Turin. Erfolgreicher Start in die ATP Finals für die deutsche Nummer eins. In Turin gewinnt Zverev gegen den Italiener Berrettini.

Erst trotzte Alexander Zverev dem Turiner Tollhaus, dann musste er Trost spenden. Der Tennis-Olympiasieger gewann sein Auftaktmatch bei den ATP Finals gegen den lautstark angefeuerten Lokalmatadoren Matteo Berrettini, profitierte aber von einer Verletzung des Italieners. Zverev führte mit 7:6 (9:7), 1:0, ehe der Wimbledonfinalist aufgeben musste - mit einer herzlichen Umarmung tröstete er denn emotionalen Berrettini.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er spielt zu Hause, das ist das schlimmste Gefühl, das du haben kannst“, sagte Zverev, nachdem Berrettini den Court verlassen hatte: „Der erste Satz war Tennis auf einem unglaublich hohen Niveau.“

Zverev, der das Saisonfinale der acht Jahresbesten 2018 gewonnen hatte, setzte sich mit Titelverteidiger Daniil Medwedew an die Spitze der Roten Gruppe. Der US-Open-Champion aus Russland, am Dienstag nächster Gegner der deutschen Nummer eins, hatte den polnischen Außenseiter Hubert Hurkacz 6:7 (5:7), 6:3, 6:4 besiegt. Die beiden besten Spieler der zwei Vorrundengruppen qualifizieren sich für das Halbfinale.

Rund 7000 Fans feuern Berrettini lautstart an

Dass er es nicht nur mit Berrettini aufnehmen musste, bekam Zverev vom ersten Ballwechsel an zu hören. Während die rund 7000 Zuschauer im Pala Alpitour seine Punktgewinne mit höflichem Applaus bedachten, brandete beim besseren Ende für den einzigen Italiener im Feld tosender Jubel im Stile von Davis-Cup-Duellen auf.

Matteo Berrettini (links) musste verletzt aufgeben. Alexander Zverev nimmt seinen Gegner in den Arm.
Matteo Berrettini (links) musste verletzt aufgeben. Alexander Zverev nimmt seinen Gegner in den Arm. © AFP

Zverev schaffte es jedoch nicht, der Stimmung direkt einen Dämpfer zu versetzen. Im Duell zweier bärenstarker Aufschläger kam der Hamburger im ersten Satz zu gleich vier Breakmöglichkeiten - ließ aber alle ungenutzt. Mit lauten „Matteo, Matteo“-Chören wurden die verpassten Chancen quittiert.

Die hitzige Atmosphäre hatte Zverev schon erwartet, doch das machte der deutschen Nummer eins gar nichts aus. „Ich bin ja immer ein Fan davon, wenn es laut und energisch im Stadion ist“, sagte Zverev vor dem Match: „Auch wenn die Leute gegen mich sind.“

Verletzung an der Bauchmuskulatur zwingt Berrettini zur Aufgabe

Zunächst hatte Zverev gegen den oft zu hektischen Berrettini in längeren Ballwechseln deutliche Vorteile. Doch der Italiener kam mit seiner peitschenden Vorhand immer besser in die Partie. Mit zwei abgewehrten Satzbällen rettete sich der deutsche Spitzenspieler in den Tiebreak und nutzte dort die kleinen Schwächen seines Gegners.

Kurz darauf nahm das Unheil für Berrettini seinen Lauf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er seinen Schläger fallen und rief den Physiotherapeuten. Er ließ sich an den seitlichen Bauchmuskeln behandeln, musste aber dann unter dem aufmunternden Applaus seiner Landsleute aufgeben.

Ordentlich unter Druck steht in der Doppelkonkurrenz hingegen schon Kevin Krawietz. Der zweimalige French-Open-Sieger verlor mit seinem rumänischen Partner Horia Tecau die Auftaktpartie gegen die topgesetzten Olympiasieger und Wimbledonchampions Nikola Mektic/Mate Pavic (Kroatien) mit 4:6, 4:6. „Jetzt ist quasi K.o.-Phase für uns“, sagte Krawietz: „Jetzt müssen wir jedes Match gewinnen, um die Gruppe zu überleben.“