New York. Angelique Kerber hat nach einem Tennis-Krimi wie im Vorjahr das Viertelfinale der US Open verpasst. Sie unterlag Leylah Fernandez.

Angelique Kerber klopfte nach einem echten Achtelfinal-Drama Favoritenschreck Leylah Fernandez anerkennend auf die Schulter und stapfte dann frustriert aus dem tobenden Louis-Armstrong-Stadium: Die 33 Jahre alte Turniersiegerin von 2016 musste sich trotz unermüdlichen Kampfgeistes in einem Krimi am Sonntag der beeindruckend aufspielenden 18-jährigen Kanadierin mit 6:4, 6:7 (5:7), 2:6 geschlagen geben und ihren Traum vom vierten Grand-Slam-Triumph vorerst beenden.

Leylah Fernandez zu stark für Angelique Kerber

„Ich habe alles gegeben, was ich habe“, sagte Kerber nach der Partie: „Sie hat eines der besten Matches ihrer Karriere gemacht und es waren zwei, drei Punkte, die den Unterschied gemacht haben. Ich war vielleicht zu passiv in einigen Situationen.“

Fernandez erwies sich als zu stark. Die Linkshänderin aus Montreal hatte in der dritten Runde schon völlig überraschend Titelverteidigerin Naomi Osaka aus Japan ausgeschaltet und riss nun Kerber den schon fast sicher geglaubten Sieg vor einem aufgekratzten Publikum in New York noch aus den Händen.

Statt Kerber trifft Fernandez in der Runde der besten Acht auf Elina Switolina aus der Ukraine und die deutsche Spitzenspielerin muss die Heimreise antreten. Kerbers Chancen auf den ganz großen Coup waren zuvor nach dem Ausscheiden sowohl von Osaka als auch der Weltranglistenersten Ashleigh Barty deutlich angewachsen. Doch die furchtlose Fernandez erwies sich als zu stark.

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Kerber war gewarnt in das Match gegen die 73. im Ranking der WTA gegangen, Fernandez kündigte auch der Deutschen einen heißen Tanz an. Und daran hielt sie sich. In einem enorm engen Duell im ersten Satz agierten beide bis zum 4:4 auf Augenhöhe, dann bewies Kerber als routiniertere Spielerin das bessere Nervenkostüm und bejubelte die Satzführung.

Im zweiten Durchgang drückte sie dann weiter aufs Tempo, schaffte ein Break und zog auf 4:2 davon. Das Publikum im Louis-Armstrong-Stadium munterte die Kanadierin noch einmal auf und hoffte auf Spannung - und die sollte tatsächlich eintreten. Fernandez glich in einem hochklassigen Match mit großem Einsatz aus, doch auch Kerber kämpfte in dem Hexenkessel wie wild - am Ende ohne Glück.

Es ging in einen entscheidenden dritten Satz. „Sie wirkt angeschlagen, ein bisschen müde“, sagte Barbara Rittner am Eurosport-Mikrofon über Kerber. Und Fernandez bewies wie schon gegen Osaka, dass sie mit großem Druck umgehen kann. „Das ist wie in Trance, ihr gelingt alles“, sagte Rittner. Kerber hatte ihre Chancen, musste aber unter großem Applaus als Verliererin die Arena verlassen.

Am Sonntagabend (Ortszeit) stand dann noch für den Überraschungs-Achtelfinalisten Peter Gojowczyk aus München sein schwieriges Duell gegen das 18 Jahre alte Supertalent Carlos Alcaraz an, bevor zu Wochenbeginn Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev und der Kölner Oscar Otte gegen die starken Italiener Jannik Sinner und Matteo Berrettini ums Viertelfinale kämpfen.

„Gegen Sinner wird es definitiv eine Herausforderung sein“, sagte Zverev, der nach Olympiagold in New York seinen ersten Grand-Slam-Titel anpeilt. Auch Otte, der wie Gojowczyk als Qualifikant in New York gestartet war, bleibt mutig: „Ich rechne mir auf jeden Fall meine Chancen aus.“ (sid)