Dortmund. Nach dem 0:4 im Hinspiel braucht der BVB gegen Ajax einen Sieg im Kampf ums Achtelfinale. Mats Hummels muss Stabilität garantieren.

Mats Hummels grinst. „Vielleicht lag es ja an der Leistung“, sagt der Abwehrspieler von Borussia Dortmund dann dazu, dass er in den zurückliegenden Spielen so oft vorzeitig ausgewechselt wurde. Ein Scherz natürlich, in Wahrheit stecke wohl die klassische Belastungssteuerung dahinter, vermutet der 32-Jährige. Er hat ja viel gespielt zuletzt. Und aus Leistungsgründen wird ein Mats Hummels nicht ausgewechselt, ein Hummels ist unverzichtbar – auch im anstehenden Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam am Mittwoch (21 Uhr/DAZN).

Das zumindest ist in Dortmund immer noch die Mehrheitsmeinung, zuletzt aber haben sich in die Debatte um den Abwehrchef wieder vermehrt kritische Töne gemischt – und das liegt zu großen Teilen auch daran, dass es kürzlich schon einmal ein Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam gegeben hat. 0:4 verlor der BVB vor zwei Wochen und die Niederlage hätte gut und gerne auch höher ausfallen können, so eklatant war die Unterlegenheit der Dortmunder. Und Hummels trug mit einigen dicken Patzern seinen Teil zum Debakel bei.

Zentraler Baustein beim BVB auf der Jagd nach Titeln

Und danach bekam er einen guten Teil der öffentlichen Kritik ab. Es wird eben ein bisschen mehr erwartet von einem Anführer, von einem Weltmeister. Genau für solche Partien gegen solche Gegner haben die Dortmunder ihn ja zurückgeholt im Sommer 2019 und 30,5 Millionen Euro an den FC Bayern überwiesen. Hummels sollte ein zentraler Baustein sein auf der Jagd nach Titeln, er sollte die Abwehr gerade in den großen Spielen dank seiner Qualität und seiner Erfahrung widerstandsfähiger machen.

Dortmunds Manuel Akanji (rechts) im Duell mit Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam.
Dortmunds Manuel Akanji (rechts) im Duell mit Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam. © AFP

Diesem Anspruch konnte er in den zurückliegenden Wochen nicht immer gerecht werden. Da schienen ihn die seit Monaten andauernden Probleme an der Patellasehne doch zu beeinträchtigen. Da fehlte das Timing, das er für sein manchmal riskantes Spiel braucht, da kam er beim Herausrücken aus der Abwehr manches Mal einen halben Schritt zu spät und brachte die Defensivkollegen in arge Bedrängnis. Und von dieser Sorte gab es ein paar Partien zuviel in dieser Saison, Nebenmann Manuel Akanji machte oft den sichereren Eindruck.

Ambivalentes Verhältnis zum BVB-Abwehrchef

An Hummels‘ Spiel haben sich die Geister stets geschieden, auch so mancher BVB-Trainer pflegte ein ambivalentes Verhältnis zum Abwehrchef. Seine Spieleröffnung und seine Autorität in Zweikampf und Kopfball faszinierte die Vorgesetzten stets, aber der eine oder andere hätte lieber ein konservativeres Abwehrspiel gesehen, sicherheitsorientierter und mit weniger riskantem Herausrücken. Wenn Hummels sein Spiel nicht umstelle, werde er bald keine Rolle mehr spielen, prophezeite einst ein Trainer.

Doch Hummels ist noch da, er hat in seiner Karriere schon so manchen Abgesang widerlegt. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw sortierte ihn einst unter großem Getöse aus, holte ihn dann vor der Europameisterschaft im Sommer aber doch zurück und machte ihn gleich wieder zum Stammspieler.

Nominierung fürs DFB-Team?

Löw-Nachfolger Hansi Flick allerdings hat bislang auf Hummels verzichtet – und der Innenverteidiger weiß selbst nicht, ob er eine Nominierung für die anstehenden Länderspiele erhalten wird. „Ich versuche, hier so gut wie möglich zu spielen, meine Leistung zu bringen und mich in einen noch besseren Zustand zu bringen“, sagt er. „Ich bin auf einem guten Weg und ich bin da, wenn ich gebraucht werde.“

Das vermaledeite Knie, das schon bei der EM Probleme bereitete, soll inzwischen kein Hindernis mehr sein: „Das geht voll in richtige Richtung“, sagt Hummels. „Gerade fühle mich gut damit, ich gehe in viele Einheiten und Spiele ganz ohne Probleme und habe auch in Sachen Fitness einen Sprung gemacht seit der letzten Länderspielpause.“

Hummels: BVB wird „ein ganz anderes Gesicht an den Tag legen“

Das muss er nun im erneuten Aufeinandertreffen mit Ajax beweisen. Es gibt einiges gutzumachen – nicht nur, aber auch für Hummels. „Wir wollen logischerweise ein deutlich besseres Spiel als im Hinspiel machen“, sagt er. „Wir wollen von Anfang an zeigen, dass wir gewinnen wollen, dass wir dominant auftreten wollen.“ Hummels ist sicher, „dass wir ein ganz anderes Gesicht an den Tag legen werden.“

Das müssen die Dortmunder auch, sonst wäre das Weiterkommen in arger Gefahr. Da würde helfen, wenn Hummels den wuchtigen Sebastien Haller und den quirligen Antony diesmal effektiv einbremst. Dann dürften auch die Chancen auf einen Anruf von Flick deutlich steigen – und die Abgesänge hätten sich wieder einmal als verfrüht herausgestellt.