Roubaix. Nils Politt und John Degenkolb zeigen bei Paris-Roubaix eine starke Leistung, fallen beim Sieg Dylan van Baarles aber am Ende zurück.

Von Unmengen Staub und stundenlangen Qualen gezeichnet sprinteten Nils Politt und John Degenkolb mit letzter Kraft um den Spitzenplatz der Verfolgergruppe, während sich Dylan van Baarle bereits frisch gesäubert als neuer König von Paris-Roubaix feiern ließ. Beim Triumph des Niederländers bei der Hatz durch die Hölle des Nordens verpassten die beiden deutschen Rad-Asse den Lohn für ihren großen Kampf.

„Es ist ärgerlich, ein Rennen so zu verlieren“, sagte der 28 Jahre alte Politt nach seinem 22. Platz bei der schnellsten „Höllenfahrt“ der Geschichte über 257,2 km auf dem knüppelharten Kopfsteinpflaster Nord-Frankreichs: „Vor mir hat ein Fahrer eine Lücke reißen lassen, da war die Spitzengruppe weg. Meine Beine waren noch gut.“

Greg Van Avermaet ist unaufmerksam

Der Kölner vom Team Bora-hansgrohe, vor drei Jahren Zweiter im Velodrom von Roubaix, hatte eines seiner stärksten Rennen in einem von gesundheitlichen Problemen überschatteten Frühjahr abgeliefert, lange unter den Favoriten mitgemischt - ehe ausgerechnet Rio-Olympiasieger Greg Van Avermaet (Belgien) direkt vor ihm kurz unaufmerksam war. „Das ist schade, wenn man den ganzen Tag so hart arbeitet“, meinte Politt.

Zeitgleich mit Politt und 4:47 Minuten hinter Sieger van Baarle war Routinier Degenkolb als 18 der beste Deutsche. Der 33-Jährige vom Team DSM, 2015 der nach Josef Fischer (1896) letzte von bislang nur zwei deutschen Siegern in Roubaix, fuhr lange ein sehr mutiges Rennen und gehörte zur ersten Verfolgergruppe, ehe er rund 60 km vor dem Ziel den Anschluss an van Baarle und Co. verlor.

Der 29 Jahre alte van Baarle vom Team Ineos Grenadiers setzte sich souverän nach einer Solofahrt im Finale durch. Im Ziel lag er nach 5:37 Stunden 1:47 Minuten vor dem Belgier Wout van Aert (Jumbo-Visma), der nach frisch überstandener Corona-Infektion schon fast wieder in gewohnter Form fuhr. „Ich habe im Velodrom geschaut, wo die anderen bleiben, aber ich war völlig alleine. Erst da wusste ich, dass ich gewinne“, sagte van Baarle, der mit dem größten Vorsprung seit 2010 siegte.

Schnellste Roubaix-Auflage der Geschichte

Ungewöhnlich hohe Temperaturen von knapp 20 Grad, die staubigen Paves sowie der beständige Rückenwind, der für die mit einem Schnitt von 45,79 km/h mit Abstand schnellste Roubaix-Auflage der Geschichte und damit viele Stürze sorgte, verlangten den Fahrern alles ab. Van Baarle war wie zahlreiche andere Profis von einem Defekt betroffen, setzte sich dann aber kurz vor dem letzten ganz schweren Kopfsteinpflaster-Sektor Carrefour de l'Arbre entscheidend ab.

2021 war das Rennen pandemiebedingt auf Oktober verschoben worden, 2020 ausgefallen. Der Italiener Sonny Colbrelli, der bei der Schlammschlacht im vergangenen Herbst im Sprint triumphiert hatte, fehlte, nachdem er im März bei Katalonien-Rundfahrt mit Herzproblemen schwer kollabiert war.