Paris. Topfavorit Rafael Nadal trifft im Finale der French Open auf Novak Djokovic. Siegt Nadal erneut, kann er mit Federer gleichziehen.

Rafael Nadal riss die Arme hoch und blickte nach seiner Machtdemonstration kurz gen Himmel. „Die Bedingungen sind so schwierig. Es ist unglaublich, dass ich wieder im Finale stehe“, sagte der Sandplatzkönig, der nun in seinem Pariser „Wohnzimmer“ nach seinem 13. Titel greift.

Der 34 Jahre alte Spanier schlug den Argentinier Diego Schwartzman im Halbfinale mit 6:3, 6:3, 7:6 (7:0) und bleibt damit im Turnierverlauf weiter ohne Satzverlust. Nadal besitzt nun beste Chancen auf seinen insgesamt 20. Grand-Slam-Titel - er kann mit Roger Federer (Schweiz) gleichziehen.

Djokovic führt im direkten Vergleich gegen Nadal

Im Endspiel trifft er auf den Weltranglistenersten Novak Djokovic, der am Freitagabend gegen den griechischen Tennisprofi Stefanos Tsitsipas in einem packenden Fünf-Satz-Match 6:3, 6:2, 5:7, 4:6, 6:1 gewann. Für Djokovic ist es das fünfte Roland-Garros-Endspiel. Sein bislang einziger Titel bei dem Grand-Slam-Turnier in Paris gelang ihm 2016. Im direkten Vergleich führt Djokovic vor dem Finale am Sonntag (15 Uhr/Eurosport) 29:26.

Rafael Nadal bejubelt seinen erneuten Einzug ins Finale der French Open.
Rafael Nadal bejubelt seinen erneuten Einzug ins Finale der French Open. © Getty

Für Nadal wird es das insgesamt 102. Match in Roland Garros, sagenhafte 99 Partien hat er bislang gewonnen. Seit 2010 verpasste der Mallorquiner nur zweimal den Turniersieg bei dem Grand-Slam-Event: 2015 scheiterte er im Viertelfinale an Djokovic, 2016 konnte er zu seinem Drittrundenmatch verletzt nicht antreten.

Schweres Jahr für Nadal

Dass Nadal auch 2020 wieder eine derart dominante Rolle einnimmt, ist nicht ganz selbstverständlich. Vor dem Turnierbeginn hatte es leise Zweifel an seiner Ausnahmestellung gegeben. „Dieses Jahr wird es für Rafael Nadal besonders schwer“, sagte das deutsche Tennisidol Boris Becker. Auch Nadal meinte, es würden „aus vielen Gründen die schwierigsten Bedingungen für mich in Roland Garros“ werden. Er verwies auf „sehr langsame Bälle“ und einen „sehr schweren, sehr kalten Boden“. Die Viertelfinalniederlage in Rom - ausgerechnet gegen Schwartzman - ließ seine Kontrahenten frohlocken.

Nadal diktierte direkt das Geschehen

Doch als das Turnier losging, war von einem Fremdeln Nadals mit Paris so gar nichts zu spüren. Er marschierte problemlos ins Halbfinale und machte am Freitag da weiter, wo er im Viertelfinale gegen Alexander Zverevs Bezwinger Jannik Sinner aufgehört hatte. „In Rom habe ich noch gegen ihn verloren. Ich bin glücklich, wie ich gespielt habe“, sagte Nadal unmittelbar nach der Partie.

Nadal war von Beginn an hellwach, leistete sich kaum Fehler und diktierte das Geschehen mit seiner starken Vorhand. Doch Schwartzman, der nur eine von zehn Partien gegen Nadal zuvor gewonnen hatte, hielt zunächst mutig dagegen. „Ich weiß in dieser Woche, dass ich ihn schlagen kann“, meinte der 28-Jährige. Die ersten drei Spiele dauerten 26 Minuten. Doch dann setzte sich Nadal ab.

Rekordchampion zeigt starke Nerven

Im zweiten Durchgang drückte der Favorit aufs Tempo und nahm Schwartzman gleich zweimal das Service ab. Der Argentinier war nun auf verlorenem Posten, und es war zu Beginn des dritten Satzes zu spüren, dass sein Glaube an eine Überraschung bereits erschüttert war. Doch Schwartzman berappelte sich noch einmal und wehrte sich nach Kräften gegen die drohende Niederlage. Der Mann aus Buenos Aires zwang Nadal in den Tiebreak, in dem der Rekordchampion starke Nerven bewies und das Match nach Hause brachte. (sid/dpa)