Neapel. Trotz des Ticket-Verkaufsverbots für die Champions-League-Partie waren Hunderte Eintracht-Anhänger gekommen.
Autos brannten, Feuerwerkskörper und Stühle flogen durch die Luft, und über der Innenstadt kreiste ein Polizei-Hubschrauber: Im Vorfeld des Achtelfinal-Rückspiels von Eintracht Frankfurt in der Champions League ist es in Neapel zu schweren Ausschreitungen gekommen. Der Corriere dello Sport schrieb von einem „Guerillakrieg“ im Zentrum der süditalienischen Stadt. Das Spiel gewannen die Italiener mit 3:0. Eintracht Frankfurt ist damit ausgeschieden.
Eintracht Frankfurt in Neapel: Chaoten zerstören Autos, Bars und Restaurants
Videobilder aus der Innenstadt von Mittwochnachmittag zeigten wilde Jagdszenen zwischen vermummten Anhängern und der Polizei. Immer wieder waren Detonationen zu hören, Rauchschwaden durchzogen die engen Gassen rund um die Piazza del Gesu. Mehrere Autos, darunter ein Polizeiauto, sollen laut Gazetta dello Sport von deutschen Fans in der Via Calata Trinita Maggiore angezündet worden sein. Zudem seien Lokale in der Umgebung beschädigt sowie Tische, Stühle und Schaufenster von Bars und Restaurants zerstört worden.
In der Nacht zu Donnerstag kam es erneut zu Ausschreitungen. Laut Medienberichten sollen sich vermummte SSC-Anhänger rund um das Hotel der deutschen Fans Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert haben. Demnach zündeten die italienischen Anhänger unter anderem Pyrotechnik, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.
Die Polizei sicherte die Unterkunft der SGE-Anhänger, die sich nur rund 100 Meter entfernt vom Hotel der Mannschaft befindet. Wie die Zeitung Corriere dello Sport berichtet, bereiteten die Sicherheitskräfte zudem die Abreise der deutschen Fans vor, die bei Tagesanbruch stattfinden soll. Auch ein Polizei-Hubschrauber kreiste in der Nacht über der Stadt.
Sieben Neapel-Anhänger wurden vor und nach der Partie im Zusammenhang mit den Krawallen festgenommen. Zudem sollen mehrere Eintracht-Fans von der Polizei identifiziert worden sein, bevor sie ihr Hotel in der süditalienischen Stadt verließen.
Innenministerin Faeser verurteilt Fan-Krawalle in Neapel
Bundesinnenministerin Nancy Faeser kritisierte die Fan-Ausschreitungen vor dem Champions-League-Spiel heftig. „Diese Gewalt heute Abend ist aufs Schärfste zu verurteilen“, schrieb die SPD-Politikerin am Mittwoch bei Twitter und ergänzte: „Gewalttäter und Chaoten machen den Sport kaputt.“
Eintracht-Vorstand Philipp Reschke sagte: „Das ist etwas, das keiner sehen möchte. Es waren die Ausschreitungen, die wir seit dem Tag der Auslosung befürchten mussten.“ Es schien „ein bisschen so“, meinte er, „dass sich die Gruppen, die sich gesucht haben, auch gefunden haben“.
Politiker und Vereine kritisieren Gewalt in Neapel
Auch Neapels Bürgermeister Gateano Manfredi und Viktor Elbling, deutscher Botschafter in Italien, verurteilten die Vorkommnisse mit eindringlichen Worten. „Die Szenen der Verwüstung im Stadtzentrum sind inakzeptabel“, hieß es in einer Mitteilung, aus der Corriere dello Sport zitierte: „Wir verurteilen auf das Schärfste die unsäglichen Taten der Gewalttäter, egal von welcher Seite sie kamen. Neapel und die Neapolitaner verdienen es nicht, den schweren materiellen, moralischen und Imageschaden zu erleiden, den dieser Wahnsinn verursacht hat.“
Trotz des Ticket-Verkaufsverbots für die Partie am Mittwoch durch die italienischen Behörden befanden sich Hunderte SGE-Anhänger in Neapel. Wie mehrere Medien berichteten, sollen am Dienstagabend unter anderem bis zu 400 Ultras der Hessen am Hauptbahnhof der Stadt angekommen und in Polizei-Begleitung zu ihrem Hotel gebracht worden sein.
Dabei kam es zu einem ersten Zwischenfall. Die Busse mit den SGE-Fans wurden auf dem Weg mit Pyrotechnik beschossen und mit weiteren Gegenständen beworfen. Bei den Angreifern handelte es sich laut italienischen Medienberichten um Neapel-Anhänger, verletzt wurde demnach niemand. Der HR berichtete zudem unter Berufung auf Augenzeugen von „größeren Gruppen von Napoli-Anhängern“, die „teilweise bewaffnet“ in der Stadt unterwegs gewesen seien.
Verkauf von Tickets an Personen aus Frankfurt wurde verboten
Nach einer juristischen Hängepartie hatten die italienischen Behörden den Verkauf von Tickets an Personen aus Frankfurt/Main verboten, die Eintracht verzichtete daraufhin auf das gesamte Gäste-Kontingent. Rund um den 2:0-Hinspielerfolg der Italiener in Frankfurt war es zu Zusammenstößen der beiden Fanlager gekommen. (fs/sid/dpa)