Yanqing. Mikaela Shiffrin scheitert in der Kombination dramatisch und beschimpft sich selbst. US-Skistar beendet Olympia ohne Einzelmedaille.

Mikaela Shiffrin hatte keine Tränen mehr. Nach dem verrückten Schlussakt eines außergewöhnlichen Olympia-Dramas flüchtete sich die beste Skirennläuferin der Gegenwart in Galgenhumor. „Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn ich einfach meine Karriere beenden würde“, sagte sie und lachte - dabei war es wirklich zum Heulen.

Mikaela Shiffrin bleibt bei Olympia 2022 ohne Einzelmedaille

Wieder keine Medaille, auch nicht im fünften und letzten Einzelrennen von Peking - stattdessen das nächste unglaubliche Aus auf der vermaledeiten „Eisfluss“-Piste. Gold in der alpinen Kombination schien greifbar nach all den Rückschlägen und Enttäuschungen, doch dann schied Shiffrin wieder im Slalom aus, diesmal am zwölften Tor. „Ich fühle mich wie eine Witzfigur“, sagte sie.

Während Michelle Gisin aus der Schweiz wie 2018 über den Olympiasieg jubelte, rang Shiffrin um Fassung. Aber wieder weinen, wie nach dem Aus im Riesenslalom und im Spezialslalom? Nein, „ich bin wirklich enttäuscht und wirklich frustriert“, erzählte sie, „aber ich habe keine Emotionen, keine Energie mehr übrig.“

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Dabei schien das Feld bereitet. In der Kombi-Abfahrt überzeugte die Weltmeisterin und Olympia-Zweite von 2018 als Fünfte - auf den Skiern von „Speed Queen“ Sofia Goggia. Die Italienerin hatte ihr sogar eine Botschaft auf die roten Latten geklebt: „Fliege Mika, du kannst es!“ Doch ausgerechnet in ihrer Spezialdisziplin Slalom folgte der krachende Absturz.

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„Ein kleines Loch“ in der Piste sei Schuld gewesen, meinte die 26-Jährige. Nicht der Druck? „Ich habe keinen gespürt“, behauptete sie. Dass sie sich „60 Prozent“ aller Nullrunden in ihrer Karriere auf dieser gar nicht besonders anspruchsvollen Strecke in Yanqing geleistet hat, „verstehe ich nicht“, sagte sie kopfschüttelnd, „und ich kann gar nicht sagen, wie frustriert ich darüber bin“.

Selbst die alte und neue Olympiasiegerin litt mit. „Schade für Mikaela, ich hätte Gold gerne mit ihr ausgefochten“, sagte Gisin. Stattdessen setzte sich die 28-Jährige, die im Super-G bereits Bronze gewonnen hatte, vor ihrer Teamkollegin Wendy Holdener und Federica Brignone aus Italien durch.

Letzte Medaillenchance für Shiffrin im Team Event

„Ich weiß, dass die Leute einen Haufen Mist über mich reden werden“, schwante Shiffrin, „wie ich versagt hätte, als es drauf ankam. Aber seltsamerweise habe ich davor keine Angst.“ Wie es weiter geht? Sie werde nicht klein bei geben, sondern am Samstag im Team Event starten, „weil ich dumm genug bin“.

Die gute Nachricht: Das Parallel-Rennen, in dem auch der Deutsche Skiverband seine letzte Medaillenchance nutzen will, wird auf einer Nachbarstrecke ausgetragen.