Frankfurt/Main. Mario Götze kehrt in die Fußball-Bundesliga zurück. Der deutsche Siegtorschütze im WM-Finale 2014 wechselt zu Eintracht Frankfurt.

Als sich Mario Götze im Oktober 2020 bei der PSV Eindhoven vorstellte, formulierte er ein ehrgeiziges Ziel. „Definitiv möchte ich zurück in die Nationalmannschaft“, sagte der WM-Held von 2014. „Ich bin gerade 28 Jahre alt. Ich habe immer noch große Ambitionen.“ Götze, der vier komplizierte Jahre bei Borussia Dortmund hinter sich und unter gesundheitlichen Problemen gelitten hatte, wollte allerdings, wie er betonte, nichts überstürzen, sondern zunächst seine volle Fitness wieder erlangen und spielen – was ihm auch gelang. Mit seinen Auftritten im PSV-Trikot weckte er das Interesse anderer Klubs.

Am Dienstag nun absolvierte Götze erfolgreich den Medizincheck bei Eintracht Frankfurt, anschließend unterzeichnete er einen bis 2025 gültigen Vertrag. „Ich freue mich wahnsinnig auf Eintracht Frankfurt. Dieser Verein hat eine außergewöhnliche Entwicklung genommen und hat einen spannenden und ambitionierten Weg eingeschlagen, auf dem ich den Klub nun begleiten darf“, sagte Götze. Sein Wechsel bedeutet für ihn die Rückkehr auf eine große Bühne. Der 30-Jährige tritt mit dem Europa-League-Sieger in der Champions League an. Mindestens sechs Partien in der Königsklasse und regelmäßige Einsätze in der Bundesliga sind eine verlockende Perspektive.

Götze könnte wieder in den Fokus von Flick rücken

Denn damit könnte Götze, für den die Eintracht nur drei Millionen Euro Ablöse zahlt, auch für Bundestrainer Hansi Flick wieder sichtbarer werden. Für die Winter-Weltmeisterschaft in Katar könnte der Mann, der Deutschland in Brasilien gegen Argentinien zum WM-Titel schoss, sogar noch einmal auf den Radar gelangen. Allerdings scheint in der Offensive um Spieler wie Serge Gnabry, Kai Havertz und Thomas Müller für Götze – zumindest aktuell – kaum noch Platz zu sein.

Sein letztes Länderspiel liegt bereits rund viereinhalb Jahre zurück. Die Erwartungen hatten ihn regelrecht erdrückt nach seinem Tor in der 113. Minute des Spiels in Rio Janeiro am 13. Juli 2014. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw hatte ihn mit dem Auftrag eingewechselt, er solle der Welt zeigen, dass er besser sei als Lionel Messi. Götze schuf sich mit dem Treffer ein Denkmal, fand aber anschließend nie wieder zu jener Form zurück, mit der er einst als Teenager in der Dortmunder Meistermannschaft verblüfft hatte.

2013 hatte Bayern München 37 Millionen Euro für den Offensivspieler an den BVB überwiesen, die Dortmunder holten ihn drei Jahre später für 22 Millionen zurück. Ein Weltstar wie Messi, den manche in dem einstigen Wunderkind gesehen hatten, wurde Götze nicht mehr. Er litt längere Zeit unter den Folgen einer Stoffwechsel-Erkrankung, sein im Juni 2020 auslaufender BVB-Vertrag wurde nicht verlängert. Götze war drei Monate vereinslos, ehe er sich Eindhoven anschloss.

Unter Roger Schmidt kam Götze wieder zurück zu alter Stärke

Unter dem deutschen Trainer Roger Schmidt, der mittlerweile in Portugal bei Benfica Lissabon arbeitet, wurde er bei dem niederländischen Klub schnell zum Stammspieler. Schmidt gab ihm im Mittelfeld viele Freiheiten, er konnte unbeschwert aufspielen. In 77 Pflichtspielen für PSV markierte Götze 18 Tore und lieferte 18 Vorlagen – eine ordentliche Quote. Schmidt wollte Götze zu Benfica lotsen, doch der machte der Eintracht Zugeständnisse: Götze soll sich gegen eine möglicherweise noch bessere Bezahlung in Lissabon und für rund drei Millionen Euro Sockelgehalt in Hessen entschieden haben. In Frankfurt zählt er damit zu den Top-Verdienern.

Ob er unter Oliver Glasner auch wieder zu Top-Leistungen fähig sein wird, bleibt abzuwarten. Der österreichische Trainer setzt überwiegend auf ein 3-4-2-1-System mit zwei offensiv ausgerichteten Spielmachern. In der vergangenen Saison überzeugten vor allem Jesper Lindström (22) und Daichi Kamada (25) auf dieser Position. Götze könnte auf der Zehn oder ganz vorne spielen, er kann zudem flexibel auf die Flügel ausweichen.

„Ein Spielertyp wie er hat uns bisher gefehlt. Marios technische Fähigkeiten werden unserem Spiel gerade bei eigenem Ballbesitz gegen tiefstehende Gegner enorm helfen“, sagt Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche: „Zudem kann er seine Stärken auf nahezu jeder Offensivposition zur Geltung bringen, was uns noch mehr taktische Variabilität verleiht.“

Götze ist jetzt Teil einer Mannschaft, die in diesem Jahr maßgeblich von den euphorischen Eintracht-Fans getragen wurde. Der Sieg über den FC Barcelona im Camp Nou, die Krönung in Sevilla gegen die Glasgow Rangers – die Eintracht erlebte Fußball-Märchen. Mit attraktiven Spielen geht es auch in der neuen Saison direkt weiter: Die Bundesliga-Spielzeit beginnt für Frankfurt am 5. August mit der Partie gegen Götzes ehemaligen Klub Bayern München, am 10. August geht es im europäischen Supercup in Helsinki gegen Champions-League-Sieger Real Madrid.

Götze bekommt auf der großen Bühne nun die Gelegenheit, noch einmal auf sich aufmerksam zu machen. Ein Ziel wird er dabei sicherlich immer im Hinterkopf haben: Hansi Flick zu überzeugen.