Essen. Schon 2030 wird jeder zweite Nationalspieler über einen Migrationshintergrund verfügen - sagt eine DFB-Statistik. Ein Kommentar.

Der DFB muss jetzt schleunigst beweisen, dass der Verband das ist, was er sein will: ein Ort, wo die Nationalität und die Herkunft der Familienwurzeln weniger zählen als die Fertigkeiten beim Fußball. Schon in zwölf Jahren, nämlich bei der WM 2030, wird jeder zweite deutsche Nationalspieler über einen Migrationshintergrund verfügen – sagt die verbandseigene Statistik.

Zwei WM-Helden von 2014 haben polnische Wurzeln

Top-Talente, deren Familien wie bei Mesut Özil oder Ilkay Gündogan aus der Türkei stammen, werden sonst kaum gewillt sein, bei einer Fußball-WM die deutschen Farben zu vertreten. Und das, obwohl sie in Deutschland geboren und Deutsche sind. Sie können sich, was ja schon vorkommt, für das Nationalteam ihrer Familienväter entscheiden.

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Den Wankelmut mögen vielleicht Rechtsausleger für wenig ärgerlich halten. Aber man sollte bedenken: Gerade die Vielfalt an Herkünften hat den deutschen Fußball zurück in die Welt-Elite gebracht. Miro Klose und Lukas Podolski zum Beispiel, die WM-Helden von 2014, haben polnische Wurzeln. Alle Nationen, vorneweg Weltmeister Frankreich, arbeiten – meistens erfolgreich und manchmal verzweifelt – an der Überwindung von Barrieren, die eine gute Integrationspolitik bereit hält. Fußball hilft dabei ungemein.

„Mesut Özil ist Deutscher und deshalb selbstverständlich auch mein Mitbürger“, stellte DFB-Vize Rainer Koch in einer persönlichen Stellungnahme klar. Man wünschte, vom DFB würden öfter solche Worte kommen als ständig Forderungen, welche Bedingungen die Spieler mit Migrationshintergrund zu erfüllen hätten. Wer nämlich so redet, redet nicht von Mitbürgern, sondern von Geduldeten im eigenen Land.