Montreal. Weltmeister Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Kanada gewonnen. Dabei war Sebastian Vettel als Erster über die Ziellinie gefahren.

Als Erster im Ziel und doch nicht gewonnen: Trotz der ersten Pole seit 17 Rennen, einer langen Führung und großem Kämpferherz hat Ferrari-Star Sebastian Vettel beim Großen Preis von Kanada die Übermacht von Lewis Hamilton und Mercedes nicht brechen können. Beim fünften Saisonsieg des Weltmeisters musste sich Vettel am Sonntag wegen einer umstrittenen Fünf-Sekunden-Zeitstrafe mit dem undankbaren zweiten Platz begnügen – die Seuchensaison geht weiter, der Kampf um den WM-Titel wird immer aussichtsloser.

Vettel wartet seit 15 Rennen auf einen Sieg

Während Vettel seit nunmehr 15 Rennen auf einen Sieg wartet, bejubelte Hamilton, der die Zielflagge nach Vettel sah, den 78. Formel-1-Triumph seiner Laufbahn. Der 34-Jährige zog damit auch mit Kanada-Rekordsieger Michael Schumacher (sieben Erfolge) gleich. Zudem baute der Mercedes-Pilot sein Polster in der Fahrerwertung weiter aus. Der WM-Dritte Vettel hat bereits 62 Punkte Rückstand, der in Kanada durch viertplatzierte Finne Valtteri Bottas liegt als WM-Zweiter 29 Zähler hinter seinem Teamkollegen.

Das Podium komplettierte Charles Leclerc im zweiten Ferrari auf Rang drei. Der Emmericher Nico Hülkenberg beendete das Rennen im Renault auf Rang sieben.

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Neben Vettel verpasste auch Ferrari nach zuletzt zahlreichen Problemen den erhofften Befreiungsschlag. Rivale Mercedes hatte bereits die ersten sechs Rennen gewonnen und dabei sogar fünf Doppelsiege gefeiert. Die einzige Konstante der Roten war ihre Fehleranfälligkeit gewesen. In Kanada lief endlich alles nach Plan – es reichte dennoch nicht.

Vettel verteidigte die Spitze nach einem unspektakulären Start erfolgreich und führte das Feld vor Hamilton und Leclerc an. Hülkenberg im Renault zog an Valtteri Bottas vorbei und übernahm damit Rang sechs. Der Finne, der sich eigentlich schnellstmöglich auf Rang vier hatte vorschieben wollen, war der Verlierer der Anfangsphase.

Duell auf Augenhöhe zwischen Vettel und Hamilton

An der Spitze lieferten sich Vettel und Hamilton ein Duell auf Augenhöhe. Der Deutsche drückte auf den vielen langen Geraden mächtig aufs Gas, setzte sich aber nicht maßgeblich von seinem Verfolger ab.

Bei Hamilton fuhr die Ungewissheit mit. Im Anschluss an das Qualifying am Samstag wurde am Wagen des Briten, der für den Kanada-GP einen frischen Motor erhalten hatte, ein Leck in der Hydraulik entdeckt. Die Fehlerquelle wurde ermittelt, die Mercedes-Crew setzte den Silberpfeil in den Stunden vor dem siebten Saisonrennen wieder zusammen. Die Sorgen waren trotzdem nicht verfolgen. "Ich habe ein Problem. Ein anderes Problem", funkte er noch in der Formationsrunde an die Box.

Vettel fuhr nach 26 Runden als erster der beiden Top-Piloten zum Reifenwechsel in die Box. "Lewis, jetzt ist Hammertime", funkte Mercedes in Richtung Hamilton. Auf den abgenutzten Medium-Reifen gelang es dem Briten aber nicht, den erhofften Druck zu entwickeln. Als Hamilton zwei Runden später seinen eigenen Stopp hinter sich hatte, war der Rückstand auf Vettel sogar angewachsen.

Vettel beschwert sich: "Ich konnte doch nirgendwo hin!"

Das Bild änderte sich jedoch schnell. Mercedes war Ferrari schon in den Rennsimulationen im Training deutlich überlegen gewesen. Dieser Eindruck bestätigte sich nun.

Hamilton nahm Vettel kontinuierlich Zeit ab. Der Druck zeigte Wirkung, nach einem Ausflug ins Gras und einer Beinahe-Kollision in der 47. Runde behielt Vettel nur mit größter Mühe die Führung. Die Rennjury untersuchte den Vorfall und bestrafte Vettel mit einer Fünf-Sekunden-Strafe. Vettel beschwerte sich: "Ich konnte doch nirgendwo hin!" (sid)