Straßburg. Fifa-Boss Gianni Infantino verteidigt WM-Pläne mit einem abstrusen Vergleich. Die kursierende Zahl der Toten auf Katars Baustellen bezweifelt er.

fa-Präsident Gianni Infantino hat vor dem Europarat in Straßburg seine Pläne für eine WM im Zweijahresrhythmus und den nächsten WM-Gastgeber Katar verteidigt. „Wir müssen die gesamte Welt miteinbeziehen. Wir können dem Rest der Welt nicht sagen: Gebt uns euer Geld und eure Spieler – und schaut am Fernseher zu“, so der Chef des Fußball-Weltverbandes.

Der Streit um die Verkürzung des WM-Rhythmus schwelt seit langem. Die Europäische Fußball-Union Uefa ist dagegen. Sie will ihren eigenen Wettbewerb, die EM, schützen. Zu den Kritikern gehören auch zahlreiche Fußballvereine und -profis wie Weltfußballer Robert Lewandowski.

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Infantino warb nun vor allem mit Blick auf den afrikanischen Kontinent für eine Änderung: „Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben, damit sie nicht mehr über das Mittelmeer kommen müssen, um vielleicht ein besseres Leben zu finden oder, wahrscheinlicher, den Tod im Meer.“ Es gehe darum, allen Menschen „Chancen und Würde“ zu geben. Mit dieser Argumentation, die die Sorge vor Flüchtlingsströmen aufgreift, sorgte der 51-Jährige im Netz für Empörung

Der Fußball entwickele sich in eine Richtung, „wo wenige alles haben und die Mehrheit nichts hat“, sagte Infantino weiter: „In Europa findet die WM zweimal die Woche statt, weil hier die besten Spieler spielen. Europa braucht keine weiteren Events.“ Für den Rest der Welt stelle sich die Lage anders dar.

Infantino verteidigt WM-Gastgeber

Bezüglich der WM in Katar wolle er „einige Dinge gerade rücken“, betonte der Schweizer bei der Debatte zum Kommissionsbericht „Fußballverwaltung: Wirtschaft und Werte“. Es sei „einfach nicht wahr“, wenn von 6500 toten Arbeitern auf den WM-Baustellen berichtet würde. „Es sind drei. Drei sind immer noch zu viel, aber zwischen drei und 6500 ist ein großer Unterschied.“ Über die Zahl 6500 hatte der britische Guardian berichtet. Nach ZDF-Informationen seien seit der WM-Vergabe 2010 sogar 15.000 Gastarbeiter in Katar ums Leben gekommen. Menschenrechts-Organisationen kritisieren fehlende Informationen über die Todesursachen, die von Katar nicht näher benannt würden.

Infantino sagte, die Fifa sei keine Weltpolizei, gestand aber ein, dass Katar „kein Paradies“ sei. Er selbst wohnt laut Medienberichten aber dort und sorgt damit für weitere Kritik. Dem Schweizer „SonntagsBlick“ zufolge hat der Nachfolger von Joseph Blatter seinen Lebensmittelpunkt in Doha. (fs)