Melbourne. Frühes Aus für Alexander Zverev bei den Australian Open. Der Hamburger verlor sein Zweitrunden-Match gegen Michael Mmoh.

Als Michael Mmoh am vorletzten Donnerstag seine Partie in der finalen Qualifikationsrunde gegen Lokalmatador Aleksandar Vukic verloren hatte, waren die Australian Open eigentlich schon Geschichte für ihn. Mmoh packte seine Siebensachen zusammen, buchte einen Heimflug von Melbourne in die USA und war „am Boden zerstört. Ich hatte das Gefühl, dass die Welt nur noch aus Dunkelheit für mich besteht.“ Eine Woche später stand jener unscheinbare Mann aus dem Mittelbau der Tenniswelt dann aber auf der großen Bühne der Margaret-Court-Arena und sprach beim Siegerinterview stolz vom „größten Augenblick“ seiner bisherigen Karriere.

Michael Mmoh, Nummer 107 der Welt, gegen Zverev im Glück

Von Donnerstag zu Donnerstag war Wunderliches passiert für die Nummer 107 der Weltrangliste. Erst der jähe Wiedereinstieg ins Turnier als nachrückender Lucky Loser, als sogenannter „glücklicher Verlierer“, für den verletzten Belgier David Goffin. Dann ein nach abgewehrtem Matchball noch gewonnenes Auftaktduell über zwei verregnete Tage und fünf Sätze gegen den Franzosen Laurent Lokoli – und nun der 6:7 (1:7), 6:4, 6:3, 6:2-Zweitrundensieg über Olympiasieger Alexander Zverev. Mmoh, der eigentlich längst Ausgeschiedene, ist also weiter drin in der großen Grand-Slam-Verlosung – und Zverev, der hochrangige Comeback-Akteur, draußen und arbeitslos nach dreieinhalbstündigem Kampf. „Die Welt im Tennis kann schon verrückt sein“, stellte Mmoh fest.

Das Schicksal hatte es im Grunde gut gemeint mit Deutschlands Frontmann Zverev, denn bei seiner Rückkehr in das Grand-Slam-Theater hatte er am anderen Ende der Welt nicht gleich superschwere Konkurrenz zugelost bekommen. In Runde eins war er schon auf einen weiteren Lucky Loser getroffen, den Peruaner Juan Pablo Varillas, ausgeschieden wie Mmoh in der letzten Qualifikationsrunde. Doch anders als gegen Varillas konnte Zverev aller Kampfgeist, alle Leidenschaft und Anstrengung gegen Mmoh nicht vor dem frühen Abgang aus Melbourne bewahren. „Mir war immer bewusst, dass es ein langer, schwieriger Weg zurück sein wird“, sagte Zverev, „ich kann jetzt nicht schwer enttäuscht sein. Ich nehme sogar viel Positives mit.“

Vogelkot bringt Alexander Zverev auch kein Glück

Als sich im zweiten Satz eine Taube auf seinem Kopf entleerte, sicherte sich Zverev unfreiwillig einen Eintrag im Kuriositäten-Rückblick des Turniers. Sportlich blieb dagegen wenig vom 25-jährigen Rückkehrer haften – wie auch nach einer siebenmonatigen Zwangspause wegen einer schweren Fußverletzung. Zverev präsentierte den vielen deutschen Fans im drittgrößten Stadion des National Tennis Centres eine Achterbahnfahrt, er ist noch auf der Suche nach Stabilität und Sicherheit. 57 Gewinnschlägen standen 58 sogenannte unforced errors, leichte Fehler also, gegenüber. Seine stärksten Momente hatte Zverev im Tiebreak des ersten Satzes, den er souverän mit 7:1 für sich entschied.

Doch nachhaltiges Selbstvertrauen erwuchs nicht aus der 1:0-Satzführung. Gegen den allmählich auf Touren kommenden Amerikaner ließ Zverev zu viele Chancen aus, stolperte bei zu vielen Big Points und war mit Beginn des zweiten Aktes auch eingeschränkt durch Schmerzen im rechten Oberschenkel. „Es war schon ein Problem, weil ich nicht mehr mit dem gewohnten Tempo und Druck aufschlagen konnte“, sagte der Hamburger, der ein ums andere Mal hilfesuchend zu seiner Box blickte, zu Coach Sergi Bruguera und Vater Alexander.

Zu verhindern war der Abschied aber nicht – der einer Pleitenserie der anderen deutschen Herren in Runde eins folgte. Selbst der letztjährige ATP-Aufsteiger Oscar Otte aus Essen sortierte sich schwer gefrustet in die Phalanx der abservierten DTB-Profis ein, die alles in allem nur eine Statistenrolle einnahmen. Zverev bleibt bestenfalls der einzige Deutsche, der auf der Weltbühne Relevanz hat. Seine Durchschlagskraft und seine Titelambitionen auch bei den Majors muss er sich jetzt allerdings hart und ausdauernd zurück erarbeiten.