Köln. In der 118. Minute trifft Ewa Pajor zum 1:0 und macht die Frauen des VfL Wolfsburg im Finale gegen Eintracht Frankfurt erneut zum Pokalsieger.

Am Ende war die Fußball-Welt wieder ein Stück weit normal. Abpfiff in Köln, die Spielerinnen des VfL Wolfsburg jubelten und umarmten sich nach dem 1:0 (0:0/0:0)-Erfolg nach Verlängerung im DFB-Pokalfinale der Frauen gegen Eintracht Frankfurt. Es regnete Konfetti, als sie die elf Kilogramm schwere Silbertrophäe in den Himmel über dem Stadtteil Müngersdorf stemmten.

Für den VfL Wolfsburg war es der siebte Pokaltriumph in Serie, der achte insgesamt. Das Siegesabonnement bleibt bestehen und die erfolgsverwöhnten Fußballerinnen aus der Autostadt verhinderten damit eine enttäuschende Saison. Mehr noch: Sie verhinderten eine grundsätzliche Machtverschiebung im deutschen Frauenfußball.

Seit 2013 ungeschlagen im Pokal

Wolfsburg ist weiterhin seit dem 16. November 2013 im Pokal ungeschlagen. Immerhin. Doch das kaschiert das Aufbegehren anderer Klubs nicht länger. In der Bundesliga liegt Bayern München vor dem letzten Spieltag kommenden Sonntag mit zwei Punkten vor den Wolfsburgerinnen. Macht Bayern den Triumph – ausgerechnet im Spiel gegen Eintracht Frankfurt (14 Uhr) – klar, wäre Wolfsburg erstmals seit 2017 nicht mehr Doublesieger.

Ohnehin: Eintracht Frankfurt wird künftig zur einem weiteren Titelfavoriten wachsen, daran dürfte kein Zweifel bestehen. Als 1. FFC Frankfurt war der Klub einst das dominanteste Team der Welt, zwischen 1999 und 2015 wurde der 1. FFC um Weltfußballerin Birgit Prinz siebenmal Deutscher Meister, neunmal Pokalsieger und gewann viermal die Champions League. Eine Erfolgsgeschichte, die nach zuletzt mittelmäßigen Jahren durch die letztjährige Fusion mit dem Männer-Verein Eintracht Frankfurt und dessen besserer Infrastruktur weitergeschrieben werden soll.

Frankfurt befreit sich langsam aus Klammergriff

Nach Köln kamen die Frankfurterinnen in ihrer ersten Eintracht-Saison aber noch als Außenseiter. Doch der Bundesliga-Sechste wollte einen heißen Kampf abliefern, wie er es auch vergangene Woche schon beim Bundesligatreffen beim glücklichen Wolfsburger 3:2-Sieg getan hatte. Das tat er auch phasenweise. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erspielten sich die Eintracht-Frauen vermehrt den Ballbesitz und kamen in der 32. Minute durch Sjoeke Nüsken zum ersten Torschuss. Zuvor hatte es immer wieder an Präzision in den Angriffen nach vorne gefehlt.

Was auch mit der bissigen Defensivarbeit der Wolfsburgerinnen zu tun hatte. „In solchen Spielen sind wir immer auf dem Punkt da“, hatte VfL-Trainer Stephan Lerch versprochen. Er hielt Wort. Sein Team dominierte den Gegner, konnte dies aber zunächst nicht mit Toren unterstreichen. Was nichts Neues ist im Pokalfinale, schon häufiger tat sich Favorit Wolfsburg im Kölner Endspiel schwer, um am Ende aber doch zu triumphieren. Im Vorjahr gab es einen Elfmeterkrimi gegen die SGS Essen.

So ließ Ewa Pajor die erste Großchance in Minute 9 ungenutzt, ein satter Distanzschuss von Fridolina Rolfö verfehlte kurz drauf die linke Torseite nur um Millimeter (13.). Kurz vor der Halbzeit hatte die Gevelsbergerin Lena Oberdorf noch einmal den Führungstreffer vor Augen, scheiterte im Konter aber an Frankfurts Nationaltorhüterin Merle Frohms.

Almuth Schult sieht Rote Karte

Frankfurt suchte das Glück weiter in Kontermöglichkeiten und hätte in der 59. Minute fast Erfolg gehabt, als Alexandra Johannsdottir aus zehn Metern zum Schuss kam, doch Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult riss die Arme hoch. Ein Beweis, dass die 30-Jährige nach der Geburt ihrer Zwillinge weiterhin das Zeug zu Deutschlands Nummer eins hat. Und danach? Wolfsburg drückte und Frankfurt vermauerte den eigenen Strafraum. Es wurde eine zunehmend zähere Partie. Das Highlight: ein hoher Ball Richtung Tor, den Frankfurts Torfrau Frohms in der 90. Minute noch an den Pfosten lenkte.

Verlängerung! Und die hatte es in sich. Die 96. Minute lief, Frankfurts Stürmerin Lara Prasnikar lief alleine aufs Tor zu und wurde schließlich von Almuth Schult brachial gestoppt. Notbremse, Rote Karte für die Torhüterin, Wolfsburg nur noch zu zehnt, aber weiter spielbestimmend und weiter erfolglos vor dem Frankfurter Tor. Das sah auch Friederike Abt, Ersatz für Almuth Schult, im Wolfsburger Tor auf der anderen Seite. Immer deutlicher neigte sich die Partie Richtunf Elfmeterschießen. Aber nein, die 118. Minute lief, als Ewa Pajor nach Zuspiel von Svenja Huth doch noch im Strafraum freikam und eiskalt einnetzte – das erlösende 1:0. Der Siegtreffer.

Der siebte Triumph in Folge – er war ein Schlusspunkt hinter einer Erfolgsära. Nun steht auch beim VfL Wolfsburg ein Umbruch an. Trainer Lerch wird Trainer der männlichen U17 der TSG Hoffenheim, unter anderem wird Nationalspielerin Lena Goeßling (35) ausgemustert. Doch all das war am Sonntag noch weit weg. Wolfsburg feierte den hart erkämpften Sieg so ausgelassen, dass man fast vergessen konnte, dass dies für den VfL doch längst Routine ist.