San Sebastian. Olympique Lyon hat den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg keine Chance gelassen. Der Traum vom Triple platzt im Finale der Champions League.

Die Übermannschaft aus Frankreich, sie war wieder eine Nummer zu groß: Wie schon in den Finals 2016 und 2018 sind die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg in der Champions League an Olympique Lyon gescheitert. Das Lyon-Trauma wollte auch bei der Endrunde am Sonntagabend in San Sebastian nicht enden, mit 1:3 (0:2) verlor die Mannschaft von Trainer Stephan Lerch das Finale.

Bereits vor dem Endspiel war durchgesickert, dass die Partie im Estadio Anoeta die Abschiedsvorstellung von Pernille Harder werden würde. Der Kicker hatte berichtet, dass die von ihm frisch gekürte Fußballerin des Jahres den VfL mit sofortiger Wirkung verlassen wird. Dreieinhalb Jahre spielt die Dänin in der Bundesliga, erzielte in 114 Partien 105 Tore. Ihr Vertrag gilt eigentlich noch bis zum Sommer 2021, doch die 27-Jährige soll darauf gedrängt haben, schon jetzt zu ihrer Freundin Magdalena Eriksson und zum FC Chelsea nach London wechseln zu dürfen. Wolfsburg gab dem heftigen Werben nach, verkündet hätte man diesen Transfer-Hammer allerdings gern erst nach dem Endspiel von San Sebastian.

Trainer Lerch rotierte bei Wolfsburg

Dass Wolfsburgs Star die Mannschaft noch einmal als Kapitänin aufs Feld führte, war jedoch die kleinste Überraschung: VfL-Coach Stephan Lerch rotierte einmal mehr in der Abwehr, stellte nach dem glücklichen 1:0 im Halbfinale gegen Barcelona sowohl innen als auch außen um. Doch es nützte wenig, denn Lyon legte die Achillesferse im VfL-Kader gnadenlos offen. Obwohl mit Ada Hegerberg die beste Angreiferin verletzt fehlte, kam Olympique immer wieder zu gefährlichen Offensivaktionen.

Sicherheit strahlte der VfL in seiner Abwehr zu selten aus. Der französische Serienmeister kaum zu häufig zu gefährlich in den Wolfsburger Strafraum. Vornehmlich über seine rechte Seite, über die auch die 2:0-Pausenführung zustande kam. Erst bekam Eugenie Le Sommer (25. Minute) nach ihrem abgewehrten Versuch einen zweiten, den sie nutzte. Dann war es Saki Kumagai, die aus 16 Metern platziert abzog, obwohl der VfL hätte klären können (40.).

Zu allem Überfluss war Lerchs Idee mit Sara Doorsoun als Linksverteidigerin früh dahin, denn die Nationalspielerin verletzte sich bei einer Rettungstat am linken Bein, es ging noch während des Spiels zum MRT ins Krankenhaus.

VfL Wolfsburg zeigt nach der Pause ein anderes Gesicht

Das VfL-Spiel der ersten Hälfte war insgesamt zu behäbig, defensiv anfällig bis unsicher und vorne zu uninspiriert. Das galt auch für Harder in ihrem letzten Spiel im grün-weißen Trikot – Lyons 2:0-Führung ging in Ordnung.

Mit Wiederanpfiff wurde es ein ganz anderes Spiel. Der VfL musste mutiger werden und wurde es, sie schafften es, mit früherem, griffigen Pressing, Olympique ihr Spiel aufzuzwingen und den Aufbau empfindlich zu stören. So machte auch die Übermannschaft Fehler, den ersten gravierenden nutzte Alexandra Popp nach Flanke von Ewa Pajor per Kopf zum Anschluss (57.).

Die Wolfsburgerinnen waren nun am Drücker, Popp hätte aus der Distanz gleich nachlegen können (59.). Doch aus der starken eigenen Drangphase und Lyons kurzzeitiger Verunsicherung schlug der VfL keinen Profit. In der Schlussphase war es dann ausgerechnet Sara Gunnarsdottir, die Wolfsburg noch bis ins Viertelfinale gebracht hatte, zum 1. Juli aber nach Lyon wechselte. Sie verlängerte, fast angeschossen nach einem scharfen Ball (88.), Wolfsburgs Lyon-Trauma – und besiegelte den bitteren Abschied von Superstar Harder, die an diesem Abend nicht die entscheidenden Akzente zu setzen wusste.