Nürburg. Lewis Hamilton ist beim Großen Preis der Eifel ein historischer Sieg gelungen. Comeback-Pilot Hülkenberg überzeugte.

Sieg-Rekord eingestellt, der siebte WM-Titel ist zum Greifen nah: Lewis Hamilton hat ausgerechnet in der Heimat von Michael Schumacher seinen 91. Grand-Prix-Erfolg gefeiert und dürfte schon in wenigen Wochen auch die sieben Weltmeisterschaften des legendären Kerpeners egalisieren. Sebastian Vettel hingegen erlebte beim Heimspiel als Elfter ein weiteres Debakel, Superjoker Nico Hülkenberg fuhr „aus kalter Hose“ im Racing Point von Startplatz 20 auf acht vor.

Auf dem Nürburgring gewann Mercedes-Star Hamilton vor Red-Bull-Pilot Max Verstappen (Niederlande) und dem Australier Daniel Ricciardo, der Renault den ersten Podestplatz seit dem Formel-1-Comeback 2016 bescherte.

Hamilton baut Vorsprung auf Bottas aus

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In der Fahrerwertung hat der 35-jährige Hamilton nun satte 69 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Valtteri Bottas, der in seinem 150. Grand Prix den Mercedes mit der Startnummer 77 wegen Motorproblemen abstellen musste. Damit kann der Finne bei sechs verbleibenden Rennen aus eigener Kraft nicht mehr an Hamilton vorbeiziehen.

„Ich denke nicht an den Schumacher-Rekord“, sagte der an diesem Wochenende bedrückt wirkende Hamilton noch am Samstag. Zwei Coronafälle gab es in der Mercedes-Crew, sechs Teammitglieder wurden vorsichtshalber ausgetauscht. Im Rennen aber war wieder „Hammertime“.

Bottas mit Problemen

15.000 Tickets verkaufte der Nürburgring, das stimmige Hygiene-Konzept ermöglichte den bislang zweitbesten Besuch in der Corona-Saison, doch die Fans sahen ein eher eintöniges Rennen - auch, weil das unberechenbare Eifelwetter nicht zum Faktor wurde.

Pole-Setter Bottas behauptete beim Start in einem haarigen Zweikampf die Führung vor Hamilton. In der 13. von 60 Runden verbremste sich der WM-Zweite aber folgenschwer. Bottas musste nicht nur Hamilton passieren lassen, sondern ruinierte sich auch seine Reifen. Der Sieg war für ihn nach seinem ungeplanten Boxenstopp außer Reichweite, vier Runden später platzten wohl auch seine letzten WM-Träume: „Ich habe keine Power“, funkte Bottas. Wagen um Wagen zog an ihm vorbei, dann stellte der 31-Jährige seinen nachtschwarzen Silberpfeil ab.

„Ich hatte Leistungsverlust, habe es ein paar Runden versucht, aber es ging dann nicht mehr. Wenn Lewis heute gewinnt, wird es im Hinblick auf die WM ein bisschen schwierig für mich“, analysierte Bottas am RTL-Mikrofon.

Räikkönen mit Rekord

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Vettel, Sieger des bis dato letzten Nürburgring-GP im Jahr 2013, leistete sich einen heftigen Verbremser in der elften Runde und kam ebenfalls früher als geplant zum Reifenwechsel. Bei neun Grad Lufttemperatur (Asphalt: 15 Grad) baute sein zweiter Satz früh ab, sodass er am Ende die Punkteränge knapp verpasste. Viel besser machte es der Emmericher Hülkenberg, der am Samstagmittag spontan den erkrankten Kanadier Lance Stroll ersetzt hatte.

Vettels langjähriger Ferrari-Weggefährte Kimi Räikkönen avancierte am Sonntag mit seinem 323. Grand-Prix-Start zum alleinigen Formel-1-Rekordhalter. Der 40 Jahre alte Finne, der als Vorletzter und damit direkt vor Hülkenberg gestartet war, hatte seine auffälligste Szene, als er mit seinem Alfa Romeo den Williams von George Russell (England) abschoss.

Mick Schumacher an der Strecke

Mit Argusaugen beobachtete Mick Schumacher das Geschehen. Der 21-Jährige, dessen Formel-1-Trainingsdebüt am Freitag vom dichten Nebel über der Strecke verhindert wurde, blieb das gesamte Wochenende bei Alfa Romeo und erhaschte tiefe Einblicke ins Innenleben seines allem Anschein nach künftigen Teams.

Dass der Sieg-Rekord seines Vaters an Hamilton ging, sieht der 21-Jährige sportlich: „Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden. Wenn es Lewis gelingt, ist es die Aufgabe der anderen Fahrer, diesen Rekord zu brechen.“ (sid)