Liverpool. Klopp-Team schlägt im Halbfinale der Champions League Villarreal klar mit 2:0 und könnte die Saison mit vier Titeln beenden.

Ein kalter Wind zog durch das Anfield-Stadion beim Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Villarreal – oder war es der Hauch der Geschichte? Der FC Liverpool hat die historische Chance, die Saison mit vier Titeln zu beenden. Den Ligapokal hat Jürgen Klopps Mannschaft schon gewonnen, im FA-Cup ist das Finale gegen den FC Chelsea gebucht. Der Rückstand in der Liga auf Tabellenführer Manchester City beträgt nur einen Punkt – und in der Champions League sind die Chancen auf den Einzug ins Finale blendend. Durch einen Doppelschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit gewann Liverpool das Halbfinal-Hinspiel gegen den spanischen Außenseiter Villarreal verdient 2:0. Der einzige Makel war, dass Klopps Mannschaft den Sieg nicht höher gestaltete und sich damit eine noch bessere Ausgangslage für das Rückspiel kommende Woche Dienstag verschaffte. Die Chancen dafür waren da.

Spektakuläre Stimmung in Liverpool

Große Abende im Europapokal sind eine Spezialität des FC Liverpool, dementsprechend elektrisiert war die Stimmung in Anfield. Als die Mannschaften den Rasen betraten, ging donnernder Jubel von den Rängen nieder, der so laut war, dass er fast bis ins 50 Kilometer entfernte Manchester zu hören gewesen sein dürfte. Dort hatte sich Manchester City am Abend zuvor ein wildes 4:3 gegen Real Madrid geliefert – in vergleichsweise flauer Atmosphäre, die nicht unbedingt zu einem Champions-League-Halbfinale und dem Spektakel auf dem Rasen gepasst hatte.

Liverpool-Trainer Klopp hatte versichert, dass seine Mannschaft den Fehler vermeiden werde, den Juventus Turin im Achtelfinale und der FC Bayern im Viertelfinale gemacht hatten – nämlich, Villarreal zu unterschätzen. Trotzdem dürften sich einige Zuschauer in Anfield gewundert haben, wie schwer die Mannschaft von Unai Emery zu bespielen war. Zwar war Liverpool von Beginn an klar überlegen und fuhr Angriffe im Minutentakt. Echte Chancen hatte Liverpool aber lange nicht. Denn Villarreal war mit der Mission nach Liverpool gekommen, die Gastgeber zu frustrierten, und das gelang in der ersten Halbzeit vorzüglich.

Klopps Team bricht den Widerstand Villarreals

Die Verteidiger der Spanier warfen sich leidenschaftlich in die Schüsse von Klopps Mannschaft und Torwart Gerónimo Rulli brachte das Publikum schon früh damit gegen sich auf, dass er sich viel Zeit bei seinen Abstößen ließ. Allerdings wäre er kurz vor der Pause fast geschlagen gewesen: Ein wuchtiger Distanzschuss von Thiago Alcántara krachte an den Pfosten – die bis dahin beste Gelegenheit. Nach der Pause ging es weiter nur in eine Richtung, und es dauerte nicht lange, bis der Ball im Netz lag. Der Treffer von Fabinho zählte aber nicht, weil Virgil van Dijk zuvor im Abseits gestanden hatte. Sollte es ein Abend zum Verzweifeln werden für Liverpool?

Nein, sollte es nicht. Kurz danach brach Klopps Mannschaft den Widerstand der Gäste, und das gleich doppelt. In der 53. Minute fälschte Pervis Estupiñán eine Henderson-Flanke unglücklich ab, der Ball segelte über Rulli ins lange Eck. Nur zwei Minuten später erhöhte Sadio Mané nach einer hübschen Vorarbeit von Mohamed Salah auf 2:0. Anfield feierte, Liverpool hatte die Überlegenheit endlich in Zählbares umgesetzt. Nach etwas mehr als einer Stunde traf auch Andrew Robertson, doch wie zuvor der Treffer von Fabinho galt auch sein Tor wegen Abseits nicht.

Klopps Mannschaft war wild entschlossen, das Halbfinale schon im Hinspiel zu entscheiden und belagerte in der Schlussphase weiter das Tor von Villarreal, verpasste es aber, einen deutlicheren Vorsprung für das Rückspiel herauszuschießen. Trotzdem hat Klopps Mannschaft beste Chancen auf den Einzug ins Finale. Das Rennen um vier Titel geht weiter – ein Hauch der Geschichte weht in Anfield.