Berlin. . Ganz wichtiger Sieg für das DHB-Team im Kampf ums Olympia-Ticket. Gegen Slowenien siegt Deutschland klar mit 36:27.

Andreas Wolff war an diesem Tag als einer der ersten Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft zum Aufwärmen aufs Spielfeld gekommen und er war am Ende einer der letzten, die es wieder verließen. Dabei wurde ihm von seinen Mitspielern immer wieder auf die Schultern geklopft. Nach diesen 60 Spielminuten in der Max-Schmeling-Halle gegen Slowenien und dem 36:27 (22:12)-Sieg, der den Deutschen die Teilnahme an den Olympischen Spielen ein ganzes Stück näher gebracht hat. Vor dem finalen Spiel des Qualifikationsturniers an diesem Sonntag (15.45 Uhr/ZDF) steht fest: Das deutsche Team hat es nun selbst in der Hand, mit einem Sieg gegen Außenseiter Algerien ist die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason bei den Sommerspielen in Japan ab dem 23. Juli dabei. Gislason: „Wir müssen das so weiter durchziehen bis zum Ende. Nur ein Sieg zählt!“

Einer der Garanten des so wichtigen Erfolgs am Samstag gegen Slowenien: Andreas Wolff. Der 30-Jährige vom polnischen Topklub Vive Kielce war am Freitag zum Turnierauftakt beim so spannenden wie wackeligen 25:25 gegen Schweden nicht berücksichtigt worden. Weil er bei der mit Platz zwölf enttäuschenden WM im Januar selbst arg enttäuscht und mit Kritik an Mitspielern, die in Pandemiezeiten auf das Turnier verzichtet hatte, für zusätzliche Unruhe gesorgt hatte. Aber auch aus einem anderen Grund: „Andi geht ausgeruht in dieses zweite Endspiel. Er kennt die Slowenen sehr gut. Es war abgesprochen, dass er sich auf dieses Spiel fokussiert“, hatte Bundestrainer Gislason vor dem Anwurf seine Entscheidung begründet, nun auf das Torhüter-Duo Wolff und Ex-Fuchs Silvio Heinevetter zu setzen. Johannes Bitter, in den Schlussminuten gegen Schweden einer der Garanten für das Remis, wurde nach einer Verletzung aus dem Auftaktspiel geschont.

Eine Steigerung des DHB-Teams war dringend nötig

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Klar war nach dem Schweden-Spiel am Freitag ohnehin: Ohne eine Steigerung würde der Traum von Tokio schon 9000 Kilometer entfernt in Berlin enden. Gegen Schweden hatte es eine gute erste, aber auch eine schwache zweite Halbzeit gegeben, in der sich dann doch der Kraftverschleiß nach spielreichen Wochen im Ligabetrieb bei mehreren Spielern offenbarte. Konzentration und Kräfte in der Abwehr schwanden, in der Offensive fehlten die Ideen, nach ersten Fehlern hatte das deutsche Team phasenweise komplett den Faden verloren. All das zählte 24 Stunden später aber nicht mehr. Deutschland begann gegen Slowenien stark und beendete die Partie nicht viel weniger überzeugend. Slowenien erhielt eine Handball-Lehrstunde.

Die hatte mit der ersten von insgesamt zehn Paraden von Andreas Wolff begonnen. Die ersten Sekunden waren gespielt, Gregor Potocnik pfefferte den Ball aufs deutsche Tor, doch Wolff lenkte die Kugel zur Seite ab. Im Gegenzug beendete Steffen Weinhold den daraus resultierenden Tempogegenstoß erfolgreich. Es war zwar nur das 1:0, aber es war auch ein Signal: So klappt das heute! Und wie es klappte. In einem Spiel mit hohem Tempo stand die Abwehr um den Innenblock Hendrik Pekeler und Johannes Golla, der den augepowerten Patrick Wiencek ersetzte, sicher. Anfangs konnte Sloweniens Spielmacher Miha Zarabec noch Pässe auf den Kreisläufer-Koloss Blaz Blagotinsek vollenden, doch mit zunehmender Spieldauer hatte sich das erledigt. Das deutsche Team drückte aufs Tempo, immer wieder parierte Wolff, immer wieder gelangen Ballgewinne in der Abwehr, die immer wieder von Topscorer Marcel Schiller (7), Timo Kastening oder Steffen Weinhold vollendet wurden. Im Positionsspiel trafen Julius Kühn und Johannes Golla. Der ganze Frust der Slowenen ließ sich in den finalen Sekunden der ersten Halbzeit erkennen, als Jure Dolenec mal wieder an Wolff gescheitert war und mit hängendem Kopf dem Boden entgegenfluchte.

22:12 stand es zur Pause, es war eine nahezu perfekte Halbzeit des deutschen Teams. So hatte sich der Deutsche Handballbund die Auftritte seiner wichtigsten Mannschaft vorgestellt, als er Alfred Gislason im Februar vergangenen Jahres überraschend als Bundestrainer für Christian Prokop eingewechselt hatte. Klar, dass sich dieses Bild in der zweiten Halbzeit veränderte, mit zunehmenden personellen Wechseln kam es zu Unterbrechungen im Spielfluss. Am Gesamtbild änderte dies aber nur wenig am überzeugenden Auftritt. „Die Abwehr war richtig gut, Pekeler und Golla waren hervorragend, Wolff hat sehr gut gehalten. Dadurch hatten wir mit Gegenstößen auch viel mehr Druck nach vorne“, resümierte Alfred Gislason zufrieden. „Das macht das Leben doch schon wieder leichter.“