Frankfurt. Beim Rücktritt vom Amt des DFB-Präsidenten kritisiert Fritz Keller seine Gegner. Als Nachfolger des 64-Jährigen werden viele Namen genannt.

Dass er keine zwei Jahre später schon wieder abtreten muss, ahnte Fritz Keller im September 2019 natürlich nicht. Damals tänzelte er bei seiner Wahl zum 13. Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt über das Podium, kündigte Veränderungen an. Eine Hand steckte meist lässig in der Hosentasche, wenn er davon philosophierte, die unterschiedlichen Ströme im Fußball wieder vereinen zu wollen.

Fritz Keller war nur 598 Tage im Amt

Doch nun hallen die Abschiedsworte von Keller durch den größten Einzelsportverband der Welt, mit denen er mit seinen Widersachern abrechnet. Es gehe „viel zu häufig um eigene Befindlichkeiten, interne Machtkämpfe, um die Sicherungen von Vorteilen“, wird er in der Pressemitteilung zitiert, die sein Ende nach einem langen Hin und Her besiegelt. „Der DFB muss sich verändern“, sagt Keller.

Freilich ohne ihn, denn nach nur 598 Tagen im Amt ist der 64-Jährige gescheitert. An den Strukturen, aber natürlich auch an sich selbst. Am Ende stürzte er, weil er seinen Stellvertreter Rainer Koch mit dem berüchtigten Nazi-Richter Roland Freisler verglichen hatte. Ausgerechnet jener Rainer Koch wird bis zu einem vorgezogenen Bundestag zu Beginn des kommenden Jahres gemeinsam mit dem anderen Vizepräsidenten Peter Peters den Verband führen. Wer neuer Präsident wird, ist offen.

Diskutiert wird über viele Namen, ohne dass sich schon konkrete Fakten ergeben. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge (65/hat jegliche Ambitionen in der Richtung jedoch bereits öffentlich zurückgewiesen), der Weltmeister von 2014 Philipp Lahm (37), Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (42) oder Leverkusens Geschäftsführer Sport Rudi Völler (61) werden genannt. Allerdings wurde schon Keller aufwendig durch eine Findungskommission des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) gecastet und als Erneuerer gefeiert. Nach Wolfgang Niersbach (70) im November 2015 und Reinhard Grindel (59) im April 2019 ist er jetzt trotzdem der dritte Präsident in Folge, der innerhalb kurzer Zeit wegen eigener Verfehlungen kippt.

In seiner Rücktrittserklärung kritisiert er die Missstände, die ihn behinderten. In jeder Phase habe Keller „Widerstände und Mauern“ erlebt. Allerdings muss er sich auch als erster Präsident wegen seines Nazi-Vergleichs vor der Ethikkammer des Sportgerichts verantworten. Ein Urteil wird in dieser Woche erwartet. „Mein Rücktritt wird die Probleme innerhalb des DFB und des Fußballsports nicht lösen“, erklärt Keller. Daher fordert der ehemalige Präsident des SC Freiburg eine Erneuerung an der Spitze, ohne die ein glaubwürdiger Neuanfang nicht möglich sei.

Koch bleibt im DFB-Präsidium

Dass sich der DFB tatsächlich runderneuert, darf bezweifelt werden. Zwar soll auch Generalsekretär Friedrich Curtius, einer der Gegner Kellers, den DFB verlassen, sein Vertrag muss noch aufgelöst werden. Zudem möchte Schatzmeister Stephan Osnabrügge nur bis zum nächsten Bundestag im Amt bleiben. Rainer Koch plant ebenfalls, seinen Posten als Vizepräsident zur Verfügung zu stellen, er möchte jedoch an seinem Platz im Präsidium kleben bleiben. Und der ebenfalls in der Kritik stehende Peter Peters soll Mitglied des mächtigen Präsidialausschusses bleiben.

In den kommenden Monaten wird jetzt die Debatte darüber geführt werden, wie es weitergehen soll. Aber schon 2019, als Keller auf dem Podium tänzelte, sollte endlich alles besser werden. Derzeit jedoch erscheint der DFB so zerrüttet wie noch nie.