Liverpool. Cristiano Ronaldo trauert um seinen Sohn - und erhielt Beistand: Liverpool-Fans sangen für den Star des Erzrivalen Manchester United.

Die Fans des FC Liverpool und von Manchester United erhoben sich einhellig von ihren Sitzen, applaudierten für 60 Sekunden gemeinsam - und stimmten inbrünstig das legendäre „You“ll never walk alone„ an: Für einen Moment ruhte selbst eine der größten Rivalitäten im englischen Fußball. Die 52.686 Zuschauer an der Anfield Road unterstützten mit ihrer symbolischen Aktion nach sieben Spielminuten Cristiano Ronaldo, bekundeten dem Superstar in den schwersten Stunden ihre Solidarität.

Jürgen Klopp lobt Fan-Geste für Cristiano Ronaldo

Nicht etwa das klare 4:0 (2:0) seiner Reds im Topspiel, sondern jene Geste stand für Jürgen Klopp im Vordergrund. „Das war mein Moment des Spiels“, betonte der Teammanager: „Da haben die Fans große Klasse gezeigt. Es gibt so viele Dinge im Leben, die viel wichtiger sind als Fußball, wir fühlen mit Cristiano und seiner Familie.“

Der fünfmalige Weltfußballer hatte mit Lebensgefährtin Georgina Rodriguez am Montagabend über den Verlust ihres neugeborenen Sohnes informiert. Während ein Mädchen wohlauf zur Welt kam, starb dessen Zwillingsbruder bei oder kurz nach der Geburt. „Das ganze Team, der ganze Klub ist mit ihm“, sagte sein Coach Ralf Rangnick: „Für mich war klar, dass er da sein muss, wo er ist: bei seiner Familie.“

ManU zeigte ohne Ronaldo keine Gegenwehr

Sportlich lieferte United ohne Ronaldo allerdings einmal mehr einen Offenbarungseid. Wie schon beim 0:5 im Hinspiel zeigten sich die Red Devils desolat, leisteten bei den Treffern von Luis Diaz (5.), Mohamed Salah (22., 85.) und Sadio Mane (68.) nahezu keine Gegenwehr. „Es ist peinlich, es ist enttäuschend, vielleicht sogar beschämend“, sagte Rangnick: „Wir müssen einfach zugeben, dass sie besser sind als wir.“

Liverpool sendete mit dem Kantersieg ein weiteres furchteinflößendes Statement in Richtung des bisherigen Spitzenreiters Manchester City. „Ein toller Abend“, resümierte Klopp: „Ich habe es genossen. United befindet sich nicht in einem guten Moment, aber für unsere Fans war es ein großer Moment, und sie verdienen jedes bisschen Freude.“ Die gibt es für United-Anhänger derzeit nur selten.

Ralf Rangnick blickt neidisch nach Liverpool

Die Qualifikation für die Champions League rückt in immer weitere Ferne, Rangnick blickt gar etwas neidisch nach Liverpool. „Das ist nicht nur eine Frage der Qualität der Spieler, sondern auch der Art und Weise, wie sie zusammenspielen, welche Mentalität sie haben, welche Energie, welche Körperlichkeit, verglichen mit der hohen Geschwindigkeit. Ich würde sagen, sie haben 25 Formel-1-Rennwagen in ihrem Kader“, schwärmte der 63-Jährige.

Bei den Red Devils brauche es dagegen für die kommende Saison „sechs, sieben, acht, vielleicht zehn neue Spieler“, führte Rangnick aus: „Als Jürgen Klopp kam, haben sie den Verein verändert und nicht nur die Mannschaft, sondern auch den Verein und die Stadt auf ein neues Niveau gehoben. Genau das muss auch bei uns in den nächsten Transferfenstern passieren.“