Le Castellet. Max Verstappen nutzt einen Patzer zum nächsten Sieg. Der Red-Bull-Star führt in der Gesamtwertung wieder komfortabel.

Weltmeister Max Verstappen rast nach dem nächsten Ferrari-Debakel von Charles Leclerc unaufhaltsam der Formel-1-Titelverteidigung entgegen. In der Hitze Frankreichs steuerte der Niederländer seinen Red Bull am Sonntag zum siebten Saisonsieg, nachdem der WM-Zweite Leclerc in Führung liegend früh von der Strecke abgeflogen war und nach diesem Patzer noch im Auto heftig fluchte.

Im 300. Rennen seiner Formel-1-Karriere gelang Lewis Hamilton im Mercedes auf Platz zwei sein bestes Resultat des Jahres, den dritten Platz in Le Castellet sicherte sich sein Teamkollege George Russell.

Leclerc nach Fehler mächtig frustiert

„Ich habe im falschen Moment einen Fehler gemacht. Ich performe auf dem höchsten Level meiner Karriere, aber wenn diese Fehler passieren, ist das schlimm“, sagte der frustrierte Leclerc: „Wir hatten wahrscheinlich das stärkste Auto hier.“ Auf einen technischen Defekt wollte der 24-Jährige seinen bereits dritten Ausfall in der laufenden Saison aber nicht schieben: „Ich habe versucht, Druck zu machen und habe dabei das Heck verloren. Das ist inakzeptabel“, sagte Leclerc, der zuvor über ein Problem mit dem Gaspedal geklagt hatte.

Nach dem zwölften von 22 Saisonläufen enteilte Verstappen Leclerc in der Gesamtwertung wieder auf 63 Punkte und ist auf dem besten Weg, seinen zweiten Titel nacheinander einzufahren. Nichts Zählbares gab es hingegen für Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, der im Aston Martin Elfter wurde. Mick Schumacher scheiterte beim Versuch, zum dritten Mal nacheinander Punkte zu holen und wurde nur 15.

Bei extremen Asphalttemperaturen von deutlich über 50 Grad legte Leclerc einen perfekten Start hin und verteidigte seine Pole Position vor Vorjahressieger Verstappen. Nah heran an das Top-Duo kam einzig Hamilton zu Beginn seines 300. Grand Prix. Der Silberpfeil-Star durchbrach diese Grenze als erst sechster Fahrer überhaupt, bis zur Bestmarke von Kimi Räikkönen ist es für den siebenmaligen Weltmeister aber noch ein weiter Weg. Lange konnte der 37-Jährige mit Leclerc und Verstappen nicht mithalten, beide zogen ganz vorne unaufhaltsam davon, während sich Hamilton gegen die Verfolger verteidigen musste.

Mick Schumacher versucht sich, nach vorne zu arbeiten

Jenseits der Punkteränge versuchte sich Mick Schumacher von Position 17 nach vorne zu arbeiten. Der 23-Jährige musste von weit hinten starten, nachdem seine Bestzeit in der Qualifikation wegen eines Regelverstoßes am Samstag gestrichen worden war. Nachdem Schumacher zuletzt zweimal WM-Zähler geholt hatte, ging es im Feld nur langsam nach vorne, eine Kollision mit Zhou Guanyu im Alfa Romeo inklusive Dreher warf ihn in der 23. Runde ganz ans Ende zurück. Auch Vettel musste nach dem Start von Position zwölf Geduld haben und konnte sich nicht nachhaltig aus seiner Position im Mittelfeld befreien.

Verstappen setzte Leclerc enorm unter Druck, der erste Versuch zum Überholen scheiterte in der siebten Runde. Nach Erfolgen von Carlos Sainz (in Großbritannien) und Ferrari-Teamkollege Leclerc (in Österreich) wollte Verstappen nach einem Monat ohne Sieg endlich wieder ganz vorne landen und ließ nicht locker.

Das Überholen ist auf dem Circuit Paul Ricard allerdings schwierig, in der Vergangenheit waren die Rennen an der Côte d’Azur deswegen meist ziemliche Langweiler.

In Kurve elf flog Leclerc von der Piste

Packend wurde es, als Verstappen vom Reifenwechsel zurückgekommen war und Leclerc in Runde 18 die Kontrolle über sein Auto verlor. In Kurve elf flog der Ferrari von der Piste, Leclerc konnte den Wagen nicht mehr halten. Der dritte Ausfall in dieser Saison ließ den Ferrari-Star schon am Funk lautstark fluchen, ehe er auf einem Roller zurück in die Box gefahren wurde. Nachdem das Rennen wieder freigegeben wurde, verteidigte Verstappen Platz eins souverän vor Hamilton, der 2018 und 2019 in Frankreich gewonnen hatte.

Seinen Weg durchs Feld bahnte sich Leclers Stallrivale Sainz. Der Spanier hatte in den vergangenen Tagen Teile am Motor tauschen lassen und wurde dafür mit einer Strafe belegt, die ihn in der Startaufstellung ganz nach hinten brachte. Zwölf Runden vor Schluss war er Dritter, eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil ihn das Team nach einem Reifenwechsel gefährlich früh losfahren ließ, belastete den 27-Jährigen aber noch zusätzlich.

An der Spitze spulte Verstappen beeindruckend sein Programm ab und ließ sich weder von Temperaturen von über 30 Grad noch von den Verfolgern aufhalten.