Zagreb. Linus Straßer gewinnt überraschend den Weltcup in Zagreb. Er tritt nach zahlreichen Rückschlägen in die Fußstapfen seines Vorbilds.

Linus Straßer konnte es kaum fassen. Gerade hatte der letzte Läufer beim Weltcup-Slalom auf dem tückischen Bärenberg nahe der kroatischen Hauptstadt Zagreb die Ziellinie überquert - und noch immer und damit endgültig stand sein Name ganz oben auf der Anzeigetafel. Ja, er hatte gewonnen. Straßer sank im Zielraum aufs Knie, umklammerte seine Skier und blickte ein wenig fassungslos umher. Seine Augen schimmerten feucht.

„Unglaublich, unglaublich“, stieß er wenig später noch immer völlig überwältigt hervor. Unglaublich - aber wahr: Von Platz acht nach dem ersten Lauf war er angriffslustig und taktisch klug völlig überraschend noch zu seinem ersten Sieg in einem Spezialslalom gefahren, zugleich zum ersten eines Deutschen seit jenem seines Vorbild Felix Neureuther im November 2017 im finnischen Levi. „Dass es noch nach vorne reicht, hätte ich nicht gedacht“, sagte er nach seinem Meisterstück.

Straßers beste Platzierung war Rang fünf

Straßer gewann vor den beiden Österreichern Manuel Feller (+0,10 Sekunden) und Marco Schwarz (+0,16). Es war bereits sein zweiter Sieg im Weltcup, aber der erste, der wirklich etwas bedeutet. Gewonnen hatte er zuvor im Januar 2017 in Stockholm, dabei handelte es sich allerdings um ein City Event, einen Slalom ausgetragen im Parallel-Modus. Straßers beste Platzierung in einem Spezialslalom war seit Schladming 2015 ein fünfter Rang.

Seit jenem fünften Rang vor bald sechs Jahren galt der 27 Jahre alte Münchner als legitimer Nachfolger von Neureuther, doch er war lange ein Versprechen, das sich nicht erfüllte. Er stand sich lange Zeit selbst im Weg, auch Verletzungen warfen ihn zurück. Vor dieser Saison hatte Straßer gut dreieinhalb Monate wegen einer entzündeten Quadrizepssehne pausieren müssen, erst Mitte November konnte er daher wieder mit dem Training beginnen.

Straßer überwältigt: "Ein bisschen surreal"

Dass der mittlerweile gereifte Straßer das Zeug zum Sieg hat, hatte sich freilich schon abgezeichnet. Im ersten Slalom der Saison in Alta Badia tastete er sich als 18. bereits heran an die Weltspitze, im zweiten einen Tag später fuhr er dann als Sechster in Madonna di Campiglio bereits mitten hinein - und schon damals sagte DSV-Alpinchef Wolfgang Maier über sein langjähriges Sorgenkind: „Die Hoffnung, dass da noch mehr kommt, ist berechtigt.“ Aber dass es so schnell geht?

„Es ist ein bisschen surreal“, sagte der überwältige Straßer, der im ZDF bekannte, ihm hätten die Zuschauer gefehlt. Zudem habe er sich vor dem Rennen „nicht gut gefühlt, irgendwie ist mir das Feuer abgegangen“. Allerdings sei es im Sport manchmal so, „wenn man es unbedingt will, dann passiert es nicht, und wenn man es passieren lässt, dann passiert es auch“. Straßer unterschlug, dass er auf der ramponierten Piste am Bärenberg mit bemerkenswerter Souveränität zu Tal fuhr.

Auch Sebastian Holzmann überzeugt

Eine starke Leistung zeigte erneut auch Sebastian Holzmann. Mit der hohen Startnummer 42 qualifizierte er sich auch im dritten Slalom der Saison für das Finale, dort verbesserte er sich nach hervorragenden Zwischenzeiten von Rang 25 auf Rang 17. Holzmann holte damit zum neunten Mal Weltcuppunkte. Seine beste Platzierung ist nach wie vor der elfte Rang beim Slalom in Kranjska Gora im März 2018. (dpa)