Istanbul. Unter widrigen Wetterbedingungen in Istanbul verzocken sich prominente Formel-1-Fahrer. Vallteri Bottos holt seinen zehnten Sieg.

Der eine wollte durchfahren, der andere einen Coup erzwingen: Lewis Hamilton und Sebastian Vettel sind mit riskanten Taktiken beim von Regen geprägten Großen Preis der Türkei gescheitert. Hamilton pokerte lange, wollte gar durchfahren, um zumindest Rang drei zu retten - letztlich stand für den Formel-1-Rekordweltmeister nach einem späten Stopp nur Rang fünf und der Verlust der WM-Führung an Max Verstappen.

Zumindest verhinderte Hamiltons Edelhelfer Valtteri Bottas mit seinem zehnten Formel-1-Sieg vor Verstappen größeren Schaden. Der Red-Bull-Star liegt dank Rang zwei aber nun wieder sechs Punkte vor Hamilton. Dritter wurde sein Teamkollege Sergio Perez.

Vettels Risiko wird nicht belohnt

Auch Vettel ging im Kampf um zumindest ein paar WM-Punkte ins Risiko - und wurde ebenfalls nicht belohnt: Während sämtliche Kontrahenten auf Intermediates fuhren, ließ der Aston-Martin-Pilot nach 40 von 58 Runden Trockenreifen aufziehen. Schnell musste Vettel feststellen: Das bringt gar nichts. Der Heppenheimer wurde durchgereicht und kam als 18. ins Ziel.

Ein Dreher wirft Mick Schumacher früh zurück

Einen gebrauchten Tag erlebte auch Mick Schumacher. Der Haas-Bolide des 22-Jährigen wurde in der Anfangsphase von Ex-Weltmeister Fernando Alonso (Alpine) gedreht. Schumacher, der im Qualifying den starken Startplatz 14 erobert hatte und Richtung Top 10 schielte, fiel dadurch ans Ende des Feldes zurück und belegte letztlich Rang 19.

Über Nacht hatte es wieder geregnet vor den Toren Istanbuls, beim Start war der Asphalt noch nass, immer wieder tröpfelte es leicht. "Heute wird es schwierig", sagte Hamilton, der trotz Qualifying-Bestzeit wegen einer Motorenstrafe nur von Rang elf startete, über die Bedingungen: "Es ist feucht, es nieselt, die Strecke ist ganz anders als im letzten Jahr. Keiner von uns weiß, was heute passieren wird."

Am Start jedenfalls geschah wenig. Pole-Setter Bottas bog vor Verstappen in die erste Kurve ein, Hamilton kam bei schlechter Sicht zwar zügig an Vettel vorbei, hing anschließend aber sieben Runden hinter dem AlphaTauri des Japaners Yuki Tsunoda fest. Der Weltmeister arbeitete sich Platz um Platz nach vorne. Dann wartete in Perez ein fahrendes Hindernis.

Ein spektakuläres Rad-an-Rad-Duell

In Runde 34 lieferten sich die beiden Fahrer ein spektakuläres Rad-an-Rad-Duell über mehrere Kurven, Perez verließ dabei die Strecke und benutzte teilweise die Boxeneinfahrt.

Als erster Topfahrer holte sich Verstappen am Ende von Runde 36 neue Intermediate-Reifen - und kam vor den Streithähnen Perez und Hamilton zurück auf die Strecke. Hamilton und auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc blieben lange auf ihrem ersten Reifensatz - in der Hoffnung, die Strecke würde doch noch ausreichend für Trockenreifen abtrocknen.

Zehn Runden vor dem Ende gab Leclerc seinen Plan auf, nachdem er immer langsamer wurde, holte er sich für den Schlussspurt neue Intermediates. Hamilton schwenkte gänzlich um: Der 100-malige Grand-Prix-Sieger wollte die mehr als 309 km auf einem einzigen Reifensatz durchziehen. "Ich rutsche hin und her, aber es geht noch". Letztlich überstimmte ihn das Team. (sid)