Leipzig. Das Auf und Ab von RB Leipzig in der Bundesliga gibt Rätsel auf. Nun rückt Trainer Jesse Marsch zunehmend ins Zentrum der Kritik.

Es wird zunehmend ungemütlich für Jesse Marsch in Leipzig, was gerade nicht nur am Wetter liegt. Grau war der Himmel über der Messestadt am Tag nach dem 1:3 gegen Bayer Leverkusen und die Temperaturen frostig. Der Winter naht – und mit ihm vielleicht das Ende des US-Amerikaners am Cottaweg.

RB Leipzig kassiert fünfte Pleite in 13 Spielen

Dort, wo der Bundesligist aus der sächsischen Messestadt zu Hause ist, dürfte es für den Coach aus Wisconsin ab sofort ungemütlich werden. Die Heimniederlage gegen Leverkusen trifft den Vorsaisonzweiten nämlich mit doppelter Wucht.

Nicht nur markiert sie die bereits fünfte Pleite nach 13 Saisonspielen, sondern sie kam auch noch gegen einen unmittelbaren Konkurrenten im Rennen um die Champions-League-Plätze zustande. Sechs Punkte beträgt der Rückstand nun auf den Tabellendritten vom Rhein, auf Dortmund sind es zwölf, auf die Bayern 13. Lediglich Rang vier ist zurzeit in Reichweite, Freiburg hat vier Zähler Vorsprung.

Achterbahnfahrt in den vergangenen Wochen

Doch das macht es nicht einfacher für Marsch, seinen Vorgesetzten das rätselhafte Auf und Ab an Siegen, Niederlagen und Gemütszuständen seit dem Sommer zu erklären. Allein die vergangenen vier Wochen waren eine einzige Achterbahnfahrt.

Auf ein 2:1 gegen den BVB folgte ein 0:2 in Hoffenheim - und auf ein 5:0 in Brügge jetzt das 1:3 gegen Leverkusen, das gefasst zu kommentieren Spielern wie etwa Konrad Laimer später nicht mehr gelang: „Das geht einem langsam auf den Zeiger“, fluchte der österreichische Nationalspieler. „Mich stört, dass wir so viele Ups and Downs haben. Es ist einfach zu wenig. Wir müssen Lösungen finden, dass wir Konstanz reinkriegen.“

Bayer-Coach Seone hatte leichtes Taktik-Spiel

Wie diese Lösungen aussehen sollen? Keiner sagt es, doch es läuft immer zielstrebiger auf die Matchpläne des Trainerstabs hinaus, die viel mit US-amerikanischem Teamspirit, „Börreitsein“, Eigenverantwortung und dem zu tun haben, worauf Marsch schwört: wilden Ballräuber-Fußball. Weniger aber mit variabler Anpassung an die jeweiligen Gegner.

Nur so ist der kurvenreiche Verlauf dieser Saison zu erklären. Gegen den einen Gegner funktioniert der Ansatz mit hohen Pressinglinien und blitzartigem Umschalten, gegen den anderen eben nicht. Bayer-Coach Gerardo Seoane etwa hatte so leichtes Spiel, seine Elf auf den Gegner einzustellen. Alle drei Bayer-Tore durch Florian Wirtz (21.), Moussa Diaby (34.) und Jonathan Frimpong (64.) waren die Folge von taktischen Manövern gegen das irrlichternde Umherhetzen der Gegner und völlig ausreichend, um sich mit vier Siegen plus drei Remis an die Spitze der Auswärtstabelle zu setzen. RB hatte dem mit nur einem Treffer durch Andre Silva (62.) und einem verschossenen Handelfmeter durch Dominik Szoboszlai (88.) wenig entgegenzusetzen.

Jesse Marsch muss restliche Partien gewinnen

Während Bayers Sommerverpflichtung Seoane sein Team mittlerweile dorthin trainiert hat, wo er es haben will, steht sein Kollege in Leipzig immer noch vor der Aufgabe, sich seinem Personal verständlich zu machen. Erst vergangene Woche wurde er von seinen Spielern gebeten, doch lieber mehr Englisch zu sprechen.

Eine Corona-Erkrankung, die ihn gegen Brügge und Bayer zum Coaching aus der Küche zwang, erschwerte die Umsetzung zuletzt. Ob es sich deshalb noch rechtzeitig verfängt, ist momentan die große Frage. Schon wurde dem 47-Jährigen intern ein Weihnachtsziel vorgelegt, das keinen unerheblichen Einfluss auf seine Weiterbeschäftigung hat. 30 Punkte sollen es bis zum Ende der Hinrunde sein. Sprich: Marsch muss die verbleibenden vier Partien alle gewinnen. Winter naht.