Doha. Englands Bellingham und Frankreichs Mbappé steht eine große Zukunft bevor. Am Samstag treffen sie im WM-Viertelfinale aufeinander.

In vier Jahren kann sich einiges verändern. Als Kylian Mbappé im Juli 2018 die Arme nach seinem Tor in Moskau verschränkte und Frankreich ein wildes Finale gegen Kroatien 4:2 gewann, hatte die Öffentlichkeit noch keine Notiz von Jude Bellingham genommen. Der Engländer lebte damals noch in seinem Elternhaus, trat in der Jugend von Birmingham City gegen den Ball und konnte noch nicht wissen, dass sich sein Weg in der Zukunft mal mit dem von Mbappé kreuzen würde.

Vier Jahre später schaut die Welt längst auf Bellingham, den aufstrebenden Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund, an dem sich die englische Mannschaft bei dieser Weltmeisterschaft aufrichten kann, obwohl er selbst erst 19 Jahr alt ist. An diesem Samstag (20 Uhr/ZDF) misst sich England im Viertelfinale mit Frankreich. Ein Duell zwei großer Fußballnationen und ein Spiel, in dem in Bellingham und Mbappé zwei Typen aufeinandertreffen, die die riesigen Fußstapfen von Cristiano Ronaldo (37) und Lionel Messi (35) ausfüllen könnten. Am Samstag wird sich auch entscheiden, wer von beiden bei dieser WM nachhaltiger in Erinnerungen bleiben wird.

Von Paris Saint-Germain mit Geld überschüttet

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Aufgrund seines Alters bewegt sich Mbappé (23) bereits in anderen Sphären als Bellingham. Seit dem Titelgewinn 2018 rauscht der Franzose immer weiter nach oben. Die Organisatoren hatten ihn von Anfang an als einen der Stars der WM 2022 auserkoren, nicht ohne Grund hat der von Katar finanzierte Klub Paris Saint-Germain den Offensivspieler bei der Vertragsverlängerung mit Geld überschüttet. Das Emirat wollte unbedingt, dass Mbappé weiter beim eigenen Aushängeschild in Europa auf dem Platz steht. Ein Grundgehalt von 72 Millionen Euro pro Jahr soll die Nummer 10 der Franzosen daher erhalten, dazu kam ein Handgeld von 180 Millionen Euro. Wem soll da nicht schwindelig werden?

Jedoch scheint Mbappé die Erwartungshaltung, die an solche Summen automatisch geknüpft wird, nicht zu beeinträchtigen. In Katar müssten ihm die Gegenspieler schon die Schnürsenkel zusammenknoten, um ihn aufzuhalten. Der Außenstürmer rennt schneller, passt präziser, schießt genauer als die Konkurrenz. Durch fünf Treffer steht er oben in der Torschützenliste des Turniers. Ein Gegenmittel hat noch niemand gefunden.

So könnte Kylian Mbappé geschwächt werden

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Am Freitag, einen Tag vor dem großen Duell, redete Frankreichs Trainer Didier Deschamps im Medienzentrum von Doha über das Spiel gegen England. In seiner Mannschaft gebe es mehrere gefährliche Spieler, merkte er an. Aber, räumte der 54-Jährige ein, vor allem Mbappé sei derjenige, der den Unterschied ausmachen könne. „Kylian ist Kylian – und das wird immer so sein. Ich bin mir sicher, dass sich England auf ihn vorbereiten wird.“

Es gibt zwei Wege, wie Kylian Mbappé geschwächt werden könnte. Erstens muss es geschafft werden, dass sich ihm auf der linken Außenbahn durch schnelles Verschieben mehrere Gegenspieler in den Weg stellen. Zweitens sollte man die Hoheit über das Mittelfeld übernehmen und es erst gar nicht zulassen, dass viele Pässe auf den französischen Ausnahmekönner gespielt werden können.

Lob für Bellingham von Kapitän Harry Kane

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Es wird daher auf Jude Bellingham ankommen, Englands Mittelfeldarbeiter, der all seine Physis in ein Spiel hineinwirft. „Jude ist ein fantastischer Spieler. Er macht alles so gut. Er ist sehr reif für sein Alter und hat großartige Führungsqualitäten“, sagte Englands Kapitän Harry Kane. Viele Experten sehen in Jude Bellingham einen Schlüssel, um endlich den ersten Männer-Titel seit 1966 auf die Insel zu bringen. Die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate verfügt schon lange über rasante Offensivspieler und über harte Verteidiger, immer fehlte jemand, der die Auswahl zusammenhalten kann.

„Die größte Stärke bei ihm ist die Mentalität“, meinte Trainer Gareth Southgate. „Er hat keine Schwächen in seinem Spiel“, sagte Mitspieler Phil Foden. „Ich denke, er wird der beste Mittelfeldspieler der Welt.“

Natürlich weckt das Begehrlichkeiten. „Ich werde es nicht verheimlichen, jeder will Bellingham“, sagte Nasser Al-Khelaifi, Chef von Paris Saint-Germain. „Was für ein Spieler. Erste WM und so ruhig, entspannt und selbstbewusst. Erstaunlich.“ In Dortmund gehen sie mittlerweile davon aus, dass Bellingham im Sommer weiterziehen wird. Nach der Weltmeisterschaft soll ein klärendes Gespräch stattfinden. Der BVB ist bereit, die Bezüge noch mal anzuheben, wenn der Engländer versichert, mindestens noch ein Jahr im Ruhrgebiet zu bleiben. Ansonsten hofft der Klub auf eine Ablösesumme von weit über 100 Millionen Euro.

Große Uhren, lässige Kleidung

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Abseits des Platzes gibt sich Jude Bellingham bodenständig, Luxusgüter präsentiert er selten. In den Sozialen Medien lobt er lieber seinen kleinen Bruder Jobe Bellingham (17), der ebenfalls bei Birmingham City in den Profifußball drängt. Kylian Mbappé verkörpert da viel mehr den fußballspielenden Popstar, große Uhren, lässige Kleidung. Er hat sogar ein Comic-Buch veröffentlicht, in dem Kindern erklärt wird, wie sie ihre Träume verwirklichen können.

Einer fehlt bei dieser WM jedoch, dem ebenfalls zugetraut werden kann, die Fußspuren von Ronaldo und Messi auszufüllen: Erling Haaland. Der norwegische Stürmer lacht in Doha nur auf Werbeplakaten für einen Uhrenhersteller, mit seinem Land hat er sich nicht für das Turnier qualifiziert. Allerdings werden an der Weltmeisterschaft 2026 erstmals 48 Nationen teilnehmen, Norwegens Teilnahmechancen steigen. Gut möglich, dass bei der nächsten WM nicht nur Mbappé und Bellingham alles überstrahlenden Fußballer sein werden, sondern auch Erling Haaland. In vier Jahren kann sich einiges verändern.