sich aber als nicht zutreffend: Die Zahl der Spiele für die viel belasteten Nationalspieler steigt nicht an. Die Nations League ersetzt die Testspiele der Nationen und versetzt sie mit Bedeutung. Dafür ist das Prozedere bisweilen etwas unübersichtlich. Und jene, die finden, dass die profitorientierten Funktionäre des Fußballs nun endlich den nächsten vermarktbaren Wettbewerb entworfen haben, an dessen Ende eine Mannschaft konfettiberegnet einen bedeutungslosen Pokal gewinnt, werden keine Liebhaber des neuen Formats. „So richtig angefreundet habe ich mich noch nicht mit der Nations League“, sagte Nationalspieler Marco Reus am Montag in München.

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Was sind die Vorteile?

Löw kennt welche. „Weniger Testspiele und mehr Spiele unter Wettkampfcharakter finde ich gut. Die Leute wollen sehen, dass es um etwas geht, ob in der Bundesliga oder Champions League oder bei der Nationalmannschaft“, sagte der Bundestrainer. Und hat recht. Wo man sich früher manchmal mit B- oder C-Besetzungen zu gruseligen Nullzunulls gegen Dänemark, Nordirland oder sonstwen mühte, besteht nun ein gewisser Reiz, sich nicht zu blamieren.

Und wie ist das mit der EM-Qualifikation?

Die läuft wie bisher auch. Die Gruppen werden Ende des Jahres ausgelost. Aber: Wer die Teilnahme über die herkömmliche Qualifikation verdaddelt, der hat über den zweiten Bildungsweg Nations League nun eine weitere Chance. Denn die vier Gruppensieger aller vier Divisionen spielen im März 2020 untereinander in Play-offs vier Starter für die EM aus. Heißt: Auch die kleineren Divisionen haben eine reelle Chance auf das Turnier. Hat sich ein Gruppensieger schon über die herkömmliche Qualifikation das Ticket gesichert, rückt der Nächste der Tabelle nach.