Frankfurt. Nächstes Kapitel in der Debatte um Mesut Özil: Sein Vater rät dem Mittelfeldstar zum DFB-Rücktritt und schießt gegen Oliver Bierhoff.

Es war das Gesprächsthema kurz vor der WM: Mesut Özil und Ilkay Gündogan trafen am 13. Mai den umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in London.

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Das Treffen wurde zum Dauer-Thema, es folgte eine schlechte WM, speziell Özil und Gündogan wurden von den deutschen Zuschauern ausgepfiffen. Zuletzt äußerte sich auch DFB-Manager Oliver Bierhoff kritisch über Özil und sein Treffen mit Erdogan, ruderte dann aber wieder etwas zurück und sprach darüber, dass es vielleicht eine Überlegung gewesen wäre, Özil aus sportlichen Gründen nicht mitzunehmen. Doch auch das Treffen mit Erdogan hätte dazu berechtigt, über eine Nichtnominierung zu diskutieren. Denn während Gündogan sich zu dem Foto äußerte, schwieg Özil - bis jetzt.

Er teilt sich lieber über Twitter oder Instagram mit, hier erreicht er seine Millionen Follower. Zuletzt ließ er sie an seinem Urlaub teilhaben, dafür sprach nun sein Vater Mustafa mit der "Bild am Sonntag". Er sagt: "An Mesuts Stelle würde ich zurücktreten."

"Hat ja auch Fotos mit Merkel gemacht"

Er macht keinen Hehl aus der Tatsache, dass ihn die Debatte schwer getroffen hat. Obwohl beide nur wenig Kontakt haben, wie er verrät, nachdem er bis 2013 sogar der Berater von Özil war. Es gab Streit, doch er trägt ihn "immer weiter in seinem Herzen".

Ein Bild aus alten Tagen: Mesut und Mustafa Özil.
Ein Bild aus alten Tagen: Mesut und Mustafa Özil. © imago

Mit Blick auf die aktuelle Situation und das Foto mit Erdogan betont er bei der "Bild am Sonntag". "Ich habe gedacht: Das war jetzt keine so gute Idee. Ich habe aber nicht gedacht: Oha, jetzt bricht alles zusammen. Es war ja nicht das erste Foto von Mesut mit Erdogan. Ich wusste, dass das kein politisches Statement von ihm war oder Ähnliches. Ich würde sagen: Es war Höflichkeit. Sie müssen wissen: Mesut ist ein schüchterner Mensch, fast scheu. Wie hätte er dieses Foto ablehnen können, wenn ein Mann wie Erdogan ihn darum bittet? Das hätte Mesut als extrem unhöflich empfunden. Das ist auch eine Mentalitätssache. Er hat ja auch Fotos mit Angela Merkel gemacht."

Wobei sein Vater erklärt, dass Özil ein Sportler ist, der "mit Politik nichts am Hut hat." Sein Schweigen bis heute erklärt sein Vater so: "Er ist geknickt, enttäuscht und gekränkt. Und ja: auch beleidigt. Die eigenen Fans haben ihn vor der WM beim Länderspiel in Österreich ausgepfiffen. Das kann er nicht verstehen."

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Kritik an Bierhoff

Auch der DFB verpasste es, dem Thema schnell einen Riegel vorzuschieben. Daher kritisiert Özils Vater auch die Verantwortlichen bei der Nationalmannschaft. "Ich hätte mir zumindest gewünscht, dass der DFB mit Mesut und Ilkay zusammen eine Lösung findet, wie das Thema beendet werden kann. So hat Oliver Bierhoff hier etwas gesagt und Joachim Löw dort etwas und der Präsident hat auch noch was gesagt. Ilkay gibt ein schnelles Statement ab, um seine Haut zu retten, Mesut schweigt lieber – das war kein gutes Krisenmanagement."

Speziell Bierhoff kassiert eine Breitseite von Özils Vater aufgrund der Aussage, man hätte überlegen müssen, ob man sportlich auf Mesut verzichtet: "Diese Aussage ist eine Frechheit. Sie dient meiner Meinung nach nur dazu, die eigene Haut zu retten. Der DFB hat es versäumt, ein klares Krisenmanagement zu machen. Jetzt zu sagen, man hätte überlegen müssen, auf Mesut zu verzichten, ist ja wohl ein schlechter Witz."

Nach Özil-Attacke: Bierhoff rudert zurück

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    Genau wie die Tatsache, dass Özil in erster Linie für das Aus der Nationalmannschaft in Russland verantwortlich gemacht wird. Das bringt seinen Vater auf die Palme: "Das hat natürlich noch mal den Unmut angefacht. Aber das kann man doch nicht Mesut allein in die Schuhe schieben. Da sind 23 Spieler im Kader. Die ganze Mannschaft hat versagt, nicht ein Einzelner. Jetzt nur Mesut oder Ilkay Gündogan verantwortlich machen zu wollen ist doch Schwachsinn. Das ist viel zu billig!"

    Daher gäbe es für den Vater Özil, wäre er an Mesuts Stelle nur einen Schluss, wenn er entscheiden würde: "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Schönen Dank, aber das war es! Dafür ist die Kränkung dann doch zu groß."

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