Essen. Die Kür zum Weltfußballer fand ohne Deutsche statt. Bei der Wahl des besten U21-Profis aber dominierte die Bundesliga - und ein Klub.

Wer wissen will, wie die Zukunft des Fußballs aussehen könnte, sollte die Kopa-Trophäe kennen. Mit diesem Preis wird der beste Spieler unter 21 Jahren ausgezeichnet, verliehen von der französischen Fachzeitschrift France Football, benannt nach dem früheren Ballon-d’Or-Gewinner Raymond Kopa. Preisträger in diesem Jahr ist der 19-jährige Spanier Pedri vom FC Barcelona, er folgt damit auf Kylian Mbappé (2018) und Matthijs de Ligt (2019). Aber was ist mit dem Nachwuchs aus der Bundesliga? Er steht so gut da wie noch nie.

Ein Quartett schaffte es bereits unter die Nominierten, davon landeten gleich zwei auf dem Podium. Dortmunds Jude Bellingham wurde Zweiter, knapp dahinter folgte Münchens Jamal Musiala als Dritter. Florian Wirtz von Bayer Leverkusen wurde auf den siebten Platz gewählt, und mit Giovanni Reyna kam ein weiterer BVB-Spieler auf den geteilten neunten Rang.

Borussia Dortmund sticht bei der Auszeichnung hervor

Keine andere Liga ist in diesem Ranking häufiger dabei. Aus der Primera División (Spanien) und der Eredivisie (Niederlande) war es je ein Spieler, England und Frankreich stellten jeweils zwei Nachwuchstalente. Für den deutschen Fußball ist es ein kleiner Rekord, noch nie kamen mehr Nominierte aus der Bundesliga. Zwar wurde der Preis erst zum dritten Mal vergeben, seine Wertigkeit hat er dennoch, in der Jury sind ausschließlich frühere Ballon-d’Or-Gewinner stimmberechtigt.

Ein Verein sticht dabei hervor: der BVB. Seitdem es die Kopa-Trophäe gibt, stand jedes Mal ein Dortmunder auf dem Treppchen. Christian Pulisic im Jahr 2018, dann Jadon Sancho in 2019, und nun Jude Bellingham. Sie alle wurden Zweiter. Ein Spieler vom FC Bayern war in diesem Jahr das erste Mal nominiert, Leverkusen schaffte dies bereits 2019 mit Kai Havertz.

Kein deutscher Spieler und keine Spielerin unter den Nominierten

Ein Preis, selbst wenn er Renommee hat, ist freilich keine Garantie für eine große Karriere. Wer den Fußball kennt, weiß, dass der Jubel schnell verpuffen kann. Erwartungen werden geschürt, die oft nicht zu erfüllen sind. Eine solche Auszeichnung zeigt viel mehr eine Tendenz, was sein kann, aber nicht muss. Für die Bundesliga machen die vielen Nominierten vor allem Hoffnung, dass etwas heranwachsen könnte.

Ballon d’Or: Keine deutschen Spieler und Spielerinnen nominiert

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Im Rennen um den Ballon d’Or hatte die Liga zwei Kandidaten: Robert Lewandowski und Erling Haaland. Der Bayern-Stürmer galt vielen sogar als Favorit, am Ende landete er auf dem zweiten Platz. München gratulierte danach dem Sieger Lionel Messi, Lothar Mattäus reagierte weniger diplomatisch. Was auffällt: Kein deutscher Spieler fand sich unter den 30 Kandidaten. 2019 wurde noch Marc-André ter Stegen nominiert, aber auch 2018 schaffte es kein Deutscher auf die Liste.

Ähnlich ist die Bilanz für den deutschen Frauenfußball. Keine Spielerin, ob aus Deutschland oder der Bundesliga, wurde nominiert. Der Ballon d’Or féminin ging an die Spanierin Alexia Putellas vom FC Barcelona, im Vorjahr war Dzsenifer Marozsán die einzige deutsche Vertreterin.

Auszeichnungen sind meistens an Titel gekoppelt

Was sagt dies nun über den Fußball in Deutschland? Wer die Resultate als Abgesang auf die Bundesliga betrachtet, darf nicht vergessen, dass der Ballon d’Or 2020 aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde. Damals gewann der FC Bayern die Königsklasse, Leipzig erreichte das Halbfinale, die Wolfsburger Frauen spielten im Champions-League-Finale. Und so eine individuelle Auszeichnung – in einem Mannschaftssport – ist meistens an Titel gekoppelt.

Sie sind Momentaufnahmen eines Jahres, können aber auch Entwicklungen dokumentieren. Das wird gerade beim Ballon d’Or féminin deutlich. Unter den zehn besten Frauen fanden sich gleich mehrere Spielerinnen des FC Barcelona und FC Chelsea. Sie kommen aus Ligen, die sich in den vergangenen Jahren massiv verbessert haben. So gewann Barcelona zuletzt als erstes spanisches Team die Champions League. Im Vergleich zu Deutschland haben diese Ligen schlicht aufgeholt.